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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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vermeintliche Granate, drückte auf einen Hebel, und eine kleine blaue Flamme sprang hoch.
    »Es ist ein Feuerzeug«, flüsterte Hellfire nach einer Schrecksekunde. »Keine Granate.«
    »Silky!«, brüllte Marcus. »Lauf weg, verdammt!«
    Im selben Augenblick krachte ein Schuss. Wisemans Arm wurde nach hinten gerissen, das brennende Feuerzeug flog ihm aus der Hand. Mit einer ungelenken Bewegung hechtete er hinterher, um es zu fangen, doch Greta trat aus dem Schatten, das Gewehr im Anschlag, und zog den Abzug durch.
    Wiseman fiel vornüber in die Benzinlache.
    Wie hypnotisiert folgte Silke dem Feuerzeug mit den Augen, das sich im Flug drehte, glühende Kringel in das Blau des Himmels malte und schließlich in einem Bogen abstürzte und in den Benzinsee fiel. Eine Stichflamme schoss hoch, und in der Zeitspanne eines Lidschlags explodierte ihre Welt, die Lichtung verwandelte sich in ein Feuermeer.
    »Hilfe!«, gellte sie. »Marcus, hilf mir!«
    Aber Marcus’ und Mandlas Gestalten verwandelten sich vor ihren Augen in tanzende Schemen, wie Hitzeschlieren über Asphalt, dann verschwanden sie hinter der lodernden Wand. Silke wirbelte herum, um zu fliehen, sah jedoch sofort, dass es für sie kein Entkommen gab.
    Ölig schwarze Rauchschwaden krochen auf sie zu. Die Flammen fraßen sich bereits durch den Buschgürtel, der den Platz begrenzte, lichterloh brennendes Holz knallte wie Silvesterfeuerwerk, Funken sprühende Fackeln tanzten durchs Gestrüpp.
    Schon versengte ihr glühende Luft die Lungen, ihre Augen brannten, und ihre Haut schien zu schrumpfen, dennoch analysierte sie blitzartig ihre Lage. Das Stück Land war mit zentimetertiefem Matsch bedeckt, es wuchs kein Strauch darauf, nur hier und da ragten nasse Grashalme aus dem Schlammgelb hervor. Das Feuer würde hier keine Nahrung finden.
    Diese Annahme stellte sich jedoch schnell als falsch heraus. Mühelos stürmten die Flammen über kahle Stellen und rasten auf den Scheiterhaufen zu, verschlangen dabei Sauerstoff, sodass sie um jeden Atemzug kämpfen musste. Sie spürte schon den Sog des Feuersturms, und die Hoffnung, dass er bald nicht mehr genügend Sauerstoff zur Verfügung hätte und in sich zusammenfallen würde, war aussichtslos.
    Ein Röhren erfüllte die Luft, die Hitze wurde unerträglich. Der Wind zerrte an ihrer Bluse. Sie musste husten, als ihr Rauch ins Gesicht wehte, und ihr wurde mit einem Schlag bewusst, dass sie am Rauch ersticken konnte.
    »Silke, spring!«, hörte sie da Greta schreien. »Los! Da ist eine Lücke!«
    Silke drehte sich im Kreis, suchte die Lücke. Und fand sie. Sie war schmal, aber es würde reichen. Sie zögerte sekundenlang, um den richtigen Absprung zu finden.
    »Verdammt, spring doch endlich!«, kreischte Greta.
    Und Silke sprang. Doch der Boden war glatt wie nasser Schnee, sie rutschte aus und fiel mit dem Gesicht nach unten in den Matsch. Sie stemmte sich wieder hoch, aber zu ihrem Entsetzen schloss sich in diesem Moment die Lücke. Die Feuerwand war undurchdringlich geworden.
    Ihre Reaktion kam geradewegs aus den Tiefen ihres Stammhirns. Mit schlängelnden Bewegungen grub sie sich in den nassen Schlamm ein, rollte herum, bis auch ihr Rücken bedeckt war, warf sich zurück auf den Bauch, schaufelte unter sich eine Höhlung, groß genug für ihr Gesicht, groß genug, dass sie atmen konnte, und schützte ihren Kopf mit den schlammbedeckten Armen.
    Und dann bestand ihre Welt nur noch aus dem Brüllen des Feuers, das sich langsam entfernte, bis sie nichts mehr vernahm, auch ihren eigenen Schrei nicht.
    Es war der Schrei eines Menschen in höchster Todesangst, bei dem die Welt für Sekunden stillzustehen schien und Marcus das Blut in den Adern gefror.
    Hilflos musste er zuhören, wie ihre Stimme erstarb, hilflos stand er der Feuerwand gegenüber, die sich immer schneller ausbreitete.
    Neben ihm stand Mandla, das Telefon in der Hand, aus dem noch Napoleon de Villiers deutlich zu hören war, der wiederholte, was er zuvor Silke gesagt hatte. Wer Marcus Bonamour wirklich war. Mandla starrte mit verständnislosem Ausdruck erst das Telefon und dann Marcus an.
    »Twani?«, sagte er langsam, und ganz allmählich breitete sich ein schneeweißes Lachen auf seinem dunklen Gesicht aus. »Twani, eh?«
    Mit ein paar Sekunden Verzögerung, in denen er erst im Nach hall mitbekam, was Mandla da gesagt hatte, fuhr Marcus jäh he rum. »Woher weißt du …?«
    Mandla hielt das Telefon hoch. »Ein Freund hat es mir gerade gesagt. Dass du Twani bist.

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