Nachtsafari (German Edition)
in sein Büro. Mit Schwung knallte er die Tür zu.
Sergeant Khumalo kämpfte mit sich, ob sie den Captain mit einem brennenden Problem behelligen konnte, stand nach kurzem Zögern auf, ging zu seiner Tür und klopfte. Auf eine laute, aber einsilbige Antwort streckte sie den Kopf in das Büro. »Der Mann soll entführt worden sein. Für eine umfangreiche Suche haben wir nicht genug Leute. Was sollen wir unternehmen?«
»Nichts«, beschied ihr Captain Sangwesi.
»Und wenn das Autowrack lokalisiert ist?«
»Dann schleppen wir es ab, es wird untersucht, und erst danach ziehen wir unsere Schlüsse. Das wird alles einige Zeit in Anspruch nehmen. Aber bis jetzt weiß niemand, wo das angebliche Wrack liegt. Wir haben bisher keinen Anruf bekommen. Wir wissen noch nicht einmal, ob es überhaupt ein Wrack gibt.« Damit widmete sich der Captain wieder seiner Morgenzeitung.
Sergeant Khumalo zog die Tür zu und drehte sich zu ihren Kollegen um. »Business as usual«, rief sie. »Wir haben keinen Anruf bekommen.«
Die anwesenden Polizisten nahmen es unterschiedlich zur Kenntnis. Einer der älteren trug ein zufriedenes Lächeln im Gesicht, die anderen fuhren mit dem fort, womit sie gerade beschäftigt waren.
Kaum hatte die Sergeantin das Büro des Captains verlassen, legte der die Zeitung beiseite, hob den Telefonhörer und wählte. Er wartete, bis der Mann mit den vielen Orden auf der Brust sich meldete, der in KwaZulu-Natals Hauptstadt in dem größten Büro des denkmalgeschützten Backsteinbaus des Polizeihauptquartiers saß.
»Er ist es«, sagte Sangwesi.
»Einen haben wir, den anderen kriegen wir auch noch«, war die erfreute Antwort. »Das ist eine sehr gute Nachricht. Gut gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Wir haben lange darauf gewartet, den Hangman zu finden, und das ist die erste heiße Spur. Komm nächs ten Sonnabend zu mir nach Pietermaritzburg. Wir treffen uns im Golden Horse und belohnen uns mit einem Abend im Casino.«
The Golden Horse Casino! Das Beste vom Besten. Captain Sangwesi strich mit einer geschmeichelten Geste über den Backen bart, den er sich neuerdings hatte wachsen lassen. »Danke, Genosse. Es ist mir eine Ehre.«
»Ich werde ein Doppelzimmer fürs Wochenende reservieren. Bring eine deiner Frauen mit.«
Captain Sangwesi lachte in sich hinein. »Ich fürchte, keine von ihnen ist im Augenblick abkömmlich.«
»Ah«, erwiderte der Mann im Polizeihauptquartier und lachte ebenfalls. »Ich werde für Ersatz sorgen. Hast du besondere Vorlieben?«
»Ich hab gern was Richtiges in der Hand. Nicht eine von diesen verhungerten Kleiderstangen, die aussehen wollen wie die weißen Models«, erklärte Sangwesi und bekam bei dem Gedanken nicht nur Herzklopfen.
»Ich hab da schon was im Auge«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Bonamour ist aus Deutschland eingereist, sagst du?«
»Yebo«, antwortete der Captain. »Von München über Frankfurt nach Johannesburg und dann Durban. Deswegen glaube ich, dass der Alte in München sitzt.«
»Ich werde sofort unseren Mann im Konsulat in München anrufen. Wir werden ihn finden und … uns um ihn kümmern. Sobald etwas geschieht, werde ich dir Bescheid sagen.«
»Kümmern?«, wiederholte Sangwesi und zertrat blitzschnell eine Kakerlake, die unter der Fußleiste hervorhuschte.
»Nun ja«, erwiderte sein Gesprächspartner mit einem leichten Zögern in der Stimme. »Wir werden sehen, was sich ergibt. Wir müssen natürlich vermeiden, Aufsehen zu erregen.«
»Natürlich«, stimmte Sangwesi zu. »Und was sollen wir wegen des Sohnes unternehmen? Mandla ist wahnsinnig geworden, sagt unser Informant. Was Pienaar mit ihm in Angola gemacht hat, hat seinen Verstand über den Rand in die Hölle gestoßen, und der Sohn vom Hangman war dabei. Deswegen will Mandla ihn wie ein Lamm auf dem Grill braten, wie uSathane es bei ihm versucht hat. Mein Informant hat geholfen, das Feuerholz heranzuschleppen. Wenn der Sohn tot ist, haben wir gegen den Vater kein Druckmittel mehr.«
»Pienaar«, murmelte der Mann in Pietermaritzburg nachdenk lich. »uSathane, der Satan. Vielleicht hätten wir Mandla bei unserem Überfall auf uSathane in Angola einfach liegen lassen sollen.«
»Sollten wir das vielleicht korrigieren?«, schlug der Captain vorsichtig vor.
»Das wäre natürlich eine Lösung, aber im Augenblick nicht notwendig. Mandla kann mit dem Sohn machen, was er will. Soll er seinen Spaß haben. Jetzt, da wir wissen, wo wir ihn finden können, kriegen wir den
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