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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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die gut besucht sein sollen. Der Weg führt direkt an den Windungen des Schwarzen Umfolozi entlang, wo häufig Leoparden gesichtet werden, wie man mir an der Rezeption sagte, und am Mphafa-Ansitz gibt es sogar einen Wasserfall.«
    »Aber nicht dieses Jahr«, unterbrach Rudi mit wichtiger Miene. »Es ist bestimmt viel zu trocken dafür. Letztes Jahr hat es stark geregnet, da gab’s genug Wasser, das strömte da wie die Victoriafälle über die Felsen. Herrlich, sage ich Ihnen. Wir haben die schönsten Vögel gesehen. Jetzt dürften Sie da nur trockene Felsformationen antreffen.«
    Marcus verzog ärgerlich das Gesicht. »Wir werden es ja sehen«, sagte er kurz und öffnete eine Coladose. »Willst du noch etwas zu trinken, Silky?«, wechselte er das Thema, und als sie bejahte, goss er ihr ein.
    Petra Schäufeles Blick fiel auf den Picknickkorb. »Das sieht aber lecker aus. Wo haben Sie das denn aufgetrieben?«
    »Ich habe das in der Küche vom Hilltop Camp zusammenstellen lassen«, entgegnete Marcus. »Kann ich nur empfehlen.«
    Petras Miene wurde säuerlich. »Und ich bin schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, um das Picknick vorzubereiten.« Sie warf ihrem Mann einen vorwurfsvollen Blick zu. »Nächstes Mal bestellst du ebenfalls etwas im Hilltop. Schließlich sind das auch meine Ferien. In Stuttgart hab ich genug im Haushalt zu tun.«
    Marcus grinste, sah jedoch betont auf die Uhr. Silke packte alles zusammen, und auf dem Weg zum Auto warfen sie ihren Müll in den Abfalleimer, nachdem es Marcus gelungen war, den komplizierten Verschluss zu öffnen.
    »Ich bin ja froh zu wissen, dass ich mindestens so intelligent bin wie ein Affe«, murmelte er.
    Silke fragte, was er damit meinte, und er erklärte ihr, dass alle Abfalleimer sozusagen affensicher verschlossen wurden, weil die Biester längst herausgefunden hatten, dass darin ständig Leckerbissen zu finden waren.
    »Selbst Hyänen haben gelernt, Abfalleimer und sogar Kühlschränke in Zelten zu knacken.«
    Silke sah ihn spöttisch an. »Hast du gelesen.«
    Er grinste vergnügt. »Nein, das hat man mir an der Rezeption erzählt. Zelte kann man hier übrigens auch mieten.«
    Sie lachte laut. »In einem Zelt werde ich bestimmt nicht übernachten. Ich würde kein Auge zutun. Ich brauche die Gewissheit, dass eine solide Steinmauer mich vor Elefanten und Raubkatzen schützt.«
    »Und Schlangen.«
    Sie schüttelte sich.
    Das Wageninnere war kochend heiß, die Sitze wie glühende Herdplatten. Marcus ließ die Fenster hochsurren und stellte die Klimaanlage auf Sturm. Schäufeles winkten heftig, Silke winkte zurück, dann waren sie endlich allein.
    Die Landschaft veränderte sich allmählich, wurde weiter, offener, die Hügel wichen in den Dunst zurück, dorrendes Gras be deckte die sanft geschwungenen Hänge. Schirmakazien und Palm gruppen boten Schatten gegen die Mittagshitze. Unter jeder Baumkrone la gerten Tiere. Büffel, Impalas, Zebras und unter einer auch vier Giraffen. Sie hatten ihre langen Beine graziös unter ihren Körper gefaltet und schauten hoheitsvoll in die Landschaft. Silke ließ ihr Fenster herunter und genoss den Luftzug.
    Eine Unterführung lief unter der Straße hindurch, die Hluhluwe und Umfolozi teilte, und unmittelbar danach kreuzten sie den träge dahinfließenden Schwarzen Umfolozi. Mitten auf der Brücke, die nur durch eine wenige Zentimeter hohe Begrenzung vom strömenden Wasser getrennt war, stand ein Elefant. Ein riesiges Tier mit mächtigen, vom Alter gelb verfärbten Stoßzähnen. Er s chwang seinen Kopf, dass der Rüssel hin und her pendelte, und sah ihnen mit halb aufgestellten Ohren entgegen.
    Marcus hielt an.
    »Himmel«, flüsterte Silke. »Der ist aber größer als die im Zoo.«
    Angespannt beobachteten sie den Dickhäuter, der mit den Ohren flappte und sie nicht aus den Augen ließ. Ansonsten rührte er sich nicht. Silke kaute auf ihrer Unterlippe. »Was ist, wenn der da nicht bald weggeht?«
    Marcus lachte leise. »Dann warten wir artig. Wenn wir uns mit dem anlegen, gewinnt der todsicher, und das kann ziemlich wehtun.« Er lehnte sich über den Rücksitz und fischte zwei Colas aus der Kühlbox.
    »Mir ist auf einmal ganz schlecht«, flüsterte sie. »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
    »Was ist denn los, Silky?«, fragte er besorgt.
    »Ich weiß nicht, vielleicht die Aufregung, oder vielleicht steckt mir noch der lange Flug in den Knochen. Kannst du nicht einfach zurückfahren? Hinter uns liegt ein Picknickplatz, ich habe das

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