Nachtseelen
noch
Energie.« Das Mädchen lieà von ihm ab, wandte sich wieder an Adrián. »Mh â hast du das da drin mitbekommen?«
Obwohl die Kleine das Thema gewechselt hatte, fühlte sich Alba immer noch im Mittelpunkt ihrer Gier. Würde das Mädchen es wagen, sie anzugreifen?
»Das war kaum zu überhören.«
»Ich hoffe, du bist klüger als dein Anführer. SchlieÃe dich uns an, oder du wirst untergehen. Der Messias braucht solche wie dich.«
»Ich soll mich euch anschlieÃen? Stella, was ist mit dir los? Erinnerst du dich, wie wir vor nicht allzu langer Zeit Schulter an Schulter vor den Zellen im Pesthof gestanden haben, um unsere Leute zu befreien? Auf dem feindlichen Terrain, da konnten wir uns nur auf uns selbst verlassen, und das taten wir, ohne nachzudenken. Was ist passiert? Warum verrätst du deine Freunde?«
»Mhhhhh«, tönte es ihm entgegen. »Hör auf, groÃe Reden zu schwingen. Man muss einsehen können, wann man auf der falschen Seite steht.« Sie tätschelte ihm die Schulter. »Nun, ich hoffe, du wirst es dir noch anders überlegen. Kontaktiere mich, wenn du so weit bist.«
Mit groÃen Sprüngen, als wollte sie ihre Kraft demonstrieren, schnellte sie die StraÃe entlang und verschwand in der Dunkelheit.
»W-wer war das?«, stammelte Alba. Halb erfroren, halb ohnmächtig von der Macht, die der untote Teenager ausgestrahlt hatte.
»Ich weià nicht, ich erkenne sie nämlich nicht wieder. Es ist Zeit, reinzugehen. Haltet euch im Hintergrund, solange ich mit Conrad rede.« Er betrat den Laden.
Alba zögerte, sah zu Finn. Er gab sich einen Ruck und stieà sich von der Wand.
»Nimm dich in Acht vor Conrad«, sagte er matt. Sie wollte ihn stützen â er hielt sich kaum noch auf den Beinen -, aber er lieà sie nicht. »Mir geht es gut, ich bin einfach nur müde. Hör bitte zu: Der Nachzehrer da drin, er ist sehr gefährlich. Auch wenn er dich bloà seltsam anschaut â lauf, denn in einem Kampf mit ihm könnte ich nicht einmal eine Minute überdauern, geschweige denn, dich vor ihm schützen. Fall nicht auf sein harmloses Aussehen rein. Im 19. Jahrhundert soll er in England Tausende von Menschen ausgelöscht haben.« Dann betrat er den Laden.
Alba folgte ihm und blieb am Eingang in seiner Nähe stehen. Weiterzugehen, wagte sie nicht. Ãberhaupt wünschte sie sich, so wenig wie möglich aufzufallen.
Adrián durchquerte den Raum. »Conrad? Ich möchte Sie sprechen.«
Das Oberhaupt des Clans, mit Schürze und Gartenhandschuhen, trat mit einem Besen hinter einer Bambuswand hervor. Gefährlich sah er nicht aus, sogar irgendwie albern. Und vor diesem Kerl musste sie Angst haben? Halt. Stellas Rausschmiss aus dem Laden hatte ihr deutlich vor Augen geführt, wozu dieser Mann fähig war.
Sie schätzte ihn auf höchstens zwanzig. Er war von mittlerer Statur, durchtrainiert, aber recht schmal gebaut,
und hätte sie sich neben ihn gestellt, hätte er sie vielleicht nur um einen halben Kopf überragt. Nein, durch eine allzu imposante Erscheinung hatte er seine Position als Clanführer ganz sicher nicht erkämpft. Er musste etwas an sich haben, was nicht mit bloÃem Auge zu erkennen war. Und dieses »Etwas« verursachte Alba ein flaues Gefühl im Magen.
»Was gibt es, Rivas?«, fragte Conrad, ruhig und leise, wobei er die Vokale auf eine seltsame Art dehnte. Als er die nächsten Worte sprach, wurde sein Ton dunkler und bedrohlicher, auch wenn er die Stimme nicht einmal erhob: »Warum bringen Sie einen Metamorph und â noch schlimmer â ein Menschenweib hierher? Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
Adrián schilderte knapp die Situation, Finns Auftauchen, sein Angebot. Er erzählte, wie er Maria aufsuchen wollte, die anscheinend nicht in ihrer Villa weilte. SchlieÃlich berichtete er von dem Brand. Conrad unterbrach ihn nicht, zeigte aber auch sonst keine Regung, was es unmöglich machte, seine Gedanken zu erraten. Die ganze Zeit fegte er die Scherben zusammen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
»Evelyn ist tot«, beendete Adrián seinen Monolog.
Mit einem Schlag straffte Conrad die Schultern. »Wo ist sie? Wann ist das geschehen? Wenn die Leichenstarre noch nicht eingesetzt hat, können wir sie mit etwas Glück wieder zum Leben erwecken.«
Adrián stützte sich am Tresen
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