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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schien: keine Wahl.
    »Hier.« Brynn gab ihr den Anzünder. »Gehen Sie dahin.« Sie wies auf die andere Seite des Laubhaufens. »Halten Sie das
Ding dicht über den Boden, und schwenken Sie es hin und her.«
    Michelle humpelte los. »Fertig?«, flüsterte sie.
    »Los.«
    Ein Klicken, und die Flamme erstrahlte. Sie war viel heller, als Brynn erwartet hatte. Jeder im Umkreis von hundert Metern musste sie sofort bemerken.
    Brynn kroch auf Händen und Knien voran und suchte den Boden sorgfältig ab.
    Da! Etwas glänzte. War es die Nadel? Brynn streckte vorsichtig die Hand aus und hob einen winzigen, mit Vogelkot bedeckten Zweig auf.
    Eine zweite Möglichkeit erwies sich als ein Streifen Glimmer in einem Stein.
    Dann aber erspähte Brynn auf einem eingerollten Eichenblatt ein silbernes Glitzern. Sie nahm die Nadel behutsam an sich. »Machen Sie es aus«, sagte sie zu Michelle und deutete auf den Kerzenanzünder.
    Es wurde pechschwarz - sogar noch dunkler als zuvor, weil ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Brynn kam sich schlagartig viel verletzlicher vor. Die beiden Männer konnten in diesem Moment direkt auf sie zusteuern, und sie würde sie nicht mal sehen. Nur das Knacken eines Zweiges oder das Rascheln von Blättern könnte die Angreifer verraten.
    Michelle ging in die Hocke. »Kann ich helfen?«
    »Noch nicht.«
    Die junge Frau setzte sich, schlug die Beine übereinander, holte die Tüte Kekse hervor und hielt sie Brynn hin, die einige davon aß. Dann fing Brynn an, die Nadel mit dem Messerrücken zu bearbeiten. Zweimal traf sie stattdessen mit voller Wucht ihren Finger und zuckte zusammen. Aber sie ließ nicht los und schlug ohne Pause weiter - und genau wie zuvor die Flamme des Anzünders schien nun das Geräusch von Metall auf Metall ihre Position in meilenweitem Umkreis zu verraten.

    »Lassen Sie es uns versuchen«, sagte sie nach ewig lang scheinenden fünf Minuten. »Ich brauche etwas dünnes Garn.« Sie trennten einen Faden von Brynns Skiparka ab und banden die Nadel damit an ein Stückchen Zweig.
    Brynn schüttete den Alkohol aus, füllte die Flasche halb mit Wasser, schob den Zweig mit der Nadel hinein und legte die Flasche auf die Seite. Schließlich betätigte sie den Schalter des Kerzenanzünders. Die beiden Frauen starrten durch das klare Plastik. Das Stück Holz drehte sich langsam nach links und hielt dann an.
    »Es funktioniert!«, rief Michelle und lächelte zum ersten Mal an diesem Abend.
    Brynn sah sie an und lächelte zurück. Das tut es, dachte sie. Da soll mich doch der Teufel holen, aber es funktioniert tatsächlich.
    »Doch welches Ende zeigt nach Norden und welches nach Süden?«
    »Hier in der Gegend steigt das Gelände hauptsächlich in Richtung Westen an. Das müsste also zu unserer Linken sein.« Sie ließ das Feuerzeug erlöschen. Nachdem ihre Augen sich wieder an die Dunkelheit angepasst hatten, deutete Brynn auf einen fernen Hügel. »Das ist Norden. Machen wir uns auf den Weg.«
    Brynn schraubte den Deckel auf die Flasche, steckte sie ein und nahm ihren Speer. Dann gingen sie weiter. Hin und wieder legten sie eine Pause ein, um sich anhand der Nadel neu zu orientieren. Solange sie nach Norden gingen, mussten sie früher oder später den Joliet Trail kreuzen.
    Seltsam, wie sehr die Anfertigung dieses kleinen Utensils mich beruhigt hat, dachte sie. Kristen Brynn McKenzie war eine Frau, deren schlimmster Feind und größte Angst der Kontrollverlust war. Sie hatte diesen Abend ohne jegliche Kontrolle, ohne Telefon oder Waffe begonnen und war frierend, durchnässt und hilflos aus einem dunklen See gekrochen. Nun jedoch,
mit einem primitiven Speer in der Hand und einem Kompass in der Tasche fühlte sie sich so zuversichtlich wie diese Figur aus einem von Joeys Comics.
    Die Königin des Dschungels.

27
    Der Tanz.
    So nannte Hart es.
    Es war ein Teil seines Geschäfts, und Hart war nicht nur ans Tanzen gewöhnt, sondern auch ziemlich gut darin. Ein echter Könner eben.
    Einen Monat zuvor hatte er in einem Café gesessen - niemals in einer Bar; man musste einen klaren Kopf behalten -, als jemand ihn ansprach.
    »Hallo, Hart. Wie geht’s?«
    Hart blickte auf. Ein fester Händedruck.
    »Gut. Und Ihnen?«
    »Kann nicht klagen. Hören Sie, ich habe einen Auftrag zu vergeben. Sind Sie interessiert?«
    »Keine Ahnung. Schon möglich. Woher kennen Sie Gordon Potts? Und kennen Sie ihn schon lange?«
    »Nein, nicht besonders lange.«
    »Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Durch einen

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