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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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bewaffnet und nichts im Hirn – das waren vermutlich deine Vorfahren!« Ein lästerliches Grinsen begleitete seine Worte.
    Die gegenseitigen Hänseleien gingen weiter, es wurde viel gelacht und getrunken, und Silke entspannte sich etwas. »Was machst du beruflich?«, fragte sie Dirk irgendwann.
    »Mein Mann und Dirk sind beide Journalisten«, fiel Jill ein, »beide sind eigentlich Kriegsreporter, und beide erzählen gerne Märchen, die man nicht unbedingt glauben muss.«
    »Kriegsreporter.« Silke zog die Brauen hoch. »Und über welchen Krieg berichtet ihr? Hier ist doch alles friedlich.«
    Wieder antwortete Jill. »Nils arbeitet als freier Korrespondent für deutsche Medien, und Dirk faulenzt herum, während seine Frau sich damit abplagt, die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben, die nach dem Krieg hierher ausgewandert ist. Übrigens …«
    Der schrille Warnruf eines Vogels unterbrach sie, begleitet von panischem Flügelflattern, ein paar Affen kreischten Alarm. Silke fuhr hoch und starrte aus dem Fenster in die Nacht. Auch die anderen merkten auf.
    »Nachtjäger«, murmelte Rick.
    Unwillkürlich lief Silke eine Gänsehaut über den Rücken. Nachtjäger. Etwas, das lautlos durch den Busch schlich und auf Beutejagd war. Das klang so unheimlich. So etwas Gefährliches gab es in Deutschland nicht. Da wurde die Nacht durch Millionen Straßenlaternen, Autoscheinwerfer und erleuchtete Fenster erhellt, die Straßen waren zu allen Tages- und Nachtzeiten belebt. Man konnte allenfalls Ratten begegnen oder Mardern, die Autokabel annagten. Das gefährlichste Raubtier dort war zweibeinig.
    Dirk lehnte sich zurück, faltete die Hände über seinem Bauch und sah Rick an. »Nun erzähl mal ein paar saftige Gruselgeschichten von Krokodilen und Löwen, die Touristen fressen und so, damit unsere neuen Freunde hier gebührend beeindruckt sind und auch das Gefühl haben, sich in Afrika zu befinden. Vielleicht die mit der Frau und der Giraffe.«
    »Oh, aber mit dem größten Vergnügen.« Rick rieb sich die Hände. »Also, im Norden unseres schönen Landes führte im Oktober eine Frau ihre Hunde in einem Wildreservat spazieren und stieß auf eine Giraffe. Die Hunde bellten, die Giraffe hatte Angst um ihr Kalb und trat zu.«
    »Und?«, fragte Silke.
    Rick zuckte die Schultern. »Sie traf die Frau im Genick. Der Kick hätte einen Büffel erledigt. Sie war sofort tot.«
    Silke starrte ihn an. »Hast du auch ein paar nette Geschichten, solche voller Afrikaromantik, die zu Herzen gehen? Mit niedlichen Löwenbabys und so?«
    »Massenweise, aber dazu ist mein Glas zu leer, und ich bin hier quasi im Dienst. Aber morgen habe ich frei.« Er sah ihr tief in die Augen.
    Nils hob mit einem spöttischen Grinsen sein Glas. »Na, dann Prost.«
    Eine schnelle Serie von trockenen, harten Explosionen veranlasste alle, den Kopf zu heben und zu lauschen.
    »Was war denn das?«, fragte Silke beunruhigt. »Klang wie Silvesterraketen oder Schüsse?«
    »Hab ich gar nicht gehört«, sagte Rick und schaute in die Nacht hinaus.
    »Waren Schüsse«, nuschelte Marcus in sein leeres Glas. »Maschinengewehr.«
    Silke musterte ihn genervt. »Maschinengewehr. Wer soll hier denn mit einem Maschinengewehr herumballern? Außerdem, woher willst du das wissen?«
    Mittlerweile waren auch andere Gäste auf die Schüsse auf merksam geworden, und es entstand unterschwellige Unruhe. Ein älterer Mann mit dem feisten Aussehen eines wohlhabenden Pensionärs bemerkte für alle hörbar, dass das tatsächlich eine Salve aus einem Maschinengewehr zu sein schien.
    »Sie.« Er lehnte sich zu Rick hinüber. »Sie gehören doch zu diesem Verein. Wer schießt hier mit Maschinengewehren? Und erzählen Sie mir nicht, dass das Feuerwerkskörper waren. Ich bin Kriegsveteran, Erster Golfkrieg, ich weiß, was ich gehört habe.«
    Jill und Rick wechselten einen schnellen Blick.
    Jill zuckte mit den Schultern. »Sag einfach die Wahrheit.«
    »Wilderer«, antwortete Rick mit einer knappen Handbewegung. »Sie kommen von Mosambik rüber. Es ist eine Sache von die oder wir. Unsere Männer haben gar keine andere Wahl. Sie schützen nicht nur die Tiere, sondern auch Sie.«
    Silke brauchte einen Moment, ehe sie begriff, was der Ranger da gesagt hatte. »Die erschießen die Wilderer?«, fragte sie ehrlich entsetzt.
    »Das ist Afrika«, gab der Ranger nur zurück. »Fressen oder gefressen werden. So ist es nun mal.« Er spielte mit dem Salzstreuer, sah niemanden dabei an.
    Silke hatte auf einmal das

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