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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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Alkoholtest machen muss.
     Vermutlich hätte mein Atemalkohol glatt das Röhrchen gesprengt.« Sie kicherte.
    Pia sah mich an und verdrehte die Augen. »Hattest du wirklich so viel getrunken?«, rief sie Lara zu, während wir zu unseren
     Plätzen gingen. »Als wir uns am Samstag unterhalten haben, hast du ziemlich nüchtern auf mich gewirkt.«
    Auf Laras Stirn erschien eine steile Falte. Dann setzte sie ein liebenswürdiges Lächeln auf. »Nicht jedem merkt man sofort
     an, wie viel er getrunken hat, Pia. Ich hab mich ziemlich gut im Griff, auch wenn ich total voll bin. Da kannst du jeden fragen.«
    »Danke, nicht nötig.« Pia ließ sich an unserem Tisch ganz hinten am Fenster nieder. »So brennend interessiert mich das Thema
     nun auch wieder nicht.«
    »Jedenfalls waren die Polizisten echt nett«, nahm Marie den Faden wieder auf, ehe Pia ihr und Lara die Show stehlen konnte.
     »Der eine war sogar ziemlich süß. Ein ganz junger, der ständig rot geworden ist, wenn er uns eine Frage gestellt hat.«
    »Aber der Chef ist ein ganz scharfer Hund«, fügte Lara hinzu. »Mit dem ist nicht gut Kirschen essen, das war mir sofort klar.
     Er hatte so einen Röntgenblick, als könnte er Gedanken lesen. Der merkt garantiert sofort, wenn jemand lügt.«
    »Das war übrigens derselbe, den sie im Fernsehen interviewt haben.« Darauf schien Marie besonders stolz zu sein.
    »Was haben sie euch denn gefragt?«, wollte Anna wissen.
    »Alles Mögliche.« Lara zählte die Fragen an ihren Fingern ab. »Wie lange wir schon auf dem Festival sind, wann wir die Autobahnbrücke
     überquert haben und ob wir dabei irgendetwas beobachtet haben.«
    »Darauf haben sie ewig herumgehackt«, sagte Marie. »Sie wollten die genaue Uhrzeit wissen, wen wir auf der Brücke gesehen
     haben, ob die Leute hinübergegangen sind oder auf der Brücke gestanden haben und so weiter und so weiter . . .«
    Ich ließ meinen Rucksack zu Boden gleiten und setzte mich ebenfalls. Eigentlich wollte ich gar nicht hinhören. Das war doch
     nur dummes Gequatsche. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ich alles, was Marie und Lara erzählten, regelrecht in mich
     aufsaugte. Ich warf einen schnellen Blick nach rechts zu Jakobs Platz. Er war leer.
    »Ich hab gehört, dass die Polizei in alle Schulen gehen und sämtliche Schüler befragen will«, erzählte Lukas, mit dem Pia
     in der siebten Klasse mal kurz zusammen gewesen war. »Samstagnacht haben sie viele nicht mehr erwischt. Eine Menge Leute sind
     abgehauen, bevor sie das Gelände absperren konnten.«
    Ich bekam eine Gänsehaut. Wenn das stimmte, hatte ich ein Problem. Dann würde alles herauskommen . . .
    »Ach was«, sagte Pia. »Das ist doch viel zu viel Aufwand. Weißt du, wie viele Leute sie dafür abstellen müssten? Das machen
     die nie im Leben.«
    Lukas zuckte mit den Schultern. »Ich hab's von meinem Bruder und der weiß es von seinem Kumpel, der gerade seine Ausbildung
     bei der Polizei angefangen hat.«
    Herr Fiedler, unser Mathelehrer, betrat die Klasse und beendete das Gespräch. Ich atmete auf. Heute war ich ausnahmsweise
     einmal froh darüber, dass der Matheunterricht begann.

2
    In der Pause zog ich Pia schnell nach draußen. Ich hatte keine Lust, mir weitere Spekulationen anzuhören.
    »Warum hast du's denn so eilig?«, fragte Pia.
    »Ich brauch frische Luft.«
    Als wir auf dem Schulhof standen, atmete ich auf. Endlich kein Gequatsche mehr. Aber die Ruhe hielt nicht lange an. Bei dem
     schönen Wetter füllte sich der Hof schnell und ich konnte meine Ohren nichtvor den Gesprächsfetzen verschließen, die durch die Luft surrten wie aufgescheuchte Bienen.
    »Sie soll Lehrerin an einer Grundschule gewesen sein. Die Freundin meiner kleinen Schwester war in ihrer Klasse . . .«
    »Die Tochter ist erst zehn, stellt euch das mal vor. Unsere Nachbarin kennt sie, weil der Sohn ihres Bruders auf dieselbe
     Schule geht. Sie haben Freunde besucht und waren auf dem Heimweg. Sie waren schon fast zu Hause, als der Unfall geschah .
     . .«
    »Der Vater hatte wohl einen Nervenzusammenbruch oder so was und musste ins Krankenhaus.«
    »Also, ich hab gehört, er wurde in eine Psychiatrische Klinik eingeliefert . . .«
    »Hallo, Süße!« Markus drückte mir einen Kuss in den Nacken. Ich hatte ihn nicht kommen hören und zuckte zusammen.
    »Musst du mich so erschrecken?«, fuhr ich ihn an.
    »Sorry.« Markus hob abwehrend die Hände. »War keine Absicht.«
    Er sah kurz zu Pia hinüber, aber sie war gerade damit

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