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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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unvermittelt angesprochene Kalfaktor blickte verwundert auf Schüpp und antwortete mit einem kurzen Nicken. Vom Blockführer unbemerkt, kniff Schüpp ein Auge zu. Förste fing das heimliche Zeichen auf, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Für Schüpp kam die zweite Phase des Manövers. Das Kabel abgehend, pirschte er sich um das Eingangstor herum nach der Außenseite des Gebäudes. Wenn Förste durch den Wink neugierig geworden war, musste er Verbindung suchen. So rechnete Schüpp. Mit Befriedigung stellte er fest, dass der Kalfaktor seine Nähe suchte. Fragend blickte er Schüpp an, der angelegentlich am Kabel hantierte und Förste durch die Zähne zuraunte:
    »Schade, ich hätte eure Leitung gerne mal repariert. – Was wollen sie von Höfel?« Hastig hatte es Schüpp herausgestoßen.
    Förste ging vorüber, überkreuzte den Toreingang, um sich vom Blockführer sehen zu lassen. In Schüpp war die Spannung zum Zerreißen. Das entscheidende Wort war ausgesprochen. Wie würde der Kalfaktor reagieren? Dem war nichts anzusehen. Gleichgültig setzte er seinen Spaziergang fort. Als er aber erneut an Schüpp vorbeikam, gewahrte dieser im Gesicht des Kalfaktors einen bestimmten Ausdruck. Ernst und unbeweglich waren dessen Züge, doch senkte er langsam den Blick. Das war Zustimmung. Schüpp wusste genug. Er hängte sich den Werkzeugkasten über. Das Mikrophonkabel war in Ordnung. –
    Zu Krämer zurückgekehrt, sagte er: »Ich glaube, das haut hin …«
     
    Das Netz der Gruppen, die sich jeweils nur aus fünf Mann zusammensetzten, überzog die Blocks aller Nationalitäten.In jedem Block gab es eine oder mehrere dieser Gruppen, die nach außen hin in keiner Weise erkennbar waren. Nur sie selbst kannten sich untereinander. Das ILK hatte sich ein System der Benachrichtigung geschaffen. Verbindungsmänner, die eine Art Instrukteurtätigkeit ausübten, sorgten dafür, dass Nachrichten und Anweisungen schnell zu den Führern der einzelnen Gruppen gelangten, die ihrerseits wieder die Mitglieder verständigten.
    Zu Bochow selbst gab es nur einen Verbindungsmann, der dessen Anweisungen anderen Instrukteuren überbrachte, ohne dass diese wussten, woher sie kamen. – Bis nach dem Abendappell hatte Bochow warten müssen, ehe er seinen Verbindungsmann erreichen konnte. Das war ein qualvolles Warten gewesen. Nun aber sprang seine Anweisung wie ein schneller Funke durchs Lager, kreuz und quer von Block zu Block, und in kurzer Zeit wusste jedes einzelne Mitglied der Widerstandsgruppen von der Gefahr, wusste, dass jede Zusammenkunft und der Waffenunterricht unterbunden waren. Der gesamte Apparat hatte sich, solange die Gefahr bestand, totzustellen. Jeder Einzelne wusste von sich, dass er zu schweigen und sein Geheimnis mit in den Tod zu nehmen hatte, falls er verhaftet werden sollte.
    Eine Lähmung, die von dem schweigenden Bunker dort oben am Tor ausging, breitete sich unter allen aus.
    In dieser Nacht schlief der Bunkerkalfaktor nicht. Er lag auf seinem Strohsack in der Zelle und wartete. Um diese Zeit saß der Mandrill gewöhnlich im Kasino und soff. Kam er zurück, griff er sich einen Bunkerinsassen und veranstaltete in seinem Raum eine Vernehmung auf eigene Faust.
    An der Art des Wehgeschreis, das dann durch den nachtstillen Bunker gellte, konnte der Kalfaktor den Grad der Vernehmung feststellen. Manchmal wurde er geholt und musste einen blutüberströmten Körper in die Zelle zurückschleifen. Manchmal auch fand er am Morgen, bevor die Leichenträgerkamen, unter dem Feldbett des Mandrill einen Toten. Den zerrte er dann in den Waschraum hinüber. –
    Im Bunker war es totenstill. Förste lag mit hinter dem Kopf gekreuzten Armen. Wie spät mochte es inzwischen geworden sein? Draußen schauerte der ewige Regen über das Lager hinweg.
    Förste verfiel in einen leisen Dämmerschlaf, aus dem er plötzlich aufschreckte. Im Gang war es lebendig geworden.
    Schwere Schritte lärmten. Förste lauschte mit wach gewordenen Sinnen. An den Schritten, die an seiner Zelle vorbeiknirschten, erkannte er den Mandrill. In der Nähe wurde eine Zelle aufgeschlossen. Mit dem Mandrill zusammen waren Reineboth und Kluttig gekommen und hatten ihre nassen Mäntel abgelegt. Reineboth saß auf dem Feldbett. Kluttig ging mit aufgeknöpfter Uniformjacke unruhig hin und her. Auf dem Tisch des Mandrill stand ein Totenschädel, der von innen beleuchtet war. Daneben lag eine Knute aus langen Lederriemen, zu einem elastischen Vierkant zusammengenäht und mit dicken

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