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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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still, selbst die Schwalben, die in Deutschland so überschwänglich zwitscherten, jagten lautlos. Hinter ihren geschlossenen Lidern wurden ihre Gefühle zu leuchtenden Farben, sie fühlte die Wärme Afrikas auf ihrer Haut, ließ sich von der Illusion von Frieden und Freiheit verführen. In diesem Augenblick war sie zur Gänze erfüllt von einem betörenden Glücksgefühl.
    Bis das laute Brummen eines Motors und menschliche Stim men sie unsanft zurück in die Wirklichkeit zerrten. Etwas desorien tiert sah sie hoch. Ein beiger SUV fuhr unter einen Baum und hielt an. Breitestes Schwäbisch klang durch die Stille.
    »Verdammt, die Schäufeles«, explodierte Marcus. »Die haben mir gerade noch gefehlt. Weiß der Geier, wie die uns gefunden haben.«
    »Kann man nichts machen«, erwiderte sie. »Vermutlich ist das Zufall. Schließlich sind die Plätze, wo man aussteigen kann, begrenzt.«
    Petra Schäufele sprang mit Elan aus dem Wagen. »Hallo, hallo«, rief sie. »Endlich haben wir Sie gefunden!«
    »Von wegen Zufall! Hab ich doch recht gehabt«, flüsterte Marcus. »Die sind uns nachgefahren.«
    Das schwäbische Ehepaar kam mit dem Ausdruck größter Dringlichkeit auf sie zugeeilt. »Wir dachten schon, wir würden Sie nicht mehr erwischen«, sagte Rudi. »Haben Sie es schon gehört? Es ist etwas Furchtbares passiert. Ein Ranger hielt uns unterwegs an und hat es uns berichtet. Und er hat uns gebeten, es Ihnen weiterzusagen, falls wir Sie noch treffen sollten.«
    Silke sah ihn entsetzt an. Alle möglichen Szenarien liefen blitzschnell durch ihren Kopf. Der plötzliche Ausbruch einer hoch ansteckenden Krankheit, Feuer im Park, Überfall, ein hungriges Löwenrudel in unmittelbarer Nähe auf Jagd. »Was sollen wir gehört haben?«, stotterte sie.
    »Scotty MacLean, der nette Ranger, mit dem wir die Buschwanderung machen sollten, ist von einer Schwarzen Mamba atta ckiert worden.« Petra musste vor Aufregung nach Luft schnappen, ehe sie atemlos weiterredete. »Sie soll auf ihrem Schwanz getanzt sein – stellen Sie sich das vor! Die steht mindestens so hoch«, ihre Hand schwebte etwa eindreiviertel Meter über dem Boden, »und gefaucht hat sie wie eine Wildkatze, und die Giftzähne sind länger als mein Zeigefinger.«
    »O mein Gott«, flüsterte Silke. »Ist der Mann gebissen worden?«
    »Mehrfach.«
    »Ist er … hat er überlebt?«
    »Das ist noch nicht sicher«, unterbrach Rudi seine Frau. »Sie hat ihn voll erwischt, aber er hat Unglaubliches getan.« Er streckte seine Hand hoch und spreizte die Finger, zog dann mit dem anderen Zeigefinger eine Linie über das Handgelenk. »Er hat sein Jagdbeil genommen und sich die Hand abgehackt. Zack – ab!«
    Silke schrie auf. »Was?«
    »Die Hand – hier abgehackt«, bestätigte Rudi und zog erneut die Linie. »Das muss man sich mal vorstellen. Trotzdem hat er Gift abbekommen. Er liegt auf der Intensivstation, es geht um Leben und Tod!«, rief er mit dramatischer Geste.
    Selbst Marcus war blass geworden, und Silke schoss Übelkeit in die Kehle. Irgendwo hatte sie gelesen, dass der Tod nach einem Mambabiss unvorstellbar schrecklich war. Entsetzt suchte sie mit den Augen die Erde nach Schlangen ab, dachte an die Warnung von Rick, dass sie vermutlich keine entdecken würde, auch wenn sie schon fast auf ein Reptil draufgetreten war. Sie sah die Frau vor sich, die Rick vor seinem Haus angesprochen hatte, ihre verweinten Augen, die verzweifelte Miene. Sie hatte keine Rangeruniform getragen. Vielleicht war sie die Frau von Scotty MacLean.
    »O Gott«, war alles, was sie hervorbrachte.
    »Wir werden stattdessen in ein privates Wildreservat fahren«, sagte Rudi. »Es grenz direkt an Hluhluwe. Inqaba heißt es. Sehr edel, sehr gutes Essen, und man kann Privatfahrten buchen. Dann hat man einen Ranger ganz für sich allein. Ziemlich teuer, aber es ist das Geld wert. Haben Sie nicht Lust mitzukommen? Auf getrennten Rechnungen, natürlich.«
    Silke und Marcus verständigten sich durch einen schnellen Blick, und sie schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Danke für den Vorschlag«, antwortete Marcus, »aber wir wollen uns Zeit auf dem Weg nach Mpila lassen und uns in Ruhe im Bungalow einrichten. Ich nehme an, wir werden als Ersatz für die Wanderung Umfolozi selbst erkunden, ein Picknick machen und so?« Er sah Silke fragend an, die sofort nickte. »Gut, das ist also ab gemacht. Ich habe viel über Umfolozi gelesen«, fuhr er fort. »Der nordwestliche Teil muss traumhaft sein. Jede Menge Suhlen,

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