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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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meine verfluchte Funktion als Lagerältester gezwungen,} die Befehle auszuführen. Ich gebe euch darum den Befehl für den zweiten Transport bekannt, aber ich stelle ihn nicht mehr zusammen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie uns jagen werden. Habt ihr mich verstanden?«
    Krämer wartete nicht auf Antwort, er las sie sich von den Gesichtern ab. »Durchhalten, standhalten! Sagt es euren Kumpels.«
    Auf dem Weg nach ihren Behausungen wurden die Blockältesten von erregten Häftlingen aufgehalten. Wilde Gerüchte hatten die Gemüter erhitzt. Bei Buttstädt sollten amerikanische Fallschirmjäger abgesprungen sein, Vorhuten sollten auf Erfurt marschieren.
    »Wisst ihr Genaues? Habt ihr was erfahren? Stimmt es, dass heute noch ein Transport gehen soll?«
    Fragen, Hoffnungen, Bangen …
    Die harte Lagerdisziplin, die die Häftlinge in all den Jahren unter Druck gehalten hatte, war im allgemeinen Durcheinander der letzten Tage untergegangen. Keiner kümmerte sich mehr um Vorschriften und Verbote. Die Faschisten hatten die Gewalt verloren, und es gab für die Häftlingsmassen nur noch die Gefahr der Evakuierung und die der Vernichtungin letzter Stunde. In Begleitung von Krämer betrat Bochow den Block der sowjetischen Kriegsgefangenen. Bogorski und einige Führer der Widerstandsgruppen zogen sich mit den deutschen Kameraden auf die Latrine des Blocks zurück. Fünf der vorhandenen Pistolen hatte Bochow mitgebracht, sie verschwanden schnell unter der Kleidung der Soldaten.
    Bogorski hatte sich einen einfachen Plan zurechtgelegt. Die sowjetischen Widerstandsgruppen sollten an den Flügeln des Zuges marschieren und die Flanken abschirmen. {Bogorski und ein Trupp seiner Leute machten den Schluss. Er rechnete mit einer Begleitung durch 200 SS-Leute. Auf einen SS-Mann kamen demnach vier Rotarmisten.} Das Ziel musste sein, schlagartig so viel SS-Leute wie nur möglich wehrlos zu machen und zu entwaffnen. Das war die Aufgabe der Flankendeckung. Die übrigen Rotarmisten würden sofort in den Kampf eingreifen. Gelang der Überfall, sollte sich der Zug in die Höhen des Thüringer Waldes durchschlagen und von hier aus die Verbindung mit dem nahen Amerikaner aufnehmen. Schlug der Plan fehl … »Nun gutt«, sagte Bogorski einfach, »wir haben dann unsere Pflicht getan.« Er schickte die Führer fort, sie sollten die Waffen verteilen. Jetzt war er mit seinen deutschen Kameraden allein. Es galt, Abschied zu nehmen.
    Sie sprachen kein Wort miteinander. Bogorski streckte Krämer die Hand entgegen, und wie schon einmal sagte er nur: »Kamerad …« Dann lagen sie sich stumm in den Armen. – In Bochow stieg es heiß empor, als ihm Bogorski schweigend die Hände auf die Schultern legte. Durch das Kristall der Tränen hindurch verschwisterten sich ihre Blicke und die brüderliche Liebe, die sie immer füreinander empfunden hatten. Sie lächelten sich zu.
    Als sie wieder zu sich selbst zurückgefunden hatten, sprachen sie in der Heiterkeit des Schmerzes miteinander.
    »Ich muss euch noch etwas geben. – Kleines Kind.«
    »Ist es bei euch?«, fragte Krämer überrascht.
    Bogorski verneinte.
    »Also hast du es doch fortgeschleppt«, rief Bochow, »und hast mir nicht die Wahrheit gesagt …«
    »{Ich haben dir gesagt immer die Wahrheit, und ich sie dir sagen nun} Zum letzten Mal:
ich
haben das Kind nicht fortgeschafft.«
    Er eilte hinaus, kam aber sogleich wieder zurück, mit ihm ein junger Rotarmist. »Der«, zeigte Bogorski auf den jungen Soldaten.
    Dieser nickte strahlend. Ehemals dem Kommando des Schweinegeheges der SS zugehörig, das sich im Lager hinter dem Häftlingsrevier befand, hatte der junge Soldat auf Bogorskis Geheiß dem Zidkowski das Kind aus dem Bett »gestohlen« und es in der Auslaufhütte einer trächtigen Muttersau versteckt. Dort befand sich das Kind noch immer. Kein Häftling des Kommandos wusste davon …
     
    Wenig später begab sich Krämer dorthin. Mit Bochow hatte er sich abgesprochen. Das Kind sollte auf dessen Block 38 untergebracht werden.
    Auch das Kommando des Schweinegeheges war durch die Evakuierung stark dezimiert, und es befanden sich nur noch wenige Häftlinge in der primitiv zusammengezimmerten Bude, die Krämer betrat. Ohne Umschweife machte er sie mit dem Zweck seines Kommens bekannt. Überrascht erfuhren sie, dass das Kind bei ihnen verborgen gehalten wurde. Krämer überließ sie nicht lange ihrem Erstaunen. »Komm mit«, forderte er einen polnischen Schweinepfleger auf und ging mit diesem ins

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