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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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stummer Blick zog ihn an, und Höfel war versucht, Pippig in stillem Einverständnis zuzunicken. Aber er brachte es nur zu einem tiefen, schweren Atemzug und stand auf.
    »Bleibt hier«, sagte er zu den Häftlingen, »passt auf, falls Zweiling unverhofft kommen sollte.«
    Mit Jankowski, Kropinski und Pippig ging er nach hinten in den Winkel. Als das Kind Jankowski sah, kam es ihm entgegen und ließ sich wie ein zutrauliches Hündchen auf den Arm heben.
    Jankowski drückte das Kind schweigend an sich und weinte ohne Laut und Tränen. Eine bedrückende Stille zwischen den Männern, die Pippig nicht lange ertragen konnte.
    »Nu macht bloß keine Trauerfeier«, sagte er derb, obwohl ihm das Schlucken schwerfiel. Jankowski fragte Höfel etwas, ohne daran zu denken, dass der Deutsche ihn nicht verstehen konnte. Kropinski schaltete sich ein:
    »Er fragen, ob bleiben kann kleines Kind hier?«
    Jetzt hätte Höfel dem Polen sagen müssen, dass er morgen auf Transport gehen würde und das Kind …, aber er brachte kein Wort heraus und war erleichtert, als Pippig ihm die Antwort abnahm. Der klopfte Jankowski beruhigend auf den Rücken, das Kind bliebe hier, selbstverständlich, dabei blickte er Höfel herausfordernd an. Doch dieser schwieg und hatte nicht die Kraft, Pippig zu widersprechen. Angst überfiel ihn mit einem Male. Mit seinem Schweigen hatte er den ersten Schritt getan, Bochows Anweisung zu hintergehen. Zwar beschwichtigte er sich selbst und redete sich ein, dass es morgen noch immer Zeit wäre, das Kind an den Polen zurückzugeben, doch fühlte er auch, wie ihm der feste Halt seiner Verpflichtung immer mehr entglitt.
    Nur als Pippig, der Höfels Schweigen nach seinen Wünschen deutete, Jankowski zulachte: »Mach dir man keinen Kummer, alter Junge, wir verstehen was von Kinderpflege«, fuhr Höfel ihn barsch an: »Rede nicht so ’n Unsinn.«
    Doch der Protest war viel zu schwach, als dass er Pippig hätte überzeugen können. Der lachte nur.
    Jankowski setzte das Kind zu Boden und schüttelte Höfeldankbar die Hände, glücklich auf ihn einsprudelnd. Und Höfel musste es geschehen lassen.
     
    Durch einen Häftling der Schreibstube hatte Krämer Bochow zu sich holen lassen, nachdem Pröll ins Kleine Lager gegangen war.
    »Bist du mit Höfel klargekommen?«, war Bochows erste Frage.
    »Das mache ich noch«, entgegnete Krämer unwirsch. »Hör lieber zu, es tut sich was.«
    Er teilte Bochow in knappen Worten mit, was sich mit Kluttig und Reineboth ereignet hatte, und gab ihm den Befehl des Kommandanten bekannt.
    »Sie wittern etwas, das ist klar, aber sie wissen nichts Bestimmtes. Solange sie mich als den maßgeblichen Mann im Verdacht haben, seid ihr sicher«, schloss Krämer seinen Bericht. Bochow hatte aufmerksam zugehört.
    »Also, sie suchen nach uns«, sprach er seine Gedanken aus, »na schön. Solange wir keine Fehler machen, werden sie uns nicht finden. Aber dass du der Prellbock bist, will mir gar nicht gefallen.«
    »Hab keine Bange, mit meinem breiten Buckel decke ich euch noch alle ab.« Bochow sah Krämer prüfend an, er hatte die leise Ironie aus dessen Worten herausgehört. Ein wenig irritiert sagte er darum:
    »Jaja, Walter, ich weiß. Ich habe Vertrauen zu dir, das heißt:
wir
haben Vertrauen zu dir. Genügt dir das?«
    Krämer wandte sich von Bochow schroff ab und setzte sich an seinen Tisch. »Nein!«
    Bochow horchte auf. »Was soll das?«
    Krämer hielt sich nicht mehr zurück. »Warum soll ich ein kleines Kind auf Transport {nach Bergen-Belsen} geben? {Nach Bergen-Belsen! Mensch!} Bei uns ist es am sichersten! Begreifst du denn nicht? Was ist mit dem Kind?«
    Bochow schlug die Faust in die Hand: »Mach es mir nicht so schwer, Walter! Mit dem Kind ist gar nichts!«
    »Umso schlimmer!« Krämer stand auf und ging hin und her. Sichtlich kämpfte er die Erregung nieder, blieb stehen und sah finster vor sich hin.
    »Bei aller Disziplin, das geht mir gegen den Strich«, sagte er dumpf, »kann man es nicht anders machen?«
    Bochow antwortete nicht, er hob, keinen Ausweg wissend, die Hände. Krämer trat an ihn heran.
    »Es geht um Höfel, nicht wahr?«
    Bochow wich ihm aus.
    »Du belastet dich nur mit solchen Fragen.«
    »Vertrauen habt ihr zu mir?«, höhnte Krämer, »ich scheiß darauf!«
    »Walter!«
    »Ach was! Unsinn! Blödsinn! Deine verdammte Heimlichtuerei! Illegalitätsfimmel!«
    »Walter! Zum Donnerwetter! Deiner eigenen Sicherheit wegen sollst du nie mehr von den Dingen wissen, als für dich

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