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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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froh sein, dass ihr aus dem Metallhaufen lebend herausgekommen seid.« Karen betrachtete Silkes Arme, die mit blauen Flecken und Kratzern übersät waren. »Und wie es scheint, einigermaßen unverletzt.«
    »Sind wir«, sagte Silke kurz. »Soll ich Ihnen genau beschreiben, wo das Wrack liegt?«
    Karen bat darum, und Silke beschrieb die Stelle so genau wie möglich. »Haben Sie eine Karte? Dann kann ich Ihnen das noch präziser zeigen.«
    »Ja, natürlich.«
    Nachdem Karen die Karte auf der Motorhaube ausgelegt hatte, tippte Silke mit dem Zeigefinger auf die Stelle. »Hier liegt es. Auf der linken Seite, wenn Sie vom Mpila Camp dorthin fahren, aber im Busch, sodass man schon genauer hinsehen muss, um es zu finden.«
    »Okay«, erwiderte Karen. »Ich weiß, wo das ist.«
    Silke überlegte, ob sie ihr mitteilen sollte, dass die Ranger den Wagen bereits gefunden hatten und dass mit Sicherheit die Poli zei inzwischen auch eingetroffen war. Karen würde bestimmt nicht in die Nähe des Wracks gelassen werden. Aber das war Karens Problem, entschied sie und sagte nichts.
    Anschließend erklärte ihr Karen die Funktionen des Ersatzwagens, einem hochgelegten SUV , und drückte ihr die Schlüssel in die Hand. »Wir müssen uns beeilen. Wir kriegen ein Gewitter.«
    Silke blickte hoch und bemerkte, dass der Himmel inzwischen eine giftig schieferblaue Farbe angenommen hatte. Da zog wohl wirklich wieder ein Unwetter auf, und wenn es nur annähernd die Stärke des Wolkenbruchs der vergangenen Nacht entwickelte, würden die Straßen in kürzester Zeit eher Flüssen gleichen. Sie würde den Besuch bei Greta vorerst verschieben. Schnell verabschiedete sie sich von Karen, versprach, ihr die Fotos sofort per E-Mail zu senden, und winkte dem Wagen nach.
    Danach ging sie auf ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Die Luft war drückend, ihr Kopf summte, ihre Glieder wurden plötzlich bleischwer. Sie ließ sich zurücksinken, und innerhalb einer Minute war sie eingeschlafen.
    Das Unwetter brach mit apokalyptischer Gewalt über Zululand herein. Innerhalb von Minuten war die Sonne ausgelöscht, Blitze zischten über den tintenschwarzen Himmel, Donner ließ die Erde erzittern.
    Jill stand an der Rezeption ihrer Lodge und hielt einen zusammengefalteten, mit Tesa zugeklebten Zettel in der Hand. Hinter ihr strömte der Regen in einem rauschenden Wasserfall vom Dach überstand, spritzte ihr in den Nacken, aber sie spürte es nicht, weil dieses Stück Papier plötzlich wie ein glühendes Stück Kohle zwischen den Fingern brannte. Jonas hatte es ihr hingeschoben. Nur ihr Name stand darauf, falsch geschrieben, und die schmutzigen Abdrücke von vier Fingern waren schwach darauf zu erkennen. Instinktiv wusste sie, dass eine schwarze Wolke über Inqaba aufgezogen war, die nichts mit dem Unwetter zu tun hatte.
    Sie drehte es hin und her. »Wer hat das gebracht?«
    Jonas, der sich gerade etwas notierte, blinzelte über seine Brillengläser. »Keine Ahnung. Es lag hier. Sieh nach, dann weißt du es.« Mit ungeduldigem Stirnrunzeln beugte er sich wieder über seine Notizen.
    Jill nickte. Das war ohne Zweifel ein praktischer Rat. Sie betrachtete die bräunlichen Fingerabdrücke auf dem linierten Papier. Wem gehörten sie? Dem Boten oder dem, der ihren Namen daraufgeschrieben hatte?
    Jonas sah hoch. »Und? Was steht drin?«
    »Ach, ich habe jetzt keine Zeit. Ich beschäftige mich nachher damit«, sagte sie leichthin und steckte den Zettel in die Hosentasche. »Gib mir mal einen Stift, bitte.« Mit einem Nicken nahm sie den Filzstift, den ihr Jonas hinhielt, entgegen und schrieb ein paar Worte auf einen Inqaba-Briefbogen, steckte ihn in einen Umschlag und reichte den Jonas. »Gib den bitte Silke Ingwersen.« Damit lief sie zu ihrem Privathaus.
    In ihrem Arbeitszimmer angekommen, kickte sie die Tür hinter sich zu. Die Wahrheit, dass ihr untrüglicher Instinkt für Ärger hellwach geworden war und dass sie unbeobachtet sein wollte, wenn sie nachsah, was es mit diesem Zettel auf sich hatte, wollte sie Jonas nicht auf die Nase binden. Sie schlitzte ihn mit ihrem Brieföffner auf, entfaltete langsam das Papier. Wie der Umschlag war es verschmutzt, und auch die in ungelenken Druckbuchstaben geschriebene Nachricht war voller Fehler.
    Ich will tausend Rand, sonst weiß die Polizei, wer der Tochter vom Hangman hilft. Pack das Geld in eine Tüte, stell sie an die Wurzel vom Ubabamkhulu. Sonst wird dein Wasser krank.
    Der Zettel rutschte ihr aus der Hand, ihr Herz setzte

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