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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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oder?«

    Â»Nur ein wenig.«
    Alba konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Obwohl sie wusste, dass es eine nicht sonderlich kluge Antwort gewesen war. Kein Mann – ob untot oder lebendig – sollte so etwas einer aufgebrachten Frau sagen, falls ihm sein Wohlergehen am Herzen lag.
    Das Gewitter folgte sogleich: »Dann ist Ihnen die Welt egal. Wir sind Ihnen egal. Denn Sie erkennen nicht, welche Möglichkeiten uns die Zukunft bietet!«
    Â»Und haben Sie sich schon gefragt, was diese Zukunft dafür fordern könnte? Ich zwinge keinen, mir zu folgen. Wir haben zusammen bereits so vieles überstanden.«
    Â»Ãœberstanden? Das kann doch nicht alles sein. Leben ist das, was ich will!«
    Â»Leben? Eine interessante Wortwahl für eine Leiche, verzeihen Sie mir meine Direktheit. Ist es das, was dieser Messias Ihnen verspricht – Ihnen das Leben zurückzugeben? Das kann er nicht. Will er den Fluch rückgängig machen? Das könnte er, wenn er zu den Mächtigen gehörte, aber dann würde von Ihnen nichts übrig bleiben als ein bisschen Staub. Der Fluch ist das Einzige, was unsere Körper vorm Zerfall bewahrt.«
    Â»Wir haben den Tod bezwungen. Wir sind stärker als jeder Mensch, als jedes andere Wesen, und müssen uns dennoch verstecken. Warum? Die Welt gehört uns! Wir sind auserwählt. Und wir sollten unsere Rechte einfordern!«
    Â»Die Welt gehört den Menschen, sie gehört sogar Alkoholikern, Mördern und sonstigem Abschaum, aber
ganz sicher nicht den Untoten. Ihr Messias ist entweder ein Lügner oder nicht besonders helle, wenn er etwas anderes behauptet.«
    Â»Ich verstehe nicht, wie Sie so reden können, Conrad! Bekennen Sie sich zu ihm, solange es noch nicht zu spät ist. Geben Sie dem Clan Zukunft!« Die Silhouette der Frau näherte sich der des Nachzehrers. Er wich ihr aus.
    Â»Fassen Sie mich nicht an.« Das Meer in seinem Ton wallte auf, wurde dunkel und bäumte sich gegen die Verrückte auf, die glaubte, ihm befehlen zu können.
    Â»Sie Narr!« Die Frau holte aus.
    Alba konnte die Geräusche nur deuten: Etwas wurde von einem Holzregal gefegt, vermutlich ein Blumentopf, der am Boden zerschellte. In der Stille, die danach einkehrte, vernahm sie ein Knacken von Zweigen und Stängeln.
    Â»Das wird dir noch leidtun, Conrad«, schrillte die Frau, die anscheinend die höfliche Anrede vergessen hatte. »Dir und diesem kläglichen Rest deines beschissenen Clans! Ein Clan, ha! Welch ein hochtrabendes Wort für ein paar verblendete Vollidioten.«
    Alba wusste nicht, was genau danach passierte. Adrián riss sie zur Seite, und das keine Sekunde zu früh. Ein Körper flog an ihr vorbei und schlug auf dem Bürgersteig vor dem Laden auf.
    Â»Ich glaube, Stella ist gerade auf seine Blumen getreten«, flüsterte Adrián. »Ein Fehler. Ein bööööser Fehler.«

    Für einen Wimpernschlag blieb der Körper regungslos liegen, dann bäumte er sich auf und sprang mit einem Satz auf die Beine.
    Ein Mädchen stand vor ihnen, höchstens siebzehn Jahre alt. Es ordnete sein Haar – eine Vielzahl von dünnen Zöpfen – und seine Kleidung. Ruhig, als wäre nichts geschehen, strich es über die Falten des Minirockes, der die Sicht auf seine schlanken Beine freigab. Ein Top betonte die Brüste und gab den Bauch mit einem Delfin-Piercing am Nabel frei, eine Lederjacke bedeckte die Schultern. Wie konnte ihm bloß nicht kalt sein?
    Das Mädchen bemerkte die Ankömmlinge, legte den Kopf schief und musterte Alba. Sein Blick schien sie zu durchbohren. Es kam näher, geschmeidig wie ein Schatten, und sog geräuschvoll ihren Geruch in sich ein, wobei seine Nasenflügel bebten.
    Â»Adrián«, schnurrte es. Im Licht der Straßenlaterne sah Alba, wie sich die Brustwarzen der Kleinen aufstellten. »Wem bringst du den Leckerbissen mit, hm?«
    Â»Was ist mit dir los? Futterneid?« Er rührte sich nicht, obwohl Alba sich wünschte, er möge sich zwischen sie und das Mädchen stellen. Sie vor dieser Person schützen.
    Â»Ihre Aura verspricht einen Schmaus.« Der gierige Blick schweifte zu Finn, der an einer Wand lehnte und die Augen geschlossen hielt. »Einen Metamorph hast du auch erwischt.« Plötzlich stand sie vor Finn, beschnupperte ihn mit halbgeöffnetem Mund und verharrte, die Lippen dicht an den seinen. »Aber der hat kaum

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