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Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition)

Titel: Nachts kommt die Angst: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Gwisdek
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Umfeld, die Nichtsozialisierung … na ja, man dreht sich im Kreis, wenn man darüber nachdenkt; undschon bin ich wieder bei dem, was ich als Entschuldigung nicht gelten lasse. Die furchtbare Kindheit.« Bereits während ihres letzten Satzes war sie aufgestanden und kam nun mit dem Nutellaglas und einem Löffel zurück.
    »Als ich fünf war, fragte mich jemand, was ich einmal werden wolle. Ich sagte: Prinzessin. Ich kannte keine, die das nicht werden wollte, alle meine Freundinnen wollten Prinzessin werden. Mit zehn wollte ich dann Busfahrerin werden, mit zwölf Tierärztin, mit vierzehn Schauspielerin. Nichts davon bin ich geworden. Ich wurde Malerin, noch dazu keine sonderlich gute. Es gilt, im Leben Fehler zu machen, falsche Entscheidungen zu treffen, die Hauptsache ist nur, dass du sie erkennst. Egal wann. Was würdest du anders machen, wenn du die Chance bekämst, ein zweites Leben zu führen?«, fragte sie.
    Er schien nur darauf gewartet zu haben, genau diese Frage gestellt zu bekommen, denn er dachte nicht einen Moment nach.
    »Ich wäre jemand anderes«, sagte er trocken.
    »Nein, ich meine, was würdest du ändern wollen?«
    Erst jetzt machte er eine lange Pause, bevor er antwortete.
    »Jeden Abend gehen die Leute mit dem Vorhaben ins Bett, sich zu ändern. Und am nächsten Morgen stehen sie auf … und tun es nicht. Sie machen weiter wie bisher. Weißt du, wie oft ich das selbst in den letzten zwanzig Jahren so gemacht habe?«
    »Zwanzig Jahre?«
    »Sagen wir zehn. Dafür aber jeden Tag. Und deswegen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass, wenn ich die Wahl hätte, es besser wäre, jemand anderes zu sein.«
    »Das ist traurig.«
    Harris nickte eine Weile still vor sich hin.
    »Ja. Falsche Entscheidungen multiplizieren sich irgendwie. Es ist mehr als eine Kettenreaktion, es ist wie … es ist logisch. Alles folgt einer logischen, unabänderlichen Reihenfolge.«Harris setzte sich auf und stopfte das Kissen in seinem Rücken zurecht.
    »Es ist ganz einfach. Hätte mein Vater damals nicht Maria kennengelernt, würden wir jetzt nicht hier sitzen. Ich wäre nämlich nicht Bulle geworden, wenn ich mir nicht damals in den Kopf gesetzt hätte, die Bösen zu jagen. Aber mein Vater ist unschuldig, denn wenn ich die Geschichte an einem anderen Tag beginne, dann …« Binnen Sekunden schien er die Vergangenheit Revue passieren zu lassen, eine hässliche Vergangenheit, denn sein Blick verdüsterte sich nicht nur, sondern wurde mit einem Mal starr, beinahe wahnsinnig.
    »Meine Mutter war der Inbegriff einer beschissenen Ehefrau … von ihren Qualitäten als Mutter will ich gar nicht reden. Aber ich habe sie geliebt! Mein Vater hat sie geliebt! Na ja, anfangs sicherlich. Und dann eines Tages stand diese junge Frau vor unserer Tür. Maria! Versicherungsvertreterin aus dem Westen. Bildschön! Jede Woche stand so jemand da. Jede Woche eine andere Versicherung … alles sollte versichert werden, das Haus, das Auto, der Fernseher … die Ehe meiner Eltern war nicht versichert. Und so ging mein Vater ein paar Monate später mit Maria. Ohne Vorankündigung, einfach so. Er packte seine Sachen und ging. Sechs Wochen später kam der Scheidungstermin mit der Post. Meine Eltern sahen sich erst vor dem Scheidungsrichter wieder und dort auch das letzte Mal. Da war ich neun. Und du fragst mich, was ich ändern würde!« Harris stand auf, holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie an der Spültischkante und trank sie in einem Zug aus.
    »Lass uns über was anderes reden«, murmelte er, warf sich aufs Sofa und zog Alexandra nah an sich heran.
    »Das erst … das war wirklich schön«, sagte er nach einer Weile.
    »Aha! Was soll das heißen?«
    »Ich sagte, dass es schön war. Das heißt …«
    »Dass du irgendwann bei mir einziehen willst!«
    »Hey, ich sagte nur, dass es schön mit dir ist, ich hab nicht gefragt, ob du mich heiratest!«
    Alexandra ließ ruckartig die Schultern fallen und atmete dabei tief aus.
    »Ich weiß. Ich würde auch nicht mit ’ner Irren leben wollen!«
    »Alexandra Fischer! Du bist nicht irre.«
    »O doch. Ich sehe Gestalten, die es nicht gibt. Ich kann nicht allein sein. Ich habe Angst im Dunkeln, und ganz sicher habe ich auch Jack vergiftet. Ach Scheiße … entschuldige bitte!«
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Es ist das Haus, was dich verrückt macht. Vielleicht musst du einfach nur da wegziehen.«
    »Wohin?«
    »Das ist ’ne gute Frage. Ich könnte mich im Ort umhören. Hin und

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