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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Schild gesehen, und da könnte ich …«
    Marcus warf einen Blick in den Rückspiegel und zeigte dann mit dem Daumen nach hinten. »Ich würde ja sofort zurückfahren, aber da gibt es ein größeres Problem.«
    Silke fuhr herum und starrte durchs Rückfenster. Geradewegs in die langbewimperten Augen eines Elefanten, der nur unwesentlich kleiner war als der, der ihnen den Weg über die Brücke blockierte.
    »Mist!«, fluchte sie und krümmte sich. »Vielleicht kannst du hupen?«
    »Hupen?« Er lachte. »Lieber nicht. Das mögen die beiden bestimmt nicht und werden sicher wütend. Das möchte ich nicht erleben. Ich kann dir nur einen Pappbecher anbieten, in den kannst du dann … Oh! Oh!«, sagte er sichtlich alarmiert und startete den Motor wieder.
    Der alte Elefantenbulle hatte sich in Bewegung gesetzt und schlenderte auf sie zu, war jetzt vielleicht zwanzig Meter von ihnen entfernt und beäugte sie unverwandt.
    »Bist du angeschnallt?«, fragte er. »Wir müssen vielleicht einen fliegenden Start hinlegen.« Deutlich angespannt ließ er das riesige Tier nicht eine Sekunde aus den Augen.
    »Da hing eine Warnung in unserem Chalet, dass Elefanten in diesem Park sehr gefährlich sind und es strafbar ist, sich ihnen auf mehr als fünfzig Meter zu nähern«, wisperte sie.
    »Na, der Dicke da vorn scheint davon nichts zu wissen«, war die leise Antwort.
    Silke schluckte nur. Der riesige Dickhäuter kam noch näher, bis er direkt vor ihrem Auto stand, streckte den Rüssel aus und schnupperte. Sie riskierte es nicht, sich zu bewegen, hob nur langsam die Augen und sah in den Rückspiegel. Der Elefant, der sich hinter ihnen aufhielt, war zum Rand der schmalen Straße gegangen und rupfte Blätter von einem Baum. Zwischen dem Busch auf der anderen Straßenseite und dem Tier war der Abstand groß genug, um mit dem Auto passieren zu können.
    »Wenn es brenzlig wird, kannst du rückwärts an dem anderen vorbeifahren, glaub ich. Zumindest wenn der nichts dagegen hat«, setzte sie hinzu, als das Tier einen armdicken Ast abbrach, als wäre es ein Streichholz, und über die Straße schleuderte, ehe es einen weiteren Schritt in den Busch machte.
    Marcus legte den Rückwärtsgang ein. Der Bulle stand nun unmittelbar vor ihnen, der Rüssel mit der Greifnase schwebte näher heran, tastete über das Glas, und Silke wurde mit Schrecken bewusst, dass ihr Seitenfenster zwei Handbreit offen stand. Doch es war zu spät, den Fensterheber zu betätigen, der Elefant hatte die Lücke gefunden, steckte sein behaartes Organ ein paar Zentimeter hinein und schnaubte. Silke wurde ein warmer, stinkender Luftstoß ins Gesicht geblasen. Sie erstarrte, biss die Zähne zusammen, um nicht zu wimmern, und versuchte, die hochschie ßende Übelkeit zu ignorieren.
    »Ganz ruhig«, sagte Marcus plötzlich. »Wir wollen dir nichts tun, lass uns nur vorbei.« Seine Stimme war ein tiefes, sanftes Murmeln. Er sprach, als würde er mit einem verschreckten Kind reden. »Ein Prachtkerl bist du. Geh einfach zwei Schritte beiseite, dann können wir wegfahren, und du hättest deine Ruhe … Geh zu deiner Freundin … Nun komm schon.«
    Der Bulle schnaufte, zog seine Nase zurück, spähte noch einmal neugierig ins Auto und schlurfte davon.
    »Kann ich die Augen wieder aufmachen?«, flüsterte Silke rau. »Lässt er uns vorbei?«
    »Du kannst, er ist weg, er turtelt hinter uns mit seinem Gspusi«, erwiderte er und rollte im Leerlauf bis zur Mitte der Brücke.
    Die Elefanten beschnupperten und befühlten sich und kümmerten sich nicht mehr um sie. Silke sah Marcus mit einer gewissen Verwirrung von der Seite an.
    »Alle Achtung, das hast du wirklich super gemacht – wo hast du denn das gelernt?«
    Marcus zuckte mit den Schultern. »War doch nichts dabei. Funktioniert bei Kindern und Hunden, warum also nicht auch bei Elefanten.« Sachte gab er Gas.
    Silke lief schon das Wasser im Mund zusammen. »Jetzt wird’s aber langsam eng«, ächzte sie.
    »Versuch einfach, an etwas anderes zu denken.« Beruhigend streichelte er ihr Knie.
    Nach ein paar Kilometern entdeckten sie ein Schild, das den Weg zum Capture Centre wies.
    »Dort können wir hinfahren. Hältst du bis dahin durch?«
    Silke aber hatte die Hände vor den Mund gepresst und stieß nur ein grunzendes Geräusch hervor.

15
    D och sie hielt durch. Im Gebäude des Game Capture Centre gab es Toiletten, Marcus fuhr sie bis zur Tür, und kurz darauf kam sie sichtlich erleichtert zum Auto zurück. Marcus war inzwischen

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