Nachtseelen
Versuchung zu geraten, sich zu streicheln. Sie durfte ihren Gelüsten nicht nachgeben, nicht noch abhängiger von der Göttin werden. Doch allein das Reiben der Unterwäsche an ihrer Scham lieà das Blut in
ihren Kitzler schieÃen. Wärme breitete sich darin aus, das sanfte Pochen setzte ein.
»Oya â¦Â«, heulte sie auf und hätte sich am liebsten die Zunge herausgerissen. »Erlöse mich!«, schickte sie ihr Flehen gen Himmel, während sie sich auf dem Boden krümmte.
Doch die Mächtige kam nicht, und die schmerzlich süÃen Qualen jagten Schauerwellen über Linneas Körper, der sich nach der göttlichen Zuwendung sehnte.
Schmerzen ⦠Lust â¦
Nein, sie durfte sich nicht gehenlassen, nicht noch abhängiger werden. Auch wenn das Band niemals reiÃen würde. Denn während der Paarung besiegelten Metamorphe ihre Partnerschaft. Für immer, bis zum Tod.
Linnea keuchte. Bis zu ihrem Tod â denn Göttinnen starben nie. Sie gehörte Oya, mit ihrem Körper und ihrer Seele. Bis in alle Ewigkeit.
Schmerzen ⦠Sich für die Lust mit Schmerz bestrafen.
Sie tastete umher und machte den Herd an. Erst nach einer Weile gelang es ihr, sich auf die Beine zu quälen.
Die Kochplatte strahlte weiÃglühend in ihrer Wahrnehmung. Linneas ausgestreckte Finger zitterten über dem leuchtenden Kreis der Hitze. Sie grub die Zähne in ihre Unterlippe, ballte die Hand und drückte die Faust auf das Ceranfeld. Ein Schrei entwand sich ihrer Kehle. Sie warf sich auf die Fliesen, und ihre Zunge schmeckte den Geruch der angesengten Haut. Sie heulte und warf
sich hin und her. Die sexuellen Triebe waren besiegt. Zumindest für den Moment.
»Ich bin stärker«, stieà sie hervor. »Ich werde einen Ausweg finden. Eine Königin ist keine Sklavin irgendwelcher Götter.« Das Haar klebte ihr an dem verschwitzten Gesicht. Die schnellen Atemzüge schnitten in ihre Lunge.
Gleichzeitig wisperte ein Stimmchen in ihrem Inneren: Warum beklagst du dich? Hat Oya dir nicht deinen Wunsch erfüllt und Evelyn vernichtet? Hast du nicht gespürt, wie die Flammen alles ringsherum verschlangen, und dir ausgemalt, wie der Körper deiner Tochter verkohlte? Hast du bei diesem Anblick nicht gejohlt wie ein Kind?
Eine Mächtige als Geliebte zu haben â mit ihr würde sie unbesiegbar sein. Sie müsste nicht mehr tricksen, um ihre Gemeinde zu erweitern, nicht mehr fürchten, von einer anderen Königin vernichtet zu werden. Die ganze Welt würde ihr zu FüÃen liegen. Und der Preis dafür wäre â¦
Linnea dachte daran, wie sie in Oyas Armen durch das Schattenreich geglitten war. Sie hatte es sehen können! Nicht mit Infrarotsicht, sondern so, als hätte sie ihr Augenlicht wieder! Unförmige Fratzen der gefangenen Seelen ringelten sich um sie, streckten und reckten ihre Schattenarme, versuchten die Göttin zu berühren. Wir wollen dir dienen ⦠dienen â¦
»Dienen â¦Â« Linnea ertappte sich, wie sie vor sich hin winselte und um Oyas Erscheinen flehte. Nein! Sie schlug die verletzte Faust gegen den Boden, der Schmerz
rüttelte ihren Verstand wach. Es musste eine Möglichkeit geben, dem Einfluss der Mächtigen zu entkommen, und sie würde diese finden!
Es klingelte. Sie spürte die Vibration des Bodens durch das offene Fleisch ihrer Faust, halb besinnungslos vor Qualen, die sie sich zugefügt hatte.
Geht weg, verschwindet alle! Smaragda schmiegte sich an ihren Körper, den Kopf zu ihrem Gesicht gestreckt, und fuhr mit der gespaltenen Zunge über ihre Wange. Mit der gesunden Hand streichelte Linnea über die Schuppen.
Das Geklingel hörte nicht auf, trieb sie an den Rand des Wahnsinns. Linnea quälte sich hoch. An der Wand entlang schlich sie in den Flur, dann zur Tür. Sie öffnete einen Spaltbreit, soweit es ihr die vorgelegte Kette erlaubte. Micaela.
Linnea hätte die Tür gleich zugeschlagen, wenn die Jägerin nicht den Fuà dazwischengeschoben hätte. »Meine Königin! Bitte höre mich an!«
»Was willst du â¦Â«, stöhnte Linnea und schloss die Augen, nahm das Infrarotbild der Besucherin dennoch wahr. Die Farben pulsierten, die Umrisse flossen ineinander. Ihr wurde schwindelig von diesem bunten Chaos. Der Flur schien zu wanken, und ihre nackten FüÃe spürten nichts mehr, keine Erschütterung, als wären sie taub geworden.
»Meine
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