Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
Vom Netzwerk:
in die Küche und bat Dad, uns am nächsten Tag einen Mietwagen zu buchen.
    »Den kleinsten, den sie haben«, ermahnte sie ihn noch.
    Am nächsten Tag rief Dad bei Hertz an.
    »Den größten, den Sie haben«, sagte er.
    Na ja, vielleicht sagte er es nicht mit genau diesen Worten, aber es gab eindeutig irgendein Missverständnis hinsichtlich des Unterschieds zwischen einem Kompaktwagen und einem Kleinwagen.
    Der langen Rede kurzer Sinn: Wir kamen in Halifax an. Wir gingen zu Hertz. Wir bekamen die Autoschlüssel.
    Als wir uns dem zu den Schlüsseln gehörenden Abstellplatz näherten, sagten wir: »Oh. Mein. Gott.« Ja, wie aus einem Munde. Ja, in drei separaten Sätzen.
    Denn was wir da vor uns sahen, war eine Geländelimousine. Ein SUV . Wobei der Begriff »Sport Utility Vehicle« eine ziemliche Untertreibung ist. Das war kein sportliches Fahrzeug, es war ein Monster. Ein Monster namens Chrysler Pacifica. In einer Farbe, die am treffendsten mit »Idiotenweiß« zu beschreiben ist.
    Wir sind beide über 1,70 Meter groß, doch als wir die Türen öffneten und das Monster zu besteigen versuchten, mussten wir uns am hinteren Ende des Sitzes festklammern und daran hochziehen. Ich kletterte als Erste hinein und reichte meiner Mutter die Hand, um ihr hereinzuhelfen, aber ein paar Seile mit Karabiner wären in diesem Moment zweckdienlicher gewesen.
    Wir schlossen die Türen. Es roch nach Neuwagen. Nur weiß ich inzwischen, dass »Neuwagen« mit »Ausdünstungen« zu übersetzen ist, die hochgradig neurotoxisch wirken.
    Wie sich herausstellte, war das Monster tatsächlich nagelneu. Es hatte noch keine Meile auf dem Tacho, wir waren die Ersten, die damit fuhren. Das kam mir alles so falsch vor – frevelhaft falsch, geradezu brutal falsch. Eine Umweltschützerin, die einen SUV entjungfert. Oder vielleicht auch umgekehrt. Als wir losfuhren, hatte ich wirklich das Gefühl, das Fahrzeug habe eher die Herrschaft über uns als wir über es.
    »Boah«, sagte meine Mutter nach einer kurzen Gesprächspause, als sie das Steuer übernommen hatte.
    »Was ist?«
    »Das ist schon ein bisschen gespenstisch«, meinte sie. »Ich habe seit mindestens fünf Minuten den Fuß nicht mehr auf dem Gaspedal gehabt, und dieses Ding fährt immer noch mit unveränderter Geschwindigkeit. Obwohl es nicht bergab geht.«
    Es stimmte, das Monster war ein echtes Kraftpaket – oder eine Höllenmaschine.
    Wie wir später zu unserem Bedauern erfuhren, unterhält Hertz sogar eine Fahrzeugflotte namens Green Collection, in der teilweise Hybridautos, ansonsten zumindest kleine, spritsparende Fahrzeuge angeboten werden. Wie hatte uns das nur entgehen können? Wie auch immer, als wir endlich vor Auriels Haus vorfuhren und ausstiegen – oder eher herausplumpsten –, drehte ich mich um und konnte kaum glauben, was ich da erblickte.
    Ein Hirsch! Ein echter Hirsch! Und ja, mit Ausrufezeichen, denn wenn man in einer Großstadt wie Toronto geboren und aufgewachsen ist, versteht man unter Wildtieren nur Waschbären im Müll, Eichhörnchen auf dem Bürgersteig und gelegentliche Ratten auf den U-Bahn-Gleisen. So starrte ich den Hirsch vor mir an, und er starrte zurück, auch ganz ohne Scheinwerferlicht. Meine Mom sah ihn nun auch. Schließlich legte er den Kopf schräg, als fasste er nicht uns ins Auge, sondern das sündige Gefährt, das da ungeniert mitten in seinem Esszimmer parkte und nach der zweistündigen Fahrt noch immer brummte und knisterte, als sei es scharf auf mehr. Einen Moment später kam Auriel heraus, um uns zu begrüßen, und der Hirsch sprang davon. Ich war so tief beeindruckt, dass ich mir an Ort und Stelle schwor, nie wieder etwas anderes als einen Hybridwagen zu mieten.
    25. Juni , 117. TAG
    Das Auto verkaufen
    Die Erfahrung mit dem Mietwagen hatte mich gelehrt, dass es mehr als heuchlerisch ist, sich umweltbewusst zu nennen und tagtäglich mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Es ist eine Sache, auf Hippie zu machen, Hybridautos zu mieten, sich an Carsharing zu beteiligen oder Autofahrten auf das Wochenende zu beschränken, aber noch so viele Sonnenkollektoren und begrünte Dächer schaffen keinen Ausgleich für den Spritfresser in der Auffahrt. Und in meinem Fall kompensieren nicht einmal 365 umweltfreundliche Veränderungen all meine Autofahrten. Außerdem ist die Entscheidung für meine zwei Öko-Frevel bereits gefallen – ich beschränke mich nicht auf vegetarische Kost und gönne mir zu Urlaubszwecken neun Flugreisen um die halbe Welt –, und

Weitere Kostenlose Bücher