Naechte der Leidenschaft
beeinflussen konnte.
Dir war heute Morgen übel, als du dich zum Frühmahl gesetzt hast, erinnerte ein hartnäckiger Teil ihres Bewusstseins sie, und Emma krampfte die Hand über ihrem Bauch zusammen. Es ist die Aufregung, versuchte sie sich einzureden. Aufregung schlug ihr immer auf den Magen.
Was ist mit dem ständigen Bedürfnis, dich zu erleichtern? Ist das nicht auch ein Anzeichen? Emma zuckte zusammen. Sie kannte die Anzeichen für eine Schwangerschaft in- und auswendig. Sie hatte sie sich im ersten Monat ihrer Ehe mit Fulk eingeprägt. Eine schwache Blase war oft ein Anzeichen dafür, und es stimmte, dass sie in letzter Zeit öfter Wasser lassen musste als gewöhnlich. Eigentlich war es ihr erst während der Reise zum Hof aufgefallen. Es war jedes Mal höchst lästig gewesen, anzuhalten und einen Ort zu finden, an dem man diese Dinge erledigen konnte.
Guter Gott! Sie konnte doch kein Kind unter dem Herzen tragen! Es war eine Ironie des Schicksals, dass das, wonach sie sich so lange gesehnt hatte, sie plötzlich so sehr erschreckte, dass ihr die Luft wegblieb. Das hatte sie doch nicht ahnen können! Das hatte sie doch nicht gewollt... dieses lang er-sehnte Kind durch ihr unüberlegtes Gerede in Gefahr zu bringen ...
»Wie werden wir es anfangen? Es wird doch ihr Leben nicht in Gefahr bringen, oder?«
»Nein. Gytha wird einen Weg finden. Wo zum Teufel steckt diese Person überhaupt? Du hast ihr doch hoffentlich gesagt, dass sie uns hier treffen soll?«
»Ja, natürlich. Ihre Verspätung wird schon irgendeinen Grund haben. Sie ist eine arrogante Hexe. Ich weiß wirklich nicht, was du an ihr findest. Warum muss ausgerechnet sie dein Mädchen sein?«
Emma erstarrte. Gytha war Lady Ascots Zofe? Die, von der man sagte, sie sei ihre Geliebte? Das war der Beweis, nach dem sie gesucht hatten! Sie musste es Amaury sagen. Der König würde Bertrand und seine Mutter noch vor dem Mittagsmaid in den Tower bringen lassen. Emma hatte sich aufgerichtet, um diese Neuigkeit sofort weiterzugeben, als ein greller Schmerz in ihrem Kopf explodierte. Unter dem Schlag zusammenbrechend, wandte sie sich taumelnd um, und erkannte noch Gythas kaltes Lächeln, ehe sie in einer bodenlosen Schwärze versank.
»Wohin zum Teufel ist meine Frau gegangen?« Amaury schleuderte die Bettdecken zur Seite, stieg aus dem Bett und begann, unruhig hin und her zu gehen.
Little George zog über diese Ungeduld zwar die Augenbraue hoch, eine Antwort auf diese Frage hatte er aber auch nicht.
Ihn für sein Schweigen finster anblickend, ging Amaury ans Fenster und starrte blicklos hinaus. Er verabscheute dieses untätige Herumsitzen, und er verabscheute die Tatsache, dass seine Frau zu den Mahlzeiten das Zimmer verlassen musste. Nach seiner Meinung brachte sie das in Gefahr, und das gefiel ihm nicht. Der König und Blake jedoch hatten es für klüger gehalten, dass sie ging, weil man dem Attentäter so eine noch größere Möglichkeit zum Zuschlagen gab. Außerdem, hatten beide ihm versichert, konnten Bertrand und seine Mutter Emma in aller Öffentlichkeit wohl kaum Schaden zufügen. Amaury hatte schließlich zugestimmt, doch die Tatsache, dass Emma sich jetzt verspätete, nagte an ihm wie eine Meute von hundert Ratten.
Er wollte eben seinen ersten Offizier losschicken sie zu suchen, als eine Gruppe von drei Reitern, die den Burghof verließ, seine Aufmerksamkeit erregte. Amaury kniff die Augen zusammen und starrte auf den Mann, der die beiden Frauen begleitete. Er war sich sicher, dass es Bertrand war. Der Reiter hatte die gleiche Haltung und war von gleicher Gestalt. Hinzu kam, dass eine der Frauen in seiner Begleitung eine verblüffende Ähnlichkeit mit Lady Ascot hatte. Amaurys Blick glitt zu dem letzten Reiter, und er runzelte die Stirn. Die Frau kam ihm bekannt vor, aber aus dieser Entfernung konnte er ihr Gesicht nicht erkennen. Er konnte aber mit Bestimmtheit sagen, dass sie zu groß war, um seine Frau sein zu können.
Sein Blick glitt wieder zu dem Mann, und seine Augen verengten sich, als er den eingerollten Teppich bemerkte, den dieser vor sich im Sattel liegen hatte. Es war ein verdammt merkwürdiges Ding, um damit durch die Gegend zu reiten. Es war zu lang und hing zu beiden Seiten des Pferderückens herunter. Amaury erstarrte, und das Blut stockte ihm in den Adern, als er einen kleinen goldenen Gegenstand aus den Falten des zusammengerollten Stoffes hervorrutschen und zu Boden fallen sah.
Amaury wirbelte herum, stürzte zum Bett, zog
Weitere Kostenlose Bücher