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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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schien es mir, das ich hier nicht gebrauchen konnte. Das Herz macht nur schwach und weich, glaubte ich, und ich wollte es Höfel nie verzeihen, dass er …« Bochow hielt inne und dachte nach. »Ich bin der Vertreter der deutschen Kameraden im ILK, ich bin außerdem der militärisch Verantwortliche der internationalen Widerstandsgruppen. Ihr habt mich mit dieser Funktion ausgezeichnet.Ich bin ein guter Genosse, nicht wahr? Ich bin ein schlechter Genosse!«
    Abwehrend hob er die Hände gegen die anderen, die sein Bekenntnis nicht annehmen wollten.
    »Das habe ich euch zu sagen, ihr müsst es wissen! Wissen müßt ihr, dass ich hochmütig war. Eingebildet auf die Überlegenheit meines Verstandes. Dünkel war es und Härte, seelenlose Härte! Seit das Kind im Lager ist und immer mehr Menschen ihr Herz wie einen Wall schützend um das kleine Leben gelegt haben … Höfel, Kropinski, Walter Krämer, Pippig und seine Kameraden, die polnischen Pfleger auf 61, ihr selbst, jener Unbekannte … seit dies alles durch sie geschieht, Genossen, und kein Kluttig oder Reineboth es vermögen, den Wall zu durchbrechen, weiß ich, dass ich ein schlechter Genosse bin, weiß ich, wie groß wir sind in unserer Erniedrigung, weiß ich, dass Höfel und Kropinski stärker sind als der Tod.«
    Bochows Bekenntnis war zu Ende. Alle schwiegen erschüttert – Bogorskis Kopf war auf die Brust gesunken, er saß da wie schlafend. Pribula, mit heiß aufwallendem Herzen, rutschte auf den Knien zu Bochow. Er umarmte ihn und weinte an seiner Schulter. Bochow drückte den jungen Polen an seine Brust.
    Draußen war es totenstill. Der Alarm lastete auf dem Lager.
    Bochow löste sich von Pribula und wurde wieder sachlich und kühl. »Wir haben eine Entscheidung zu treffen«, sagte er. »Ehe wir einen Beschluss fassen, wollen wir gründlich überlegen. – Gibt es eine Möglichkeit, die 46 Kameraden zu retten? – Nicht wahr, Leonid, so meinst du es doch auch?«
    Bogorski hob wie erwachend den Kopf. »So haben ich gemeint«, antwortete er einfach. »Aber ich haben gemusst steigen tief in unser Herz hinein, wo ist gewesen zugeschüttet Mut und Menschentum. Nicht sterben sollen 46 Kameraden.Leben! Oder sterben mit uns zusammen. So ich meine.«
    Van Dalen bekannte: »Auch ich habe daran gedacht, wenn sie sterben, dann …«, er beendete den Satz nicht, nickte stumm Bogorski zu und fuhr entschlossen fort: »Wir stellen die 46 Kameraden unter den Schutz des ILK! Wir verstecken sie! Im Revier können wir viele von ihnen unterbringen. Die Übrigen verbergen wir im Lager. Es gibt Schlupfwinkel genug.«
    »Und dann? Was wird sein dann?«, fragte Kodiczek. Nicht aus Angst, sondern mit Besorgnis, doch Pribula verstand ihn falsch.
    »Willst du sein feig?«, rief er.
    Bochow legte den Arm um die Schulter des Polen.
    »Junger polnischer Genosse, müssen wir feig sein, weil wir vorsichtig sind? – Ja, Genossen, die 46 stehen unter dem Schutz des ILK! Wir liefern sie nicht aus!«
    »Zehn von ihnen bringe ich im Revier unter«, versprach van Dalen. »Wir geben ihnen eine Fieberspritze, und sie fallen unter den Kranken nicht auf.«
    »Warum nicht alle 46 zusammen verstecken in Fundamentgrube?«, fragte Kodiczek, »dort ist Platz genug.«
    »Njet«, widersprach Bogorski. Sand auf dem Haufen, so meinte er, könne man mit einem einzigen Schaufelstich aufnehmen. Man müsse hingegen den Sand breit machen, damit er verschwinde. Höchstens zwei der Todeskandidaten wolle er auf die von van Dalen vorgeschlagene Weise im Revier untergebracht wissen, die anderen müssten im Lager verteilt werden.
    »Und wenn sie dennoch einen von ihnen finden?« Es war Kodiczek, der wieder fragte, sollte man ihn dann seinem Schicksal überlassen? Die Frage lag wie ein Felsblock vor ihnen.
    »Wir liefern keinen aus«, sagte Bochow schlicht. »Bishersind wir immer um die Gefahren herumgegangen. Gut war es, sehr gut. Wir haben es verstanden, uns mit Klugheit und Geschick, mit Glück und Zufall vor den Gefahren zu ducken. So war unser Weg in allen Jahren. Wir haben unser Menschsein mit der Schlauheit des Tieres geschützt und verteidigt, wir haben den Menschen oft tief in uns verbergen müssen. So war es doch, Genossen, nicht wahr? Jetzt gehen wir die letzte Strecke unseres Weges. Freiheit oder Tod! Es gibt kein Ausweichen mehr. Diesen Raum verlassen wir nicht mehr als
Häftlinge
! Von dieser Stunde an wollen wir
Menschen
sein! Nun und immerdar bis zum Ende der letzten Strecke.
    Dem
Häftling
war es

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