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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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undurchdringlich. Wie eine Maske aus Stein.
    »Nein . . . ja . . .« Ich seufzte. »Das ist alles nicht so einfach.«
    »Besser eine komplizierte Beziehung als gar keine.« Pia starrte auf ihre sorgfältig manikürten Fingernägel. Sie legte Wert
     auf solche Details, während ich meine Nägel einfach immer nur schwarz lackierte.
    »Ich hab's dir doch schon gesagt, das mit Jakob war keine böse Absicht.« Ich suchte nach den richtigen Worten. »Ich hatte
     nicht vor, was mit ihm anzufangen. Ich fand ihn ja nicht mal besonders sympathisch.Aber nach Samstagnacht war alles irgendwie anders . . .« Ich seufzte. »Ich versteh's ja selbst nicht richtig.«
    »Offenbar ist es mein Schicksal, dass die guten Typen auf dich abfahren und nicht auf mich.« Pia zog eine Grimasse.
    Ich sah sie überrascht an. »Wie meinst du das? Du bist doch diejenige, die ständig neue Typen aufreißt.«
    »Vergiss es.« Pia winkte ab. »Willst du was trinken? Ich lad dich ein.« Da entdeckte sie Jakob. Er trug seine Kellner-Klamotten
     und war unterwegs zu unserem Tisch. »Aber ich sehe schon, du hast hier die besseren Beziehungen«, bemerkte sie schnippisch.
    Jakob kam zu uns und zückte seinen Block. »Was kann ich euch bringen?«
    »Ich wusste gar nicht, dass du hier jobbst, Jakob.« Pia lächelte etwas gezwungen. »Ich nehme einen Eiskaffee.«
    »Ich auch«, sagte ich schnell.
    Jakob nickte und verschwand wieder. Pia und ich blieben schweigend sitzen. Die Stimmung war immer noch angespannt, aber nicht
     mehr so schlimm wie in den letzten Tagen. Vielleicht ging die Eiszeit allmählich zu Ende.
    »Wie läuft's mit Markus?«, erkundigte sich Pia schließlich.
    Ich sah aus dem Fenster. Draußen waren alle Tische besetzt. Die Leute hielten ihre Gesichter indie Nachmittagssonne und löffelten Eis aus bunten Glasbechern. Ihre Stimmen waren nur gedämpft durch die Glasscheibe zu hören.
     Ein bisschen wie im Zoo.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Er hat ein paarmal angerufen, aber ich hab ihn von meiner Mutter abwimmeln lassen. Ich will
     nicht mit ihm reden.«
    »Warum machst du nicht richtig mit ihm Schluss?«, fragte Pia. »Dann lässt er dich bestimmt in Ruhe.«
    »Ja.« Ich seufzte. »Da ist was dran. Aber im Moment schaffe ich das einfach nicht.«
    Pia sah mich direkt an. »Liebst du ihn noch?«
    »Ich weiß nicht . . . Auf jeden Fall habe ich ein total schlechtes Gewissen ihm gegenüber wegen Jakob.« Ich schüttelte den
     Kopf. »Verrückt, oder?«
    »Ach was, Markus ist doch auch kein Heiliger.«
    Ich starrte Pia an. »Was soll das denn heißen?«
    »Gar nichts«, sagte sie schnell. »Ich meine nur, wegen dieser Drogengeschichte.«
    Jakob kam zurück und brachte die Getränke. Als ich ihm den Eiskaffee abnahm, berührten sich unsere Hände. Ganz kurz nur, aber
     es reichte, um mir einen Schauer über den Rücken zu jagen. Warum hatte er nur so eine starke Wirkung auf mich?
    »Sag mal, stimmt es eigentlich, dass du von der Polizei befragt worden bist?«, fragte Pia unvermittelt.
    Jakob nickte. »Ja, wieso?«
    »Nur so.« Pia nahm die Waffel aus ihrem Eiskaffee und biss hinein. »Lara hat so was erzählt.«
    »Du warst bei der Polizei?«, fragte ich überrascht.
    »Nein, sie haben mich in der Schule befragt«, sagte Jakob. »Am Freitag nach der letzten Stunde.«
    »Aber warum?«
    »Sie wollten wissen, wie lange ich auf dem Festival war und wann ich die Brücke überquert habe. Sie versuchen, eine zeitliche
     Abfolge in die verschiedenen Zeugenaussagen zu bringen.«
    »Dann war es also nur eine Routinebefragung?«, fragte Pia.
    »Natürlich.« Jakob wandte sich zum Gehen. »Was sonst?«
    Pia sah ihm nachdenklich nach, als er davonging.
    Auch ich grübelte vor mich hin. Warum hatte Jakob die Befragung vorhin auf der Autobahnbrücke mit keinem Wort erwähnt? Wir
     hatten uns doch sogar über den Unfall unterhalten. Außerdem war er die ganze Zeit ziemlich nervös gewesen. Merkwürdig . .
     .
    »Hat Lara sonst noch was erzählt?«, fragte ich.
    »Hast du das gar nicht mitbekommen?« Pia nahm einen Schluck von ihrem Eiskaffee. »Sie hat behauptet, die Polizei hätte Jakob
     auf dem Kieker. Wegen seiner kriminellen Vergangenheit.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was für eine kriminelle Vergangenheit?«
    »Das wusste Lara auch nicht so genau. Jakob redet ja nicht darüber. Aber irgendetwas muss in seinem alten Heimatort vorgefallen
     sein.« Pia nahm einenLöffel Sahne aus ihrem Glas und leckte ihn genüsslich ab.
    Ich kaute lustlos an meiner Waffel.

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