Naechte der Leidenschaft
schloss.
»O nein. Mutter sagt, Ihr müsst eingesperrt bleiben bis ...« Seine Stimme erstarb bei Emmas Stirnrunzeln. »Es tut mir Leid, meine Liebste, aber Mutter will es so. Es wird ja nicht für lange sein. Sobald Amaury tot ist, werden wir heiraten und Ihr werdet frei sein.«
Emma unterdrückte das Stöhnen, das ihrer Kehle entfliehen wollte. Sie hatte gehofft, man würde ihr eine gewisse Bewegungsfreiheit gestatten. Wenigstens so viel, damit sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchen könnte. Doch diese Hoffnung schien gescheitert.
Seufzend trat sie ans Fenster und schaute über die freie Fläche zum Wald hinüber. Die Entfernung zwischen dem Graben und den Bäumen war nicht allzu groß. Wenn die Kammer, die man für sie als Gefängnis gewählt hatte, nur ein wenig tiefer läge ... im ersten Stockwerk zum Beispiel, dann könnte sie von dort herunterspringen und ... Aber die Kammer liegt nun einmal nicht tiefer, dachte sie und seufzte erneut.
Bertrand sah ihre Niedergeschlagenheit und runzelte die Stirn. »Es tut mir Leid«, sagte er nach einer Weile. »Gibt es irgendetwas, was ich für Euch tun könnte, das Euch diese Einschränkung erträglicher machen könnte? Nadel und Faden, um zu sticken? Oder ein Buch?«
Als Emma stumm blieb, seufzte er unglücklich. Sehnsucht lag auf seinem Gesicht, als er auf Emmas Gestalt in dem staubigen goldenen Kleid schaute. Plötzlich richtete er sich auf. »Vielleicht würdet Ihr Euch gern umkleiden? Ich habe ein Kleid für Euch machen lassen.«
Als sie sich abrupt zu ihm umwandte, trat er unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Es war für den Fall, so etwas wie das jetzt würde jemals eintreten.«
Emma wandte sich mit einem weiteren Seufzer wieder ab. Sie spürte seine Unentschlossenheit, als er abwartend dastand.
»Es ist gelb«, versuchte er es erneut. »Ihr würdet zauberhaft darin aussehen.«
Ich werde gelbsüchtig darin aussehen, dachte Emma und schnitt eine Grimasse. Gelb stand ihr nicht, Gold jedoch war sehr hübsch. Aber nichtsdestotrotz, es machte wenig Unterschied. Selbst wenn sie nackt wäre, würde sie nichts anziehen, was Bertrand für sie hatte machen lassen. Die Arroganz seines Tuns an sich zwang sie dazu, sein Angebot abzulehnen. Sie würde jedes Kleid zurückweisen, das er ihr brachte, mit Wonne würde sie es eher in Streifen zerreißen, als es anzuziehen. Sie würde sich lieber einen Strick daraus drehen, um sich daran aufzuhän ...
»Strick?«, hauchte sie, und ihr Blick fiel auf den Boden unterhalb des Fensters.
»Was?«
Sich entschlossen umwendend, lächelte sie Bertrand süß an. »Ja. Ein Kleiderwechsel wäre schön.« Aber nicht schön genug, sie bis ganz zum Boden zu bringen. Worum sonst könnte sie bitten, was er ihr bringen könnte? »Lumpen.«
Bertrand blinzelte. »Verzeiht?«
»Tücher, Mylord, ich werde Tücher brauchen. Viele davon.«
»Tücher?«
»Ja. Für meinen Monatsfluss.« Als er leicht die Stirn runzelte, wurde Emmas Lächeln noch strahlender. »Ich fürchte, es ist ein schrecklicher Vorgang. Es dauert immer eine ziemlich lange Zeit und fließt so ungehemmt wie die Themse. Ich werde sehr viele Tücher brauchen. Sehr, sehr viele.«
»Sehr viele.« Sein Blick glitt kurz zu ihren Hüften, und er begann tatsächlich, ein wenig kränklich auszusehen. Emma war nahezu überrascht von der Freude, die sein Unbehagen ihr bereitete.
»Ja, ich fürchte, es ist so stark, dass ich Amaury eines Nachts fast darin ertränkt hätte. Nun, meine Zofe sagt, sie hat noch nie eine Frau gekannt, die so stark blutet. Sie ist überrascht, dass ich mich nicht jedes Mal zu Tode blute, wenn ich ... Fehlt Euch etwas, Mylord? Ihr seht ein wenig grün aus im Gesicht.«
»Nein. Nein.« Er schluckte mühsam und wich rückwärts zur Tür. »Nein. Ich werde Euch sofort einige Tücher schicken lassen.« Er taumelte zur Tür hinaus und schlug sie krachend hinter sich zu. Emma lächelte breit, als sie sich wieder aus dem Fenster beugte, um die Burgmauer und das umliegende Ge-biet in Augenschein zu nehmen. An der Ecke stand ein Mann auf Wache, ein anderer dort, wo der Turm mit der Mauer zusammentraf, die den Burghof umschloss. Emma hoffte, dass eine Kombination aus Dunkelheit und Langeweile der Wachposten ihr einen Vorteil bringen würde, wenn sie bis zur Nacht wartete.
Kurze Zeit, nachdem er gegangen war, wurde die Tür wieder geöffnet. Die Dienerin brachte einen neuen Becher mit Honigwein und eine kleine Kerze. Erst jetzt erinnerte sich Emma daran, wie
Weitere Kostenlose Bücher