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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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dem niederschmetternden Wehrmachtsbericht. Hatte sie ihre Richtigkeit, dann konnte der Transport unmöglich abgehen. {Strohhalm der Hoffnung auf den Wellen der Verzweiflung.} Wie aber konnten Fallschirmjäger bei Erfurt landen, wenn die Front zum Stehen gebracht worden war? – War das möglich? Gewiss, im Krieg war alles möglich. Doch wenn der Wehrmachtsbericht der tatsächlichen Lage entsprach, dann war für die Evakuierung noch ein Zeitraum gegeben, und deutete der Transport solcher Massen nicht geradezu darauf hin? Wo lag die Wahrheit? Wer wusste Genaues? Wer konnte Licht in die Wirrnis bringen? –
     
    Über das Lager senkte sich der Abend. Im Kohlenkeller des Bades, im Kartoffelbunker der Küche wühlten Häftlinge fieberhaft nach den Versteckten. Auch der Blockschreiber im Kleinen Lager, von Krämer dazu aufgefordert, holte Pröll aus dem Kanalschacht heraus. Die Befreiten huschten in die Blocks, deren Blockälteste durch Krämer vorbereitet waren, und tauchten in der Masse unter. Andere der Verborgenen aber blieben, wo sie waren, so Runki, der in der Fundamentgrube besser aufgehoben war. Krämer hatte viel zu tun und viel zu laufen, bis alles geschafft war. Als er nach seinemBlock ging, traf er mit Bochow zusammen, der von Riomand kam, um sich von diesem die Bestätigung der hoffnungsvollen Parole von der Landung bei Erfurt geben zu lassen. Der Franzose hatte jedoch nur berichten können, dass sich die SS im Kasino darüber unterhalten hatte, ausländische Sender sollten angeblich die Meldung gebracht haben. Das war nichts Zuverlässiges, und es gab keine Möglichkeit, sich ein exaktes Bild von der augenblicklichen militärischen Lage zu machen.
    »Es lässt sich nichts unternehmen«, sagte Bochow daher zu Krämer, »wir müssen den Transport gehen lassen.«
    »Und was ist mit dem Kind?«
    Bochow hatte nicht den Mut, Krämer zu enttäuschen, darum log er: »Ich erfahre bald, wo es sich befindet. Dann hole ich es.«
    Krämer nickte. »Gut, Herbert, gut. Das Kind muss zu uns zurück, wir sind es den beiden im Bunker schuldig und … Pippig.«
    Bochow schwieg.
     
    Nach unruhigem Schlaf war Krämer schon im Morgengrauen auf den Beinen. In den Blocks machten sich die für den Transport bestimmten Häftlinge fertig. Die Freiwilligen der Gruppen nahmen stillen Abschied von ihren Genossen, am Körper die selbstgefertigten Waffen verborgen. Würde es gelingen, den Transport zu befreien und sich zum Amerikaner durchzuschlagen? Wie viel SS würde den Transport begleiten? Wohin ging es?
    Krämer ging von Block zu Block. »Wenn Reineboth ruft, dann tretet an. Macht Gewimmel, versteht ihr, vielleicht kommt heute bald Alarm, und wir können den Abmarsch hinausziehen.«
    Doch es kam anders, überraschend und unvorhergesehen! Alle Verzögerungspläne wurden über den Haufen geworfen.Eine halbe Stunde vor der festgesetzten Zeit marschierten einige Hundertschaften SS vor dem Tor auf. Sie formierten sich zum Spalier, Karabiner im Anschlag, Handgranaten am Koppel. Das schmiedeeiserne Tor wurde aufgetan und blieb offen. Über den menschenleeren Appellplatz rannten Blockführer ins Lager, Knüppel und Revolver in der Faust. Wahllos stürzten sie in die Blocks und prügelten die Insassen hinaus, als wollten sie das ganze Lager zum Tor treiben. In wildem Aufruhr jagte alles durcheinander, brüllende Blockführer und schreiende und flüchtende Häftlinge. {Nichts mehr von Einteilung für den Transport. Nur Panik und Schreien und Flucht!} Aus den Seitenwegen wurden die Menschen zusammengetrieben, die Hauptwege zum Appellplatz hinauf und durchs offene Tor! Zurück ins Lager hetzten die Treiber, fegten neue Haufen zum Tor hinaus.
    Die aufgejagte Masse verlor Denken und Verstand, sie war nur noch ein brodelndes Gewirr von Angst, Flucht und dem unerhörten Trieb, vor den prügelnden Treibern davonzulaufen, zum offenen Tor hinaus, als ob da draußen die Erlösung wäre. Wie eine Windhose jagte es über das Lager hinweg. Das SS-Spalier hatte sich zu beiden Seiten des riesenhaften Zuges, zu dem die Masse der Herausgejagten angewachsen war, ausgedehnt, und als es genug war mit dem Treiben, schlug das Tor zu, und im Laufschritt – Gebrüll und Kolbenstöße – wimmelte die fiebernde Masse auf der Zugangsstraße dahin. Bis zum Schlagbaum brauchte die SS, um eine ungefähre Marschordnung in die Menschen hineinzuprügeln.
    Keine Stunde hatte das Tosen des Sturmes gedauert. Was in den Blocks zurückgeblieben war, mochte nicht denken, nicht

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