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Nachtsplitter

Nachtsplitter

Titel: Nachtsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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in der Dunkelheit, die näher kamen und sich wieder entfernten. Es war nicht viel Verkehr. Schwenk zu Pia.
     Ihr blasses Engelsgesicht sah im grellen Neonlicht der Brückenbeleuchtung etwas kränklich aus. Der tropfenförmige Anhänger
     an ihrem Silberkettchen hob sich dunkel von ihrem Hals ab. Sie winkte und machte einen Kussmund. Dann flüsterte sie mir zu:
     »Was hältst du von Jakob? Der ist doch süß, oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Süß war eindeutig das falsche Wort. Unnahbar traf es eher. Er legte es offenbar darauf an, geheimnisvoll
     zu wirken. Vielleicht war das seine Masche.
    »Ich finde ihn eher distanziert. Und ziemlich arrogant.« Ich filmte Pias Gesicht, während ich sprach. »Vielleicht steht er
     nicht auf Mädchen.«
    Sie kicherte. »Das werde ich schon noch herausfinden, keine Sorge.« Ihre Augen glitzerten siegessicher. Ich kenne niemanden,
     der so viel Selbstvertrauen hat wie Pia. Sie kriegt alles, was sie will. Normalerweise jedenfalls.
    Ich filmte, wie Pia aufstand und zu den Jungs hinüberging. »Hast du vielleicht eine Zigarette für mich?«, fragte sie Jakob.
    »Klar.« Er zog eine Zigarettenschachtel aus seiner abgewetzten Lederjacke und hielt sie Pia hin. Pia bediente sich. Normalerweise
     raucht sie nicht. Nur, wenn sie betrunken ist oder Eindruck auf einen Typen machen will. An diesem Abend traf beides zu. Sie
     ließ sich von Jakob Feuer geben, inhalierte tief und blies Jakob den Rauch ins Gesicht. Er sah sie an und ich hätte zu gern
     gewusst, was er dachte.
    Schwenk zu Pia. Sie warf ihre Haare über die Schulter zurück. »Hast du hier schon ein paar Leute kennengelernt?«
    »Nicht wirklich.« Jakob klang nicht so, als würde er es bedauern.
    »Du bist eher der Einzelgänger-Typ, stimmt's?« Pia lächelte. »Das gefällt mir.«
    »Tatsächlich?« Jakob zog eine Augenbraue hoch.
    Pia nickte langsam. »Tatsächlich.«
    Aus der Ferne ertönte das monotone Hämmern eines Schlagzeugs. Die nächste Band hatte mit dem Soundcheck begonnen.
    Pia zog noch einmal an ihrer Zigarette, dannschnippte sie sie über die Brüstung. Ein rot glühender Punkt, der immer kleiner wurde, bis er irgendwo in der Dunkelheit auf
     dem harten Asphalt der Autobahn landete. »Scheint gleich weiterzugehen«, stellte sie fest. »Wollen wir zurück?«
    »Ach was, das dauert bestimmt noch.« Meine Stimme aus dem Off. »Die brauchen doch immer ewig für den Soundcheck.« Ich hatte
     keine Lust aufzustehen.
    »Genau.« Schwenk zu Markus. Er setzte sich neben mich. So dicht, dass sich unsere Schultern berührten und ich die Wärme seiner
     Haut spüren konnte. Das Bild wurde unscharf. »Wir bleiben noch ein bisschen hier.«
    »Wie ihr wollt.« Pias Schulterzucken auf dem Display. Sie wandte sich an Jakob. »Kommst du wenigstens mit? Oder willst du
     mich alleine durch den dunklen Wald gehen lassen?«
    »Natürlich nicht.« Jakobs Augen funkelten spöttisch. »Du könntest dich schließlich verirren und von wilden Tieren gefressen
     werden.«
    »Genau.« Pia zwinkerte mir zu. Sie war sich ihrer Sache sehr sicher. »Und ihr zwei treibt's nichts zu bunt, okay? Wir sehen
     uns später.«
    Pia und Jakob gingen davon. Ich filmte, wie ihre Hand beiläufig die seine streifte. Als die beiden Silhouetten in der Dunkelheit
     verschwunden waren, beendete ich die Aufnahme und steckte das Handy ein.
    »Möchtest du Wein?« Ich hielt Markus die Flaschehin, die neben mir auf dem Boden stand. Sie war noch halb voll.
    Er schüttelte den Kopf. Ich nahm einen Schluck und stellte die Flasche wieder weg.
    »Pia scheint ja ziemlich auf diesen Jakob abzufahren.« Markus grinste. »Ich wette, zwischen den beiden läuft heute noch was.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Irgendetwas störte mich an der Vorstellung von Pia und Jakob, die sich im Wald zwischen
     Blättern und Moos wälzten. Ich wusste bloß nicht, was. Und dann entglitt mir der Gedanke auch schon mir wieder.
    »Erst dachte ich, der Typ will was von dir.« Markus versuchte, locker zu klingen, aber es gelang ihm nicht richtig. Er ist
     ziemlich eifersüchtig, auch wenn er das nie zugeben würde.
    Ich runzelte die Stirn. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Er hat dich vorhin so komisch angestarrt.«
    »Quatsch«, sagte ich. »Das hast du dir nur eingebildet.« Trotzdem begann mein Herz, schneller zu schlagen.
    »Hab ich nicht.« Markus' Mund war jetzt ganz nah an meinem Ohr. »Und ich kann's ihm nicht mal verdenken. Du bist eben eine
     Klassefrau.«
    Er fuhr mit der

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