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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Sicherung war, sondern ein uraltes Modell.
    Mit der Faust schlug er hart gegen die Kunststoffverkleidung unter dem Zündschloss, die sich bei dem zweiten Schlag löste und herunterfiel. Ohne viel Federlesens riss er die beiden Zündkabel heraus und führte die Drähte mit den blanken Enden zusammen. Es knisterte, Funken sprühten, der Motor hustete, soff aber mit einem kurzen Jaulen gleich wieder ab.
    Marcus knurrte vor Frustration und versuchte es ein weiteres Mal. Und dann klappte es. Der Motor startete.
    »Los Mandla, beweg deinen Hintern!«, brüllte er.
    Der Zulu schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Beifahrersitz und schnallte sich an, während Marcus bereits zurücksetzte.
    »Kennst du jemanden, der Hellhire oder so ähnlich heißt?«
    Zu seiner Überraschung nickte der Ranger. »Hellfire. Ich kenne ihn. Er ist ein Gangster, aber okay. Hat nur Hunger und keinen Job. Wie das hier so ist.«
    Das genügte Marcus. Er trat aufs Gas, dass das Geröll in alle Richtungen spritzte.
    Das Krankenhaus war klein, die Gegend ländlich und offensichtlich arm, und Marcus unterdrückte die bange Frage, ob jemand mit schweren Brandwunden hier wirklich professionelle Hilfe finden würde. Die Zustände in den hiesigen Krankenhäusern waren berüchtigt.
    Die Auffahrt war von einer weißen, mit roten Bougainvilleen überrankten Mauer begrenzt. Ein Gedanke traf ihn, und er trat auf die Bremse, sprang aus dem Wagen, riss einen mit Blüten übersäten Zweig ab und warf ihn Mandla zu. Der fing ihn und stach sich prompt an den Dornen. Mit anklagendem Blick lutschte er den Blutstropfen ab.
    »Wofür brauchst du dieses Gestrüpp?«
    »Sie liebt Blumen«, sagte Marcus zur Erklärung und raste weiter die Auffahrt hinauf.
    Direkt vor dem Eingang stoppte er das verdreckte Fahrzeug, ignorierte die empörten Proteste einer schwarzen Schwester, die aus dem kleinen Empfangsbereich hervorgeschossen kam, und stürmte mit dem Bougainvilleazweig an der gestikulierenden Schwester vorbei.
    »Erklär ihr, was los ist«, schrie er Mandla zu und rannte ins Innere des Gebäudes.
    Es war klimatisiert und wirkte einigermaßen sauber. Hinter einem Tresen saß eine Schwester in kurzärmeliger, hellblauer Uniform. Sie schrieb konzentriert und zeigte keinerlei Anzeichen, dass sie den Besucher bemerkt hätte.
    Marcus knallte eine Hand auf den Tresen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, was ihm sofort gelang.
    Die Schwester fuhr erschrocken hoch.
    »Sir?« Eine freundliche, warme Stimme. Dann erfasste sie seine verdreckte, abgerissene Gestalt. Ihr dunkles Gesicht verschloss sich. »Was wollen Sie?« Das klang schon deutlich unfreundlicher.
    »Ich suche Silke Ingwersen.« Er buchstabierte den Namen. Auf den verständnislosen Blick der Frau hin wiederholte er Silkes Namen sehr langsam und deutlich, buchstabierte ihn danach erneut. »Sie hat Brandwunden. Ist sie heute hier eingeliefert worden?«
    Es dauerte unerträglich lange, bis sie die Einträge in ihrem Buch nachgeprüft hatte und wieder hochsah. »Sind Sie ein Angehöriger?«, fragte sie mit zweifelndem Unterton.
    Marcus’ Knie zitterten. Das hieß doch wohl, dass Silke tatsächlich hier war?
    »Ihr Mann«, krächzte er. »Ich bin ihr Mann.« Ein Klumpen getrockneter Schlamm fiel von seiner Hose ab und klatschte auf den Fußboden.
    Die Schwester sah es und musterte ihn daraufhin mit einer Mischung aus Spott und Misstrauen. »Wir können doch nicht irgendjemanden zu der Patientin lassen. Können Sie sich ausweisen?«
    Das konnte er natürlich nicht. Seine Brieftasche war irgendwo im Busch oder auf Mandlas Grillplatz auf der Strecke geblieben.
    »Ich habe meine Brieftasche verloren. Geld, Ausweis, Führerschein – alles«, sagte er und hob die Hände wie bei einer Bankrotterklärung.
    »Dann müssen Sie warten.« Sie senkte ihren Kopf wieder auf ihre Schreibarbeit.
    Marcus knurrte einen Fluch, wirbelte herum und rannte den nächsten Gang hinunter, öffnete die erste Tür, erblickte eine alte, schwarze Frau mit Schläuchen in den Armen, murmelte eine Entschuldigung und lief weiter. Die Schwester schrie ihm etwas nach, worum er sich nicht im Geringsten kümmerte. Kurz darauf schrillte ein Alarm, und er hörte schnelles Fußgetrappel. Unbeirrt öffnete er die nächste Tür. Die Schritte wurden lauter, kamen näher, und er beschränkte sich jetzt darauf, die Namensschilder neben den Türen zu lesen. Aber Silkes war nicht dabei.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass hinter ihm ein heftiger Tumult

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