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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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das rechts und links den gepflasterten Weg säumte, nach verräterischen Anzeichen ab. Als ein grauer Schatten über den Weg schoss, gleichzeitig etwas aufs Autodach knallte und sie Sekunden später in ein schwarzes Gesicht mit blitzenden, schwarzen Augen blickte, das sich direkt vor ihrer Nase an die Frontscheibe presste, schrie sie wie von Sinnen.
    Marcus brüllte vor Lachen. »Das ist ein großer, böser Affe, der dich gleich fressen wird. O Gott, ist das komisch!«
    Der Affe hüpfte von der Motorhaube herunter, setzte sich an den Straßenrand und kratzte sich mit nachdenklichem Gesichtsausdruck an seinem Bauch. Silke würdigte ihn und Marcus keines Blickes.
    Die Anfahrt zum Chalet war steil, der Parkplatz knapp bemessen. Er lag im dichten Schatten mehrerer Bäume, ein schmaler Weg führte durch einen Tunnel herunterhängender Äste zum Haus, das einige Meter unter ihnen in den Hang gebaut war.
    Silke streckte ihm die Hand hin. »Gib mir den Schlüssel, ich bring schon ein paar Sachen hinein.«
    »Es gibt keine Schlüssel«, war seine lapidare Antwort.
    »Wie, keine Schlüssel? Wir müssen doch das Haus abschließen können.«
    »Schlüssel seien hier nicht notwendig, hat mir die dicke Dame an der Rezeption mitgeteilt«, erklärte er. »Hier brechen nur Affen ein, meinte sie«, setzte er mit unbewegter Miene hinzu, aber in seinen Mundwinkeln zuckte es schon wieder.
    »Affen«, wiederholte Silke und stieg mit einem unwirschen Seitenblick auf Marcus aus, packte ihre Tasche, die Tüten mit reifen Mangos und Papayas vom Supermarkt sowie den kleinen Rollkoffer und stapfte hinunter zum Haus.
    Die Eingangstür war tatsächlich nicht abgeschlossen. Als sie aufschwang, schlug ihr ein süßlicher Geruch nach Holzpolitur und trockenem Gras entgegen. Mit dem Koffer blockierte sie die Tür, um frische Luft hereinzulassen, und ging hinein. Ein kurzer Blick rundum zeigte ihr, dass sich der Eingangsbereich auf einem Treppenabsatz befand, von dem eine kurze Treppe ins Obergeschoss und eine andere nach unten führte.
    Der erste Eindruck war etwas altmodisch. Siebzigerjahrecharme. Terrakottafarbene Fliesen, viel dunkles Holz, ziegelrot und beige gestreifte Vorhänge, die Möbel aus Bambus und Rattangeflecht und hoch über ihr freiliegende, schwarzbraune Dachsparren und goldblondes Ried. Sie lief die kurze Treppe nach oben. Hier lag das Wohnzimmer, rechts eine offene Küche mit einem Bartresen, links ging es hinaus auf eine sehr große, überdachte Veranda. Sie stellte ihre Tasche und die Plastiktüte mit den Früchten auf dem Tresen ab und öffnete die Schiebetür.
    Die Holzbohlen knarrten, sanfte Luft umfächelte sie, es roch nach trockenem Holz und feuchter Vegetation, und ein verführerischer Blütenduft wehte zu ihr herüber. Ans Geländer gelehnt, schaute sie verzückt über grüne Baumwipfel und grasbewachsene Hügel. Vögel schwirrten in den Bäumen, im dichten Gebüsch unter ihr flatterten bunte Schmetterlinge von Blüte zu Blüte, ein glänzend brauner Adler, so groß wie ein Schwan, saß mit stolzer Kopfhaltung im Laub einer Baumkrone und fixierte sie. Auf dem gegenüberliegenden Abhang entdeckte sie ein Nashorn, und ihre Aufregung stieg, als eine Miniaturausgabe des Kolosses aus dem hohen Gras auftauchte. In diesem Augenblick verliebte sie sich Hals über Kopf in Zululand.
    Sie zog einen Stuhl von der Sitzgruppe heran, wollte sich gerade hinsetzen, als sie von einem leisen Schnattern und einem dump fen Aufschlag aus ihrer Verzauberung gerissen wurde. Sie fuhr herum, konnte aber nichts sehen. Eine schattenhafte Bewegung, aufgeregtes Geschrei und lautes Splittern kamen vom Wohnzimmer. Sie rannte hinein und blieb wie angewurzelt stehen.
    Vier silbergraue Affen hockten auf dem Küchentresen vor der zerfetzten Plastiktüte, in den Händen tropfende Mangos und Papayas, die dunklen Gesichter putzig mit gelbem Fruchtmatsch verschmiert. Vier Paar schwarze Augen funkelten sie an. Entgeistert flog ihr Blick durchs Zimmer. Mango- und Papayareste waren überall über den Fliesenboden verschmiert, leckten von den Wänden, sogar an der Decke hingen gelbe Klumpen. Dazwischen glitzerten Glassplitter.
    Aufgebracht riss sie die Arme hoch. »Haut ab!«, schrie sie.
    Die Affen schnatterten leise und machten keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen, sondern lutschten weiter mit offensichtlichem Genuss an den Früchten und beobachteten dabei aufmerksam jede ihrer Bewegungen.
    Wut schoss in Silke hoch. Sie hatte sich so auf die Früchte

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