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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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unterdrückt. »Ich habe es vergrößert und kann Einzelheiten erkennen. Aber Straßennamen gibt es für das Reservat natürlich nicht«, fügte sie ernüchtert hinzu.
    »Macht nichts. Beschreib einfach die Landschaft. Ich gebe dich zurück an Jill, die kennt die Gegend wie ihre Westentasche.«
    »Siehst du den Umfolozi? Den Fluss?«, fragte Jill
    Silke versuchte den Tinnitus, der ihren ganzen Kopf auszufüllen schien, wegzudrücken, um sich konzentrieren zu können. »Der Bildschirm ist so verdammt klein. Ich sehe zwar den Weg, glaub ich jedenfalls, und auch den Umfolozi, aber es ist wirklich schwierig, Genaueres auszumachen.«
    »Das schaffst du«, sagte Jill und fragte mit ruhiger Stimme weiter, wollte wissen, wie das allgemeine Terrain aussah, bat Silke, Buschformationen und den Lauf des Umfolozi zu beschreiben. Silke antwortete, so gut sie konnte.
    »Okay«, sagte Jill plötzlich. »Ich glaube, ich hab’s. Kleinen Augenblick.«
    Silke wartete angespannt, während leises Gemurmel aus dem Telefon drang. Die Buschgeräusche um sie herum klangen mit jeder Minute bedrohlicher, und tief im Inneren bezweifelte sie, dass irgendjemand sie in dieser Wildnis finden würde, bevor sie Opfer eines der umherstreifenden Raubtiere wurde.
    »Da bin ich wieder. Meine Freundin Kirsty, die Verlobte des Rangers, der von der Mamba gebissen worden ist …«
    Silke fiel sofort wieder die verweinte junge Frau bei Ricks Unterkunft ein. »Ist sie blond mit einem Pferdeschwanz und sportlicher Figur?« Als Jill das bejahte, sagte sie: »Ich weiß, wer das ist. Ich hab sie heute kurz getroffen.«
    »Gut, dann wirst du sie ja erkennen. Sie ist bereits zu dir unterwegs. Nils gibt ihr gerade per Mobiltelefon deinen Standort durch. Sie ist die Einzige von uns, die über einen der Versorgungs wege, die ausschließlich für Angestellte des Game Reserve bestimmt sind, nachts ins Reservat gelangen kann. Außerdem kennt sie sich bestens im Gelände aus.«
    Silke bedankte sich, wollte schon das Telefon ausschalten, als ihr noch ein brennendes Problem einfiel. »Was soll ich machen, wenn ein Elefant hier aufkreuzt?« Ihre Stimme schwankte. Sie räusperte sich energisch.
    »Hinknien und dich nicht rühren«, sagte Jill.
    Silkes Kehle verengte sich jäh. Ihr Blick wanderte am nächsten Baum hoch, der vor ihr in den fahlen Himmel aufragte. Vier Meter groß wurden Elefanten. Den Baum schätzte sie auf deutlich weniger als vier Meter.
    »Und wenn es ein Löwe ist?«, presste sie mühsam an dem Kloß in ihrem Hals vorbei. »Beten, dass er schon zu Abend geges sen hat?«
    Für ein paar Sekunden war nur das Summen der Leitung zu vernehmen. »Jill? Hast du mich verstanden?«
    »Schrei, wedle mit den Armen«, kam die knappe Anweisung. »Mach dich so groß wie möglich, aber auf gar keinen Fall darfst du dich umdrehen und weglaufen oder auf einen Baum klettern. Das musst du unbedingt befolgen, hörst du? Das würde sofort einen Angriff herausfordern.«
    »Oh«, sagte Silke, und als in einem Busch nur Meter von ihr entfernt Äste knackten, sich ein großer dunkler Schatten zu bewegen schien, versuchte sie zu schreien, aber ihre Stimme streikte.
    »Silke, ist alles in Ordnung?«, rief Jill durchs Handy.
    Mit großer Anstrengung zwang sich Silke zu antworten. »Und das war wohl nicht als Scherz gemeint?«
    »Ich meine das todernst«, erwiderte Jill. »Auf keinen Fall weglaufen, und wenn du irgendwo ein Erdloch in der Nähe siehst, verkriech dich darin. Aber vergewissere dich vorher, dass da gerade kein Warzenschwein drin schläft«, fügte sie hinzu, und auch der Satz klang nicht wie ein Scherz.
    Silke hoffte inbrünstig, dass das alles nur ein grässlicher Albtraum war, sie gleich daraus aufwachen und Marcus sie in seinen kräftigen Armen halten würde. Während sie diese neue Anweisung Jills zu verkraften suchte, redete diese weiter: »Wir haben inzwischen den Ranger von Hluhluwe gesprochen, der seitdem wiederum versucht, einen der Ranger von Umfolozi zu erreichen. Und die Polizei ist auch schon alarmiert.« Sie lachte leise. »Du siehst – von allen Seiten galoppiert die Kavallerie zu deiner Rettung.«
    »Danke«, stammelte Silke und brach in Tränen aus.
    »Mach dir keine Sorgen, wir holen dich da raus«, sagte Jill mit überraschend sanfter Stimme. »Du machst das großartig, Silke. Einfach bewundernswert. Halt nur noch kurze Zeit durch, dann wird Kirsty bei dir sein, und Polizei und Ranger werden nicht ruhen, bis die deinen Marcus gefunden haben.

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