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Nachtseelen

Titel: Nachtseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krouk Olga
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Singsang brach ab. »Linnea!« Es kam einem Nagel auf einer Schultafel gleich. »Linnea! Linnea! Linnea!«
    Er kreischte und kreischte und wollte gar nicht mehr aufhören. Alba hielt sich die Ohren zu und stürmte aus der Wohnung. Die Treppe hinunter und aus dem Haus heraus. Die kalte, frische Herbstluft füllte ihre Lungen. Bald saß sie in ihrem Auto. Sie ließ die Fenster hinuntergleiten, beugte sich vornüber und drückte ihre Stirn gegen das Steuer. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Sebastian mit dem toten Baby, wie er der Kleinen die Wodkaflasche an die Lippen hielt. Sie riss die Autotür
auf und schnappte nach Luft. Es half. Zumindest ein wenig.
    Erst nach einer Weile bemerkte sie Adrián, der neben dem Wagen stand.
    Â»Ich bin kurz davor, dich zu bitten, mir die Erinnerungen an diese Begebenheit zu nehmen«, keuchte sie. Obwohl alles in ihr krampfte, fiel ihr das Reden immer leichter, je öfter sie es versuchte. Das Stottern schien sich aufzulösen, während die vagen Erinnerungen zu ihrer festen Vergangenheit wurden.
    Er setzte sich auf den Beifahrersitz. Sein starres Gesicht wirkte grau. »Ich habe gesagt, das wird dir nicht gefallen. Doch ich hatte keine Ahnung, was ich hier wirklich vorfinde, sonst hätte ich dich niemals mitgenommen.«
    Â»Was ließ ihn so werden?«
    Â»Ich kann es nur vermuten, aber …« Er rieb sich über das Gesicht. »Alba. Seine Frau ist … oder war … ein Mensch. So wie du. Und er …«
    Â»Ein Metamorph. Genau wie Finn.« Sie fühlte sich, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Â»Ihr zuliebe hat er sich von seiner Gemeinde losgesagt und sein Seelentier verloren. Für einen Metamorph ist das, als würde man ihm die eigene Seele entreißen. Du siehst, wie das endet.«
    Alba fröstelte. Auf einmal kam ihr der Herbstwind eisig vor. Hatte sie gerade in Finns Zukunft geschaut? Erwartete ihn dasselbe, sollten er und sie …?

    Adrián hatte ihre Gedanken gelesen. »Vielleicht ist Finn stärker, wer weiß. Nur … Ich kenne keinen Metamorph, der es geschafft hätte.«
    Â»Was ist mit Sebastians Frau?«
    Â»Die beiden haben sich über alles geliebt, zumindest habe ich anfangs noch die Spuren davon in seiner Aura gesehen. Sie erwarteten ein Kind, nur kommen alle Kinder von gemischten Paaren, also von einem Menschen und einem Metamorph, schwerbehindert zur Welt. Wenn sie überhaupt lebend geboren werden. Wie auch immer, Sebastian begann, abzugleiten, bis es nicht weiterging. Er trank, schlug und terrorisierte seine Frau. Er war nicht mehr er selbst. Er war zu einem Monster mutiert. Diese Bindung an einen Menschen, diese Liebe, hat sie beide vernichtet.«
    Albas Hände zitterten. Oh Finn. Muss ich dich verlassen, um dich vor einem solchen Ende zu bewahren? Oder würde es zwischen uns klappen? Wenn ich dich nicht aufgebe? Wenn ich um dich kämpfe?
    Â»Würde es nicht. Denn ihr habt keine Zukunft«, antwortete Adrián, hart und direkt wie üblich. Dann wechselte er das Thema. »Schade, dass du keine Informationen über das Haus, in dem du festgehalten wurdest, bekommen konntest.«
    Alba war froh, dass ihre Gedanken auf etwas anderes gelenkt wurden. Es fiel ihr leicht, darüber zu reden, um nicht an dem Unausweichlichen zu zerbrechen. Um nicht daran zu verzweifeln, dass sie Finn verlieren würde. Und auf welche Weise. »Wenigsten wissen wir, dass
Linnea dahintersteckt, und er hat auch verraten, welches Ziel sie verfolgt.«
    Adrián legte die Stirn in Falten. »Du meinst: ihre Gemeinde zu stärken?«
    Â»Neue Metamorphe zu züchten.« Sie startete den Motor und trat auf das Gaspedal. Aber auch mit 100 km/h kamen sie immer noch viel zu langsam von diesem grauenhaften Ort fort, so schien es ihr.
    Alba fuhr direkt zu Conrad. Sie parkte in der Nähe des Blumenladens, doch Adrián hinderte sie daran auszusteigen. »Fahr nach Hause, bitte. Lass das alles Vergangenheit sein, kehre nicht in diese Welt zurück. Finn würde das verstehen. Niemand würde dir Vorwürfe machen.«
    Sie schluckte schwer. »Ich kann nicht. Inzwischen gehöre ich eurer Welt an. Ich gehöre Finn an, auch wenn er es nicht weiß, auch wenn er mich vielleicht gar nicht bei sich haben will. Ich stecke bereits viel zu tief in der ganzen Sache drin. Es ist mir unmöglich, jetzt einen Rückzieher zu machen.«
    Es ist mir

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