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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Hubschrauberrotoren ließ die Gesell schaft im Restaurant aufhorchen.
    »Wohin fliegen die um diese Zeit?«, fragte Silke.
    Jill und Rick wechselten einen kurzen Blick. »Vielleicht hat sich einer der Gäste einen Fuß verstaucht und wird ins Krankenhaus gebracht«, erwiderte Jill. »Wie du siehst, gibt es hier besten Erste-Welt-Service.«
    »Oh.« Silke war wider Willen beeindruckt. Genervt blickte sie auf Marcus, der den Kopf auf die Arme gelegt hatte und leise schnarchte. Sie warf einen Hilfe suchenden Blick in die Runde, woraufhin Rick sein Funkgerät vom Gürtel loshakte und eine Taste drückte. Es knackte, und eine männliche Stimmte meldete sich.
    »Yebo.«
    »Vukani, Rick hier«, sagte der Ranger und sprach dann auf Zulu weiter.
    Silke bekam überhaupt nichts mit, fing aber das winzige Lächeln auf, das in den Mundwinkeln Jills spielte. Argwöhnisch, dass sich die Besitzerin der Lodge über sie lustig machen könnte, fragte sie: »Was hat er gesagt?«
    »Dass uns jemand abholen soll«, brummte Marcus und rieb sich die Augen.
    Silke fuhr gereizt herum. »Und woher willst du das wieder wissen? Oder kannst du plötzlich diese Eingeborenensprache verstehen?«
    Marcus wirkte momentan verwirrt, dann schien er sich zu fangen. »Vermute ich doch nur.« Wie zu einem Rettungsanker griff er nach einem Stück Brot und begann daran zu knabbern. »Welche Sprache ist das?«, fragte er Dirk.
    »Zulu. Was genau er gesagt hat, habe ich auch nicht richtig verstanden. Bisher habe ich nur ein paar Worte von der Sprache aufgeschnappt. Ich finde sie schrecklich kompliziert.«
    »Er hat einen der Ranger herbeordert, um Marcus zum Bungalow zu helfen«, erklärte Jill.
    Silke beobachtete sie weiterhin etwas misstrauisch. Aber der Ausdruck auf Jills Gesicht war freundlich und offen.
    »Besucht uns doch auf Inqaba«, schlug sie vor. »Kommt gleich morgen. Ich muss meine Kontrollfahrt machen, da könnte ich euch Inqaba zeigen.«
    »Das ist eine einmalige Gelegenheit, kann ich euch versichern«, warf Rick ein, bevor Silke antworten konnte. »Andere Leute bezahlen viel Geld dafür.«
    Silke musterte Jill von der Seite. Offenbar hatte sie sich in der Eigentümerin von Inqaba geirrt. »Danke, wir kommen gern. Aber jetzt muss ich Marcus ins Bett bringen. Offenbar wirkt in dieser Hitze Alkohol tatsächlich viel schneller. Er fällt sonst nicht so aus der Rolle, aber der Flug war sehr stressig, außerdem hat er einigen Ärger hinter sich. Das kommt sicher auch noch hinzu.« Sie lächelte entschuldigend. »Es tut mir wirklich leid.«
    Nils kniff seine Augen amüsiert zusammen. »Da machst du einen Fehler. Never explain, never apologize, wie ein englischer Freund, der einen kilometerlangen Stammbaum besitzt und in einem eiskalten Schloss aufgewachsen ist, mir geraten hat. Erkläre nie etwas, entschuldige dich nie. Nach einer Weile akzeptieren die Leute das, und anschließend bewundern sie dich heimlich dafür, weil sie selbst gern so wären. Von da ab kannst du dich so schlecht benehmen, wie du willst. Klappt prima, wie ich festgestellt habe.«
    »Der Rat klingt gut«, erwiderte Silke, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich werde mich also in Zukunft intensiv in schlechtem Benehmen üben.«
    Nils ließ einen abschätzenden Blick über sie wandern. Was er sah, schien ihm zu gefallen. »Das wird dir schwerfallen. Du bist nicht arrogant genug.« Wie Silke und auch zuvor Dirk hatte er auf Deutsch gesprochen.
    Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Warte nur ab, bis du mich richtig kennenlernst. Ich kann ein Ausbund an schlechten Manieren sein.« Dieser Nils Rogge gefiel ihr. Sein trockener Humor erinnerte sie an ihre Heimat im hohen Norden Deutschlands, an den weiten Himmel, die klaren Farben, an die Menschen, die nicht viel drum herumredeten.
    Rick hielt das Funkgerät noch in der Hand. »Welche Nummer hat euer Bungalow?«, wollte er von ihr wissen.
    »Zweiundvierzig. Warum?«
    »Yees, Mann, Ssswei… Ssswei…«, versuchte sich Marcus an dem Wort. »Sssweiundviessig«, sagte er endlich und schaute Beifall heischend in die Runde. »Hat zwei Schlafzimmer … eins für sie … eins für ihn. Praktisch, wenn man besoffen ist, oder?«
    »Sehr praktisch«, zischte Silke. »Und jetzt sei leise.«
    »Zweiundvierzig«, sagte Rick ins Funkgerät. »Wir sind im Restaurant. Over and out.« Damit unterbrach er die Verbindung. »Vukani ist im Anmarsch. Er wird gleich da sein«, verkündete er.
    »Und wer ist Vukani?«, wollte Silke wissen.
    »Einer der Ranger.

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