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Nachtschicht

Nachtschicht

Titel: Nachtschicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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machten mich stutzig«, erzählte Alice. »Das erste Mal stutzte ich, als du mir von Tonys Unfall schriebst und welch glücklicher Zufall es gewesen sei, daß ich Ed im Lakewood Theater getroffen hatte … wie er gleich nach Boothbay kam und dir über den schlimmsten Schmerz hinweghalf. Aber ich hatte ihn gar nicht getroffen, Liz. Letzten Sommer kam ich nicht mal in die Nähe des Lakewood Theaters.«
    »Aber …«
    »Aber woher wußte er, daß Tony tot war? Ich habe keine Ahnung. Ich weiß lediglich, daß er es von mir nicht erfuhr.
    Zweitens nehme ich ihm diese Geschichte mit dem eidetischen Gedächtnis nicht mehr ab. Mein Gott, Liz, er kann sich nicht mal erinnern, welche Socken er sich angezogen hat.«
    »Das ist etwas ganz anderes«, hielt Liz ihr kühl entgegen.
    »Das -«
    »Letzten Sommer hielt sich Ed Hamner in Las Vegas auf«, sagte Alice leise. »Mitte Juli reiste er wieder ab und nahm sich in einem Motel in Pemaquid ein Zimmer. Der Ort liegt auf der anderen Seite der Bucht, genau gegenüber dem Hafen von Boothbay. Es sieht fast so aus, als hätte er darauf gewartet, daß du ihn brauchst.«
    »Du spinnst ja! Woher willst du wissen, daß Ed in Las Vegas war?«
    »Kurz bevor das Semester anfing, traf ich zufällig Shirley D’Antonio. Sie arbeitete im Pines Restaurant, das dem Schauspielhaus gleich gegenüber liegt. Sie behauptet, sie hätte nie jemand gesehen, der aussieht wie Ed Hamner. Daher weiß ich, daß er dich mehrere Male belogen hat. Also ging ich zu meinem Vater, erzählte ihm alles und ließ mir von ihm grünes Licht geben.«
    »Grünes Licht - wozu?« fragte Elizabeth bestürzt.
    »Um mich an ein Detektivbüro zu wenden.«
    Elizabeth sprang auf. »Halt den Mund, Alice. Jetzt reicht’s mir aber.« Ihr Entschluß stand fest. Sie wollte mit dem Bus in die Stadt fahren und bei Ed übernachten. Sie hatte ohnehin nur darauf gewartet, daß er sie einlud, die Nacht bei ihm zu verbringen. 
    »Hör mir wenigstens zu Ende zu, damit du Bescheid weißt« drängte Alice. »Dann kannst du dir überlegen, was du Ihn willst.«
    »Ich weiß, daß er ein anständiger, guter Mensch ist, das genügt mir -«
    »Die Liebe macht doch blind, wie?« versetzte Alice mit einem bitteren Lächeln. »Na ja, vielleicht habe ich dich auch ein bißchen gern, Liz. Hast du daran schon mal gedacht?«
    Elizabeth drehte sich um und sah Alice lange an. »Wenn das stimmt, dann hast du aber eine merkwürdige Art, es mir zu zeigen. Also gut, sprich dich aus. Vielleicht hast du recht. Vielleicht bin ich dir das wirklich schuldig. Los, red schon.«
    »Du kennst ihn schon sehr lange«, sagte Alice mit ruhiger Stimme.
    »Was?«
    »Grundschule 119, Bridgeport, Connecticut.«
    Elizabeth verschlug es die Sprache. Sie hatte mit ihren Eltern sechs Jahre lang in Bridgeport gewohnt. Nach Beendigung ihres zweiten Schuljahres waren sie an ihren jetzigen Wohnort gezogen. Sie hatte tatsächlich die Grundschule 119 in Bridgeport besucht, aber -
    »Alice, bist du sicher?«
    »Erinnerst du dich nicht an ihn?«
    »Nein, natürlich nicht!« Doch sie erinnerte sich an das Gefühl, das über sie gekommen war, als sie Ed Hamner zum ersten Mal sah - als erlebe sie ein Dejà-vu.
    »Ich glaube, die Hübschen neigen dazu, die Häßlichen zu übersehen. Vielleicht war er damals in dich verknallt. Du gingst zusammen mit ihm in die erste Klasse, Liz. Vielleicht saß er in der hintersten Reihe und … hat dich bloß beobachtet. Oder hat dir auf dem Spielplatz zugesehen. Ein kleiner, unscheinbarer Junge, der damals schon eine Brille und wahrscheinlich auch eine Zahnspange trug. Dir fiel er nicht mal auf, aber ich wette, daß er sich an dich erinnern kann.«
    »Was hast du sonst noch zu sagen?«
    »Mit Hilfe von Fingerabdrücken spürte die Detektei ihm nach. Dann brauchten sie nur noch Leute aufzusuchen, die ihn kannten, und mit ihnen zu reden. Der Detektiv, der sich mit dem Fall befaßte, sagt, manches von dem, was er herausfand, verstünde er nicht. Mir geht es genauso. Einiges ist richtig unheimlich.«
    »Das Ganze sollte dir auch nicht geheuer sein«, versetzte Elizabeth trocken.
    »Ed Hamner senior war von der Spielleidenschaft besessen.
    Er arbeitete in einer erstklassigen Werbeagentur in New York, dann zog er, ziemlich übereilt, nach Bridgeport. Der Detektiv sagt, fast jedes Pokerspiel, in dem es um einen riesigen Einsatz ging, und beinahe jede hoch abgeschlossene Wette, sei von ihm angeregt worden. Offenbar wurde ihm in New York der Boden zu

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