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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Zulu schon durchzukalkulieren, welchen Fang er da gemacht hatte. So jedenfalls kam es ihr vor. Seine Freunde grinsten wie hungrige Haifische, und es beschlich sie das höchst ungemütliche Gefühl, dass sie als Beute angesehen wurde. Leichte Beute. Aber jetzt wegzulaufen war falsch.
    »Mach dich so groß wie möglich«, hörte sie Jill sagen, »aber auf gar keinen Fall darfst du dich umdrehen und weglaufen. Das würde sofort einen Angriff herausfordern.«
    Jill hatte das auf Löwen bezogen. Aber es traf sicher auf jedes Lebewesen zu, das sie bedrohte. Vierbeinig oder zweibeinig. Sie stemmte die Arme in die Hüften. »Mein Name ist Silke. Wie heißt du?«, fragte sie den, den sie für den Anführer hielt, und war stolz, ihre Stimme unter Kontrolle zu haben.
    Der drehte seine Baseballkappe nach vorn und schoss ihr einen abwartenden Blick zu. »Hellfire«, sagte er schließlich mit tiefer Stimme.
    Silke nahm sich ihrerseits die Zeit, den Mann eingehend zu mustern. »Hellfire? Das ist ein merkwürdiger Name.«
    »Yebo.« Raues Lachen, blitzende Zähne. »Hell and fire, Hölle und Feuer, das bin ich!«
    Damit drehte er sich zu seinen Kumpanen um, und es entstand eine lebhafte Diskussion in rasend schnellem Zulu und ausladenden Gesten. Immer wieder glitten die Blicke zu ihr, dann steckten sie wieder die Köpfe zusammen, einer zeigte mit dem Daumen auf sie.
    »Das Auto ist kaputt«, sagte sie auf Englisch.
    Daraufhin wurde sie mit voller Aufmerksamkeit belohnt.
    »Kaputt? Es fährt nicht mehr?« Hellfire starrte sie an. »Man kann es doch reparieren?«
    Silke schüttelte den Kopf. »Nein. Elefanten haben es zertrampelt. Es ist nur noch ein Schrotthaufen.«
    Das rief erst ungläubiges Staunen, dann konzentriertes Interesse und weitere lautstarke Diskussionen hervor. Soweit Silke es beurteilen konnte, hatte der Anführer etwas vorgeschlagen, was den vier anderen nicht behagte. Der Wortwechsel wurde hitziger. Silke verstand überhaupt nichts, bemühte sich, aus dem Gesichtsausdruck der Zulus etwas herauszulesen. Was ihr nicht gelang. Nur zwei Begriffe meinte sie wiederholt zu verstehen. Ikkili. Oder so ähnlich. Und ein hartes, entschiedenes »Tscha!«. Was immer das heißen mochte.
    Schließlich knurrte Hellfire einen harschen Befehl und brachte damit die anderen zum Schweigen. Er drehte den Mützenschirm wieder zur Seite und musterte Silke aus schmalen Augen. »Du musst uns sagen, wo das Auto ist, sonst können wir dir nicht helfen. Verstehst du?«
    O ja, sie verstand das nur zu gut. »Ihr helft mir, ich sage euch, wo das Auto ist. Mit meiner Tasche, meinem Pass und meinem Geld.« Heimlich drückte sie sich die Daumen platt und schickte zur Sicherheit noch ein Stoßgebet gen Himmel.
    »Dein Geld, eh?« Hellfires Augen funkelten.
    »Und meine Kreditkarten«, schob sie hinterher und wartete mit angehaltenem Atem.
    Aber dann geschah etwas, womit sie überhaupt nicht gerechnet hatte. Der Zulu grinste, richtig nett, fast ansteckend.
    »Wir helfen dir. Der hier«, er zeigte auf einen ausgemergelten Mann mit Zöpfchenfrisur und Augen, die tief in den Höhlen seines Totenschädels glühten, »das ist Wiseman. Er kann Autos reparieren. Wenn er gut drauf ist und sich sein Hirn nicht mit Tik vollgeschossen hat. Also, wir helfen dir«, wiederholte er.
    »Yebo«, rief der kleine, dickbäuchige Mann neben Hellfire und grinste über sein fröhliches Clownsgesicht. Dabei prüfte er die Schneide seines Messers, indem er sanft mit dem Daumen darüberfuhr. Mit einem zufriedenen Ausdruck steckte er es in seinen Gürtel. Silke wurde es bei dem Anblick eiskalt.
    »Wir bringen dich jetzt zu Iqili Greta auf die Farm«, verkündete Hellfire, packte sein Gewehr und marschierte ohne ein weiteres Wort los.
    Aber Silke rührte sich nicht vom Fleck. »Wer ist diese … Ikkili Greta?«, rief sie ihm nach.
    Hellfire schaute sie kurz über die Schulter an. »Iqili«, sagte er, und das Wort explodierte mit einem klaren Klick förmlich von seinem Mund. »Das bedeutet ›eine clevere Person‹. Iqili Greta ist sehr clever. Sie hat eine Farm nicht weit von hier.«
    Wiseman zischelte manisch vor sich hin, packte aber wie die anderen Panga und Kampfstock und folgte Hellfire. Silke starrte ihnen verwirrt und unschlüssig hinterher. Was ging hier gerade vor? Dass der Zulu plötzlich seine menschenfreundliche Ader entdeckt haben sollte, glaubte sie nicht für eine Sekunde. Was also führte Hellfire wirklich im Schilde? Oder, besser gesagt, wie groß war die Gefahr,

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