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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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entstanden war.
    Im Laufen warf er einen Blick über die Schulter. Und blieb ste hen. Mandla, genauso verdreckt wie er, stand mit dem Rücken zu ihm im Gang, mit jeder Faust hatte er einen schwarzen Sicherheitsmann gepackt und brüllte das Krankenhauspersonal an, das sich an ihm vorbeizudrängeln suchte. Alle wichen zurück, die beiden Sicherheitsleute protestierten lautstark, was ihnen aller dings nichts nützte. Mandla schüttelte sie, bis sie den Mund hielten.
    »So ist es brav, Jungs«, sagte Mandla und grinste.
    »Frag sie, welche Zimmernummer Silke Ingwersen hat«, rief ihm Marcus zu.
    Mandla nickte und knurrte ein paar unverständliche Worte. Beide antworteten etwas, was Marcus nicht verstehen konnte.
    »Was?«, schrie er.
    »Fünfundvierzig«, krächzte eine Schwester mit zittriger Stimme. Es war die von der Rezeption.
    »Hast du gehört, Quarkgesicht?«, rief ihm Mandla zu. »Nummer fünfundvierzig. Lauf!«
    Und das tat Marcus. Er raste die Gänge entlang, bis er vor der Tür stand. Als er die Klinke herunterdrücken wollte, hörte er leise Stimmen aus dem Zimmer dringen. Er ließ die Klinke fahren. War Silke nicht allein? Vielleicht lag noch eine weitere Patientin in dem Raum. Das war die simpelste Erklärung, sagte er sich, blieb aber trotzdem stehen und lauschte weiter.
    »Sie müssen zurück in Ihr Zimmer gehen, die Schwester will Ihre Verbände wechseln«, hörte er eine männliche Stimme sagen. Ein Arzt wahrscheinlich. »Und außerdem müssen Sie sich wieder hinlegen. Sie brauchen Ruhe. Sie haben eine Rauchvergiftung. Unter anderem.«
    Dann ein paar Worte in einer Stimme, die rau wie ein Reibeisen war. Marcus verstand zwar das Gesagte nicht, aber er war sich sicher, dass der Sprecher ein Zulu war. Was machte der bei Silke? Doch das konnte natürlich auch ein Arzt sein, beruhigte er sich.
    »Es wird alles gut werden«, sagte eine ruhige Frauenstimme in dunklem Timbre. Das war mit Sicherheit eine Weiße. Silke? »Du musst dich jetzt ausruhen.«
    Nein, das war nicht seine Silke. Enttäuscht lehnte er sich an die Wand.
    »Danke«, sagte dann jemand, der so heiser sprach, dass es für ihn nicht auszumachen war, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. »Ich habe nur solche Angst, dass …« Der Satz endete in krampfhaftem Husten.
    »So, jetzt lassen Sie die Patientin bitte allein.« Wieder der Arzt, dieses Mal sehr energisch. »Sie muss schlafen. Ich schicke eine Schwester, die Ihnen etwas zum Schlafen gibt.«
    »Yebo«, sagte die schwarze Stimme auf Zulu. »Wir gehen gleich. Einen Augenblick noch.«
    Im selben Moment ging die Tür auf, und ein weiß gekleideter Mann, dem ein Stethoskop aus der Brusttasche hing, kam eilig aus dem Zimmer. Er war ebenholzschwarz und trug eine randlose Brille. Als er Marcus erblickte, blieb er stehen.
    »Was wollen Sie hier? Suchen Sie jemanden?«, fragte er mit gerunzelten Brauen.
    »Ich will meine Frau besuchen«, antwortete Marcus.
    Der Arzt musterte ihn, und Marcus wurde sich seiner Erscheinung bewusst. Schlamm bildete mit fettigem Ruß eine feste Kruste auf Haut und Kleidung, Hemd und Shorts waren zerfetzt, er blutete aus zahlreichen Wunden. Verlegen strich er sein Haar aus dem Gesicht. Die Augen des Arztes blieben auf einem besonders tiefen und langen Schnitt an seinem linken Arm hängen. Sanft nahm er den Arm in seine Hand und schob die Wundränder auseinander.
    »Ich hoffe, der andere hat auch was abgekriegt?«, sagte er und grinste. »Das muss gesäubert und genäht werden.«
    »Ach, das ist nichts. Ich hatte einen Unfall«, murmelte Marcus.
    »Ja, ja.« Der Arzt grinste noch breiter. »Und wie heißt Ihre Frau?«, erkundigte er sich und untersuchte eine Wunde auf Marcus’ Wange. »Gehen Sie zur Ambulanz, ich schicke Ihnen gleich eine Schwester dorthin, die die Schnitte säubert.«
    »Silke Ingwersen. Silke I-n-g-w-e-r-s-e-n«, buchstabierte Marcus langsam.
    »Aha.« Der Arzt schnupperte. »Das heißt, Sie sollten wohl erst einmal duschen, mal sehen, was darunter zum Vorschein kommt. Danach sehe ich mir Sie genauer an. Außerdem erschrecken Sie Ihre Frau, wenn Sie so zu ihr gehen. Und das kann sie jetzt überhaupt nicht vertragen. Die Duschen sind dort hinten.« Der Arzt zeigte auf eine Tür am Ende des Gangs und wollte sich entfernen.
    Marcus hielt ihn am Arm fest. »Wie …«, er musste sich räuspern, »wie geht es ihr? Bitte.«
    »Einen Moment.« Der Arzt schob die Brille hoch, zog die Patientenakte unter dem Arm hervor und schlug sie auf. Mit dem

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