Nachtsafari (German Edition)
Hangman auch ohne Druckmittel.«
»Also tun wir nichts. Das ist von Vorteil. Ich habe ohnehin zu wenig Leute. Bevor ich es vergesse – ich brauche etwas Bares für meinen Informanten.«
»Wer ist es?«
»Ein kleiner Scheißgangster auf Tik. Meist ist er bis über die Augenbrauen vollgedröhnt. Aber er hat offenbar noch genug funktionierende Hirnzellen, dass er Mandlas Aufenthaltsort nicht raus rückt, bevor er Geld sieht.«
»Wie viel?«
»Fünf Büffel«, antwortete Captain Sangwesi und meinte damit fünf Hundert-Rand-Scheine, auf denen der Kopf eines prachtvollen Büffels prangte.
»Aber nur, wenn er alles ausspuckt«, wies ihn sein Vorgesetzter an. »Sonst sieht er keinen Cent.«
Sangwesi versicherte ihm, dass er die Sache in diesem Sinne handhaben würde. Die beiden Männer verabschiedeten sich herzlich, und als Captain Sangwesi sein Büro für die Mittagspause verließ, trug er ein breites Lächeln auf seinem Gesicht, das alle seine bemerkenswert weißen Zähne leuchten ließ.
»Ihr findet mich in der Bar«, teilte er seinen Leuten mit und stolzierte hinaus in den blendenden Sonnenschein. Der Tag muss gefeiert werden, dachte er und sah wohlgefällig einer jungen, fülligen Zuluschönheit nach.
23
A uf Inqaba wechselte Silke sofort ihre Kleidung. Sie genoss es, in ihre eigenen Sachen, Shorts und ein luftiges Oberteil, schlüpfen zu können. Mit dem Kleid von Greta im Arm machte sie sich auf die Suche nach dem Hausmädchen der Rogges. Sie fand Prisca auf dem Hof hinter der Küche von Jills Privathaus, wo sie weiße Wäsche in die Sonne hängte. Der Himmel war leuchtend blau, der warme Wind wehte den herrlichen Duft des Frangipanis herüber, und irgendwo flötete ein Vogel. Silkes Herz wurde plötzlich leicht, und die Zuversicht, dass sich alles zum Guten wenden würde, strömte durch ihre Adern.
Prisca, eine junge Zulu mit vergnügt funkelnden, schwarzen Augen, nahm ihr lächelnd das Kleid ab und versprach, es sofort zu waschen. »Es wird schnell trocknen, Madam. Heute Nachmittag bringe ich es Ihnen aufs Zimmer«, sagte sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit, wobei sie mit sahniger Stimme ein wunderschönes Lied ihres Volkes sang, das von warmen, dunklen Tönen und klingenden Höhen getragen wurde.
Silke kamen urplötzlich die Tränen.
Als sie an Jills Büro vorbei zu ihrem Zimmer ging, hörte sie das Funkgerät schnattern. Die Tür stand offen, und unwillkürlich blieb sie stehen. Jill hatte das Funkgerät bereits in der Hand.
»Ja, Jonas, was ist?«
Jonas’ Stimme war auch für Silke gut zu verstehen. Offensichtlich war jemand von der Autovermietung mit dem Ersatzwagen angekommen. Sie klopfte leise an und trat ein. Jill machte ihr ein Zeichen, einen Moment zu warten, und beendete auf Zulu das Gespräch.
»Hi, Jill. Ich bin gerade zufällig vorbeigekommen und habe mitgehört, was Jonas gesagt hat. Es scheint wohl jemand von Hertz für mich gekommen zu sein?«
»Da sind sie noch nicht, aber sie haben Bescheid gesagt, dass sie in etwa einer halben Stunde hier sein werden«, bestätigte Jill.
»Könntest du mir die genaue Beschreibung geben, wo ich Greta Carlssons Haus finde? Ich möchte mich bei ihr bedanken und ihr das Kleid zurückbringen.«
»Klar. Bist du schon einmal im Linksverkehr gefahren?«
»Ein Mal«, sagte Silke und sah die verrückte Fahrt über die gewundenen Hügelstraßen der karibischen Insel Tortola vor sich, auf der Tony und sie für eine Woche auf ihrem Weg nach Mexiko gestrandet waren. Bis heute wusste sie nicht, wie sie es geschafft hatte, weder Hühner, Ziegen, Rinder noch einheimische Passanten, die in karibischer Muße mitten auf der Straße einherschlenderten, umzufahren. »Ein Mal«, wiederholte sie.
»Na, das ist dann ja geklärt. Ich sag Jonas Bescheid. Hier ist Gretas Adresse.« Sie zeichnete eine Linie auf eine Straßenkarte. »Du fährst den Highway hier entlang, biegst dort ab, dann verfolgst du die Straße, bis du das Schild mit der Aufschrift ›Carlsson’s Farm‹ siehst.« Jill machte dort ein Kreuz und reichte ihr die Karte. »Denk daran, immer dein Telefon eingeschaltet zu lassen. 112 ist die Notrufnummer vom Mobiltelefon aus.«
»Warum hat Greta Carlsson solche Schwierigkeiten mit diesem Hellfire?«, fragte sie.
»Der will ihr Land, sie will es nicht hergeben«, war die knappe Antwort.
»Aber es gehört doch ihr.«
Jill schnaubte spöttisch. »Die Eigentumsverhältnisse von Ländereien in Südafrika sind … nun, sagen wir, häufig
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