Nachts im Zoo (Junge Liebe ) (German Edition)
nur ein schlechter Scherz?
„Was schleichst du auch nachts im Zoo herum?", keifte Betty ungehalten, als Josh nichts mehr sagte.
Dessen Augen wurden bei dieser Frage allerdings zu schmalen Schlitzen. Er deutete hinter sich, in die Richtung, die zum Zooeingang und somit zum Verwaltungs- und Wohngebäude führte.
„Ich wohne hier zufällig", erklärte er dazu bissig. „Wenn ich aus dem Hauseingang trete, befinde ich mich direkt im Garten. Und mein Garten ist der Zoo. Und wenn ich meine, nachts Besuch mit in meinen Garten zu nehmen, dann ist das einzig und allein meine Angelegenheit."
Betty hatte es direkt die Sprache verschlagen. Sie wusste, dass es keinen Sinn machte, gegen den Neffen des Zoodirektors weitere Gegenargumente hervorzubringen. Obwohl Bernd Behrens von diesen nächtlichen Aktionen sicher auch nicht begeistert war. Mit einem beleidigten Gesichtsausdruck sagte sie nur noch:
„Dann gib deinem Begleiter die Gehhilfe zurück, damit er bei den nächsten Gartenbesuchen besser zu Fuß ist. Aber sag ihm gefälligst auch, dass er in Zukunft mehr auf seine Krücken aufpassen sollte. Ich sehe nicht ein, dass die Tiere, aufgrund solcher Fahrlässigkeiten, womöglich noch zu Schaden kommen."
Josh grinste.
„Ach, nun tu nicht so. Du weißt genau, dass wir das nicht mit Absicht getan haben."
Betty winkte ab.
„Mir egal. - Ich finde es einfach nicht gut, dass du hier nachts herumstreunst."
„Wir tun das für die allgemeine Sicherheit", erklärte Josh. „Ich unterstütze damit nur den Nachwächter, mehr nicht."
Daraufhin wurde Betty hellhörig.
„Wieso?", fragte sie. „Ich dachte, die Sache ist geklärt?"
Die „Sache"! Nicht einmal aussprechen mochten seine Kollegen, was hier geschehen war.
„Nein, ganz und gar nicht!", ertönte plötzlich eine Stimme. Es war Lasse, der Azubi, der momentan bei den Antilopen arbeitete und mit einer Karre Heu an ihnen vorbeigefahren war, die Diskussion jedoch nebenbei mitverfolgt hatte.
„Habt ihr es nicht im Radio gehört? Es wurde eben durchgesagt: Harry Münzer wurde vorerst wieder freigelassen, aus Mangel an Beweisen. Der wird höchstens wegen Diebstahl und Nötigung bestraft."
Josh konnte kaum glauben, wie sich die Ereignisse plötzlich überschlugen, obwohl er die ganze Zeit schon so etwas geahnt hatte.
„Siehst du, Betty", sagte er zu seiner Kollegin. „Ich möchte wirklich nur, dass alles wieder in Ordnung kommt."
Als Betty gegangen war, griff Josh sofort nach seinem Handy und informierte Lukas.
„Ja, sie haben deine Krücke gefunden. Und zwar in der Freianlage der Tiger." Es klang wirklich unglaublich. „Wir müssen das weiter verfolgen. Irgendwas stimmt da doch nicht."
Er verabredete sich mit Lukas noch für den selbigen Abend. Als er das Gespräch beendet hatte, hörte er Thomas sich langsam nähern.
„Sag mal, was läuft hier eigentlich?", fragte der. „Wie du redest ... Das klingt, als wäre etwas nicht in Ordnung."
Josh zögerte einen Moment, dann sah er Thomas ehrlich an. Wenn er sich einer Person anvertrauen konnte, dann wohl ihm, oder?
„Ich weiß noch nicht genau, wie und warum ... aber eins sag ich dir. Hier läuft eine verdammte Scheiße ab, eine miese Tour ..."
Weiter kam er nicht, denn sein Handy klingelte. Es war Herr Schneider, sein Anwalt.
„Du hast die Neuigkeiten sicher schon erfahren, oder?", fragte er.
„Ja", erwiderte Josh. „Gerade eben. Münzer ist nicht der Täter. Das heißt, ich bin noch immer nicht raus aus der Sache."
„Ganz genau", erwiderte Schneider. „Münzer hat zugegeben in der Mordnacht am Zoo gewesen zu sein. Er hat Cychowski aufgelauert, weil jener ihm eine Menge Geld schuldete. Svens Firma stand kurz vor dem Bankrott ..."
„Ach herrje!", stöhnte Josh. Er musste sich setzen, so sehr wühlten ihn die neuen Informationen auf. Schneider erzählte weiter.
„Münzer hat auch gestanden, dass er Svens Wagen geklaut hat, als Anzahlung sozusagen. Zuvor hat er Sven zur Rede gestellt, der ist allerdings abgehauen ... Münzer gibt an, dass er dich gesehen hat, wie du Sven zum Ausgang gebracht hast ..."
„Mensch, das ist doch aber super!", fuhr Josh dazwischen. „Das ist mein Alibi!"
„Moment!", lenkte Schneider sofort ein. „Münzer sagt aber auch, dass Sven zum Verwaltungsgebäude gelaufen ist, aus Angst, Münzer könne wieder gewalttätig werden. Dort verläuft sich Svens Spur, und Münzer gibt an, dass er Sven nur noch einmal gesehen hat - allerdings dann wieder im Zoo. In Begleitung eines
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