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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Würgereflex aber glücklicherweise beherrschen. Es dauerte ewig, ehe auch bei dieser Maschine die Tragflächen vom Eis befreit worden waren und sie endlich starten konnten. Während des Steigflugs zerquetschte sie Marcus’ Finger förmlich. Aber als sie die Reisehöhe erreicht hatten, vergaß sie, dass zwi schen ihr und der schneebedeckten Erde mehr als zehntausend Meter eisigen Nichts gähnten, so ruhig lag der riesige Jet in der Luft. Sie blätterte in den Modezeitschriften, die sie aus dem Zeitschriftenfach geholt hatte, und entspannte sich allmählich. Marcus war auf Whisky umgestiegen, leerte langsam einen nach dem anderen und legte gedankenverloren Salzmandeln auf dem Klapptisch zu Sternenmustern.
    »Ich werde mir nach dem Essen den Film ansehen«, verkündete sie und spielte vergnügt mit den verschiedenen Sitzeinstellungen.
    Noch während das Abendessen serviert wurde, wurde ein Aufruf des Pursers durchgegeben, dass sich Ärzte, die sich an Bord befanden, bitte so schnell wie möglich bei ihm melden sollten. Einige Reihen hinter ihnen entstand Bewegung, ein weißhaariger Mann ging in Richtung Cockpit und wurde gleich von dem herbeieilenden Purser in Empfang genommen. Eine halbe Stunde später kam eine weitere Durchsage, dass wegen eines dringenden medizinischen Notfalls eine Zwischenlandung in Rom notwendig sei. Marcus zog ihre Hand zu sich herüber und hielt sie fest.
    Diese Zwischenlandung klappte reibungslos, aber als sie wieder starteten, wurde ihnen mitgeteilt, dass sie wohl mit rund drei Stunden Verspätung in Johannesburg landen würden. Passagiere mit Anschlussflügen sollten sich bitte bei dem Purser melden. Es werde dafür gesorgt, dass sie auf den frühesten Weiterflug gebucht wurden. Marcus zog die Tickets aus seiner Jackentasche und regelte das mit dem Purser, der gerade von Reihe zu Reihe ging.
    Gleich darauf erschienen lächelnde Flugbegleiter mit dem Getränkewagen, und Marcus bestellte einen weiteren Whisky. Einen doppelten pur. Silke zog die Brauen zusammen. Normalerweise trank er lediglich ein Bier oder ein Glas Wein, höchstens auf Partys schlug er mal über die Stränge. Unruhe beschlich sie. Er erschien ihr ungewöhnlich angespannt und einsilbig. Der geschäftliche Ärger, der ihn in Südafrika erwartete, schien doch gravierender zu sein, als sie angenommen hatte. Impulsiv nahm sie seine Hand und küsste seine Finger.
    »Alles wird gut«, flüsterte sie.
    Er quälte sich ein Lächeln ab.

4
    N achdem das Essen abgetragen worden war, fuhr Marcus seinen Sitz in die Liegeposition. »Ich bin hundemüde«, murmelte er. »Ich schlaf mal ’ne Runde.« Damit zog er die dunkel blaue Schlafbrille über die Augen und rollte sich zusammen.
    Silke hingegen war hellwach. Sie sah sich einen Film an, irgend eine leichte Komödie, blätterte in Zeitschriften oder blickte hinaus. Myriaden von Sternen glitzerten im tiefen Blau des Weltraums, die Milchstraße flimmerte, und zu ihrem Entzücken entdeckte sie eine Sternschnuppe.
    Hier und da blinkten die Lichter größerer Städte durch die Wolken, bald aber zerfloss das Nachtblau, der Himmel nahm einen rosa Schimmer an, und das Land unter ihr bekam Konturen. Berge schälten sich aus den tiefen Schatten, Seen leuchteten auf wie Silberstücke, dichte Urwälder wechselten in karge Ebenen über. Über Sambia stieg die Sonne aus dem Dunst, und als sie nach elf Stunden die Grenze von Botswana in Richtung Südafrika überquerten, brannte die Sonne durch die Seitenfenster. Ihre Aufregung stieg.
    Zu diesem Zeitpunkt kehrte Scott MacLean bereits wieder mit der Handvoll Touristen, mit denen er auf Frühsafari gewesen war, zum Hilltop Camp in Hluhluwe zurück. Gegen halb vier hatte er deswegen aufstehen müssen. Kurz vor fünf ging die Sonne auf, und das war die beste Zeit, Tiere zu beobachten. Für gewöhnlich fiel es ihm ziemlich schwer, so früh aufzustehen, und meistens wälzte er diese Fahrten auf seine Kollegen ab, aber heute war er bestens gelaunt aus dem Bett gesprungen, denn er hatte sich entschieden, Kirsty Collier zu heiraten.
    Kirsty, die erste seiner Freundinnen, die den Anblick von Spinnen oder Schlangen ohne hysterischen Anfall überstand. Da sie ehrenamtlich oft im Busch unterwegs war, um eingewanderte Pflanzen aufzuspüren und zu eliminieren, war das durchaus von Vorteil, aber sicher nicht selbstverständlich. Giftschlangen waren immerhin etwas anderes als hübsche, bunte Rankpflanzen oder niedliche Gazellen.
    Für ihn bedeutete es die Hoffnung auf

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