Nachts
geduldig wieder zurück, drehte ihn um und fädelte ihn erneut ein. Er stellte fest, daß ihn diese kleine Verzögerung nicht im mindesten störte; den Vorgang Schritt für Schritt zu wiederholen, schien eine beruhigende Wirkung auf ihn zu haben. Diesmal leuchtete nun die erste Seite der Ausgabe vom 1. April 1981 der Junction City Gazette vor ihm auf. Schlagzeile war der überraschende Rücktritt eines Bürgermeisters, von dem Sam noch nie gehört hatte, aber sein Blick wanderte rasch zu einem Kästchen am unteren Rand der Seite. In diesem Kästchen stand fol
gende Nachricht:
RICHARD PRICE UND DAS PERSONAL
DER ÖFFENTLICHEN BIBLIOTHEK VON JUNCTION CITY
ERINNERN SIE DARAN, DASS
VOM 6. 13. APRIL
DIE NATIONALE BIBLIOTHEKSWOCHE STATTFINDET.
KOMMEN SIE UND BESUCHEN SIE UNS!
Habe ich das gewußt? fragte sich Sam. Habe ich dieses spezielle Kästchen Film deshalb genommen? Habe ich mich unbewußt daran erinnert, daß die zweite Aprilwache nationale Bibliothekswoche ist?
Komm mit mir, antwortete eine lockende, flüsternde Stimme.
Komm mit mir, Junge ich bin Poliziiiisssst.
Er bekam eine Gänsehaut; er wurde von einem Zittern geschüttelt. Sam verdrängte sowohl die Frage wie auch diese Phantomstimme. Schließlich spielte es auch keine Rolle, warum er die Ausgabe April 1981 der Gazette herausgegriffen hatte; wichtig war, er hatte sie, und das war ein Glücksfall.
Konnte ein Glücksfall sein.
Er spulte die Rolle rasch bis zum 6. April weiter und sah genau das, wonach er gesucht hatte. Über dem Titelschriftzug Gazette stand rot gedruckt:
BIBLIOTHEKSSONDERBEILAGE
Sam spulte zur Beilage weiter. Auf der ersten Seite der Beilage waren zwei Fotos. Eines zeigte das Äußere der Bibliothek. Das andere zeigte Richard Price, den Bibliothekar, der am Ausgabeschalter stand und nervös in die Kamera lächelte. Er sah genau so aus, wie Naomi Higgins ihn beschrieben hatte: ein großer Mann damals um die Vierzig mit Brille und kleinem schmalem Schnurrbart.
Aber Sam interessierte sich mehr für den Hintergrund. Er konnte die freitragende Schwebedecke sehen, die ihn bei seinem zweiten Besuch in der Bibliothek so schockiert hatte. Also war die Renovierung vor April 1981 erfolgt.
Die Artikel waren genau die selbstbeweihräuchernden Schulterklopfstücke, die er erwartet hatte; er las die Gazette seit nunmehr sechs Jahren und war mit ihrem idiotischen SindwirnichteinetolleBandevonMachernStil vertraut. Darunter befanden sich informative (wenn auch durchgehechelte) Absätze über die Nationale Bibliothekswoche, das Leseprogramm des Sommers, das Buchmobil von Junction County und eine neue Budgetrunde, die gerade angefangen hatte. Sam überflog alles hastig. Auf der letzten Seite der Beilage fand er eine interessante Story, die Price selbst geschrieben hatte. Sie trug den Titel:
DIE ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK VON JUNCTION CITY
Einhundert Jahre Geschichte
Sams Eifer dauerte nicht lange. Ardelias Name stand nicht darin. Er griff nach dem Schalter, um den Mikrofilm zurückzuspulen, dann hielt er inne. Das Renovierungsprojekt wurde erwähnt es war 1970 durchgeführt worden , aber da war noch etwas anderes. Etwas ein wenig Seltsames. Sam las den letzten Teil von Mr. Prices schwatzhaftem geschichtlichen Abriß noch einmal, diesmal sorgfältiger.
Nach Ende der großen Wirtschaftskrise ging es auch für die Bibliothek aufwärts. 1942 bewilligte der Stadtrat von Junction City 5000 Dollar zur Beseitigung der Wasserschäden der Überschwemmung von 1932, und Mrs. Felicia Culpepper übernahm die Stelle der Chefbibliothekarin, der sie unermüdlich ihre Zeit widmete. Sie hatte nur ein Ziel vor Augen: eine vollständig renovierte Bibliothek für ein Dorf, das rasch zur Stadt wurde.
Mrs. Culpepper trat 1951 von ihrem Amt zurück und machte Christopher Lavin Platz, dem ersten Bibliothekar von Junction City mit einem Abschluß in Bibliothekswissenschaft. Mr. Lavin gründete den Culpepper Memorial Fonds, der über 15000 Dollar für den Erwerb neuer Bücher aufbrachte, und das allein im ersten Jahr und damit war die öffentliche Bibliothek von Junction City auf dem Weg in die Neuzeit.
Kurz nachdem ich im Jahre 1964 Chefbibliothekar wurde, setzte ich mir bedeutende Renovierungen zum Ziel. Die Mittel für diese Renovierungen wurden schließlich bis Ende 1969
aufgebracht, und obwohl Stadt und Staat mit öffentlichen Mitteln dazu beigetragen haben, daß das wunderschöne Gebäude entstehen konnte, an dem sich die >Bücherwürmer< von Junction City heute
Weitere Kostenlose Bücher