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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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dass sie in eine Falle tappen würde?
    »Woza«, rief Hellfire und winkte ihr auffordernd zu. »Come on«, fügte er auf Englisch hinzu.
    Mit einem Gefühl von Beklommenheit folgte sie den Männern, die sie nicht beachteten, sondern weiterhin lebhaft miteinander diskutierten. Sie empfand es als sehr frustrierend, von einer Unterhaltung, die sich mit Sicherheit um sie drehte, nicht ein einziges Wort verstehen zu können. Der einzige Begriff, den Silke meinte, aus dem Gesprächsbrei unterscheiden zu können, klang so ähnlich wie »kokakuni«. Sie nahm sich vor, Jill Rogge zu fragen, was es hieß. Wenn sie Jill je wiedersehen würde. Und Marcus. Ihr wurde die Kehle eng.
    Für ein paar Minuten lief sie verdrossen hinter den Männern her. Im bleichen Mondlicht wanderten sie im Gänsemarsch am Saum des Zuckerrohrfelds entlang. Anschließend führte Hellfire sie über eine geteerte Straße und weiter durch Gras und Gestrüpp.
    Ohne Vorwarnung flammten plötzlich grelle Scheinwerfer auf, wütendes Hundegebell zerriss die Stille, und eine Stimme brüllte etwas auf Zulu. Silke blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Geblendet blinzelte sie ins Licht.
    Hinter einem doppelten, meterhohen Zaun rasten mehrere große Hunde auf und ab, knurrten, jaulten, bissen in den Maschendraht, und eine Person stand breitbeinig da und zielte mit einem Gewehr auf sie und die Zulus. Obwohl Silke nur die vom gleißenden Licht scharf gezeichnete Silhouette erkennen konnte, war sie sich sicher, dass es eine Frau war. Überrascht sah sie genauer hin. Eine weiße Frau offenbar, denn ihr kinnlanges Haar war glatt und hell.
    »Ja!« Nur das eine Wort, ohne Fragezeichen. Unfreundlich.
    »Hallo«, platzte Silke heraus.
    Das Gewehr schwang augenblicklich herum, und sie starrte entsetzt in die schwarze Mündung. Die Hunde sprangen am Zaun hoch, gebärdeten sich wie wild. Die Zulus lachten und warfen Steine nach ihnen, woraufhin ihr Gebell in eine Art atemloses Geschrei umschlug.
    »He, Iqili Greta«, rief Hellfire in gutturalem Englisch. »Wir bringen dir jemanden, ein verlorenes Hühnchen.« Er wies mit dem Daumen auf Silke, die im Scheinwerferkegel gefangen war wie damals das Reh im Bayerischen Wald.
    Der Gewehrlauf senkte sich um ein paar Zentimeter. »Wer sind Sie, und was wollen Sie?«, war die harsche Frage.
    Die Augenpartie der Frau lag im tiefen Schlagschatten der Scheinwerfer. Silke konnte ihren Ausdruck nicht erkennen. Freundlich erschien ihr die Farmerin nicht. Ihr Blick flog zu Hellfire. Er grinste sie unter dem Mützenschirm auf eine so entwaffnende Art an, dass sie von dem ganz und gar unverständlichen Impuls überrascht wurde, diese Greta links liegen zu lassen, weiter darauf zu vertrauen, dass Hellfire und seine Genossen ihr nichts antun würden, und bis zum Morgen bei den Zulus zu bleiben.
    Stockholmsyndrom, schoss es ihr durch den Kopf. War ihre Wahrnehmung schon so weit verzerrt, dass sie die Realität ausblendete? Das sind Gangster, betete sie sich schweigend vor. Bewaffnet. Denen ist ein Menschenleben nichts wert. Ruckartig wandte sie sich wieder der Farmerin zu, musste sich räuspern, ehe sie antworten konnte.
    »Ich heiße Silke, bin eine Touristin aus Deutschland und hatte einen Unfall.«
    »Und da haben Sie ausgerechnet diese Kerle um Hilfe gebeten? Sind Sie verrückt geworden?« Ungläubig sah die Frau sie über den Gewehrlauf an. »Was haben Sie sich dabei gedacht?«
    Ihr Ton und ihre Worte ließen bei Silke die Galle hochkommen. »Ich habe auf jeden Fall nicht automatisch angenommen, dass sie mir was antun wollten«, schrie sie rebellisch zurück.
    »Das war extrem leichtsinnig und dämlich von Ihnen«, rief die Farmerin ungerührt. »Das hätte Sie Ihr Hab und Gut und Ihre Gesundheit kosten können. Mit ein bisschen Pech auch Ihr Leben … Ruhe!«, brüllte sie ihre Hunde an, woraufhin sich die Tiere jaulend auf den Boden warfen. Der Gewehrlauf schwang wieder in Silkes Richtung. Der Blick der Farmersfrau wanderte abschätzend über Silkes ramponiertes Äußeres. »Und wie haben Sie es angestellt, so auszusehen?« Sie verzog spöttisch ihren Mund. »Mit wem haben Sie sich denn um die Suhle gestritten – Nashorn oder Warzenschwein?«
    »Warzenschwein«, war Silkes deutlich aggressiv gefärbte Antwort.
    Die Zulus brüllten vor Lachen, die Frau mit dem Gewehr zeigte außer einem Zucken ihrer Mundwinkel keinerlei Regung, sondern schwenkte blitzartig den Lauf, bis sie die Zulus im Visier hatte.
    »Zurück«, befahl sie, wobei der

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