Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
trug ebenfalls olivgrüne Arbeitskleidung, wie fast alle Mitarbeiter des Zoos.
„Ach so", sagte er nachdenklich. Allerdings schüttelte er kurz darauf den Kopf. „Der Zaun ist hoch, die Mauern dick, da gibt es keine Lücken, sicher nicht. In all den Jahren kam hier niemand ungebeten herein."
„Mmh." Josh dachte nach. Er konnte sich das eigentlich auch nicht vorstellen, dennoch wollte er keine Möglichkeit auslassen.
„Ich werde trotzdem noch mal alles kontrollieren."
Tatsächlich bot die Umzäunung des Zoos keine „Angriffsfläche". Josh hatte die hohen Gitter mit den spitzen Enden und die Mauern gründlich abgesucht und keine Auffälligkeiten bemerken können. Lediglich ein Manko hatte der Zoo: den Wirtschaftshof!
Der lag in einem anderen Bereich, etwas abseits gelegen, hinter einer S-Bahn Unterführung, vom Zoo jedoch zu Fuß erreichbar.
Diese Unterführung war für Besucher natürlich nicht zugänglich. Schilder verbaten den Zutritt. Die vielen Angestellten des Zoos konnten diesen Weg allerdings ungehindert passieren.
Im Wirtschaftshof gab es Umkleidekabinen und Duschräume für die Mitarbeiter, sowie eine Tierklinik mit zugehöriger Quarantänestation und eigener Apotheke, ausreichend Platz für Baumaterialien aller Art. Zudem existierte eine Gärtnerei mit Treibhäusern, die den Zoo mit den nötigen Grünpflanzen versorgte.
Dort befanden sich ebenfalls Werkstätten. Reparaturen und Bauarbeiten wurden von dort aus organisiert. Zooeigene Handwerker waren für Umbaumaßnahmen an Tiergehegen oder Transportkisten verantwortlich, sowie für alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten, die erledigt werden mussten. Zentral gelegen war zudem noch die Großküche mit zahlreichen Lager- und Kühlräumen. Hier wurden tagtäglich die benötigten Futtermengen vorbereitet und verpackt, bevor sie auf die verschiedenen Reviere verteilt wurden.
Schon lange war eine Restauration des Wirtschaftshofes geplant, nur fehlte bis vor kurzem das notwendige Kleingeld. Sollte sich hier vielleicht die gesuchte Lücke befinden? Der Hof war durch Gitterzäune abgetrennt, aber vielleicht waren die nicht hoch genug? Und an einigen Stellen ragten auch nur Bauzäune in die Höhe, die die beginnenden Renovierungsarbeiten signalisierten.
Außerdem bot der Hof viele Versteckmöglichkeiten. Vielleicht hatte sich hier der Mörder unbemerkt aufgehalten?
Josh konnte das nicht ausschließen.
Hätte ein Mitarbeiter seine Hände mit im Spiel gehabt, wäre es für ihn allerdings eine Leichtigkeit gewesen, vom Wirtschaftshof in den Zoo zu gelangen - selbst nachts.
Nachdenklich kehrte Josh um.
Bei den Raubtieren herrschte großer Andrang. Betty und die Auszubildende Carola waren dabei, die zwei Luchse einzufangen, um sie zu impfen. Mit dabei war Mattes, der Tierarzt. Eine wilde Jagd durch das Freigehege begann, doch das Luchsmännchen wollte sich nicht wirklich mit dem großen Kescher einfangen lassen. Laut fauchend saß es in der Ecke und fletschte die Zähne.
„So komm ich da nicht ran", sagte Mattes. In seiner Hand ruhte die Spritze mit der Impfflüssigkeit.
Betty zuckte mit den Schultern.
„Weiß auch nicht, was er heute hat. Vielleicht zu viele Besucher?"
„Kann ich helfen?", fragte Josh, und alle sahen ihn an.
„Gute Idee!", äußerte sich Carola sofort. „Du schaffst das bestimmt."
„Eine weitere kräftige Männerhand könnte durchaus nicht schaden", fügte Betty hinzu.
Kurz darauf betrat Josh das Gehege der Luchse. Mattes drückte Betty die Spritze in die Hand, dann bewaffnete er sich mit einer langen Greifstange. Josh nahm den Kescher.
Mit der Stange rückte Mattes dem Luchs auf die Pelle. Der ließ es sich nicht lange gefallen und machte schließlich einen weiten Satz auf den Boden und durchquerte das Gehege in Windeseile, um am anderen Ende des Geheges einen Platz auf einem höher gelegenen Felsen zu finden. Während Mattes mit der Stange, die am Ende gegabelt war, wie eine Art Wünschelrute, den Kopf des Tieres festhielt, näherte sich Josh mit dem Kescher. Als er das Netz über den Luchs stülpte, begann dieser abermals zu fauchen und zu zappeln. Josh hatte wirklich Mühe, das Netz zu halten. Betty kam ihm zur Hilfe. Zuvor hatte sie Mattes die Spritze gegeben. Der packte mit seinen dicken Sicherheitshandschuhen den Luchs am Nacken, um die Injektion zu setzen, während Carola die Stange hielt, die den Luchs weiterhin fixierte.
Als die Arbeit getan war, ließen sie das Tier wieder frei. Alle waren außer Atem,
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