Nachtsplitter
Zunge über mein Ohrläppchen, knabberte kurz an den zahllosen Ohrsteckern und begann, meinen Hals zu küssen.
Gleichzeitig fuhr seine Hand unter mein T-Shirt . Ziemlich schnell hattenseine Lippen meinen Mund erreicht. Einen Moment spürte ich wieder das angenehme Kribbeln, das Markus' Küsse am Anfang jedes
Mal bei mir ausgelöst hatten. Ich schloss die Augen, ließ mich auf seinen Schoß ziehen und schlang die Arme um seinen Hals.
Mein Gehirn schaltete sich aus und ich überließ mich ganz dem prickelnden Verlangen, das meinen Körper durchströmte. Markus
stöhnte leise und begann, sich sanft unter mir zu bewegen. Als seine Hände nach meinem B H-Verschluss tasteten, versteifte ich mich.
»Nicht.« Ich öffnete die Augen.
»Warum nicht?«, fragte Markus atemlos.
Ein Pärchen näherte sich im Lichtkegel der Straßenlaterne und überquerte eng umschlungen die Autobahnbrücke. Schnell zog ich
mein T-Shirt herunter und rutschte von Markus' Schoß. »Hier kommen doch ständig Leute vorbei.«
»Na und?« Markus legte seine Hand auf den Streifen nackter Haut zwischen meinem T-Shirt und dem Rock. »Ist doch egal.«
»Mir aber nicht.«
»Dann gehen wir eben woanders hin.« Markus begann wieder, an meinem Ohr zu knabbern. »Im Wald finden wir bestimmt ein ruhiges
Plätzchen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Lass uns lieber zurückgehen. Pia fragt sich bestimmt schon, wo wir bleiben.« Die Magie des Augenblicks
war vorüber. Ich wollte wieder unter Menschen, Markus' Nähe wurde mir plötzlich zu viel.
»Unsinn.« Seine Hand strich über meinen Bauch und spielte mit dem schmalen, silbernen Ring im Bauchnabel. »Die ist bestimmt
mit Jakob beschäftigt. Da stören wir nur. Außerdem wäre ich jetzt viel lieber mit dir allein. Du machst mich echt wahnsinnig.
Weißt du das eigentlich, dass du meine absolute Traumfrau bist?«
Er wollte mich wieder auf seinen Schoß ziehen, aber ich befreite mich aus seiner Umarmung und sprang auf. »Hör auf! Ich will
nicht, kapiert?«
Markus sah zu mir auf. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
»Nichts. Ich hab eben einfach keine Lust.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
Markus erhob sich ebenfalls. »Das sagst du jedes Mal. Ich versteh das nicht, Jenny. Stimmt irgendwas nicht mit mir? Hab ich
Mundgeruch oder so was?«
»Quatsch.« Ich wich seinem Blick aus. »Mir geht das nur ein bisschen zu schnell, das ist alles.« Ich merkte selbst, wie wenig
überzeugend das klang.
»Zu schnell?« Markus schüttelte den Kopf. »Wir sind seit über einem halben Jahr zusammen. Ich liebe dich. Worauf wartest du
noch?«
Ich sah ihn trotzig an. »Ich warte auf den richtigen Zeitpunkt. Hör auf, mich ständig zu drängen, das ist nicht fair.«
»Ich dränge dich überhaupt nicht ständig.« Allmählich klang er ziemlich sauer. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir
reden heute zum erstenMal so richtig über dieses Thema. Bisher bist du mir immer ausgewichen.«
»Unsinn«, murmelte ich, dabei wusste ich genau, dass er recht hatte. »Ich brauche eben noch ein bisschen Zeit.«
Markus seufzte. »Kann es sein, dass die Zeit nicht dein wirkliches Problem ist? Es ist wegen dieser blöden Gras-Geschichte,
stimmt's? Ich dachte, das hätten wir geklärt! Ich hab dir versprochen, damit Schluss zu machen, oder?«
Ich nickte widerwillig. »Trotzdem . . .«
»Vertraust du mir etwa nicht?« Markus' Augen wurden so dunkel wie der Sommerhimmel kurz vor einem Regenschauer.
Die Sache mit dem Gras war einer der Gründe, weshalb wir uns in den letzten Wochen oft gestritten hatten. Markus hatte mit
seinem Kumpel Tom eine kleine Hanfplantage im Schrebergarten von Toms Oma aufgezogen. Die Oma lebte im Altersheim und konnte
sich nicht mehr um den Garten kümmern. Erst hatten die beiden nur ein paar Pflänzchen für den Eigenbedarf in die verwilderten
Gemüsebeete gepflanzt. Vor neugierigen Blicken gut geschützt hinter einer hohen Lebensbaum-Hecke. Dann hatten sie angefangen,
Freunde und Bekannte zu versorgen. Mit der Zeit sprach sich herum, dass man bei ihnen guten Stoff für wenig Geld bekommen
konnte. Ihr Kundenkreis wurde immer größer und Tom begann, die Sache wie ein richtiges Geschäft aufzuziehen.Wahrscheinlich dachte er, er könnte damit das große Geld machen.
Mir gefiel das nicht. So was fliegt immer irgendwann auf. Und je mehr Leute davon wissen, desto größer ist die Gefahr, dass
jemand quatscht. Ein unzufriedener Kunde, einer von den
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