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Naechte der Leidenschaft

Titel: Naechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linsay Sands
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Schuldgefühl war der einzige Grund, aus dem er es zuließ, dass Rolfe ihn die Stufen hinunterführte. »Ich bin aufgebrochen, sobald ich den Befehl bekam«, murrte Amaury und starrte Blake an, als wollte er ihn warnen, diesen Worten zu widersprechen.
    Blake hüstelte hinter vorgehaltener Hand, um seine Belustigung zu verbergen, aber er schwieg, als er sich an Amaurys andere Seite gesellte und in dessen Schritt einfiel, als sie den Burghof überquerten. Die gut hundert Männer, die Amaury bei sich hatte, Soldaten, die ihm in zahllose Schlachten gefolgt waren und sich entschieden hatten, bei ihm zu bleiben, als er ihnen gesagt hatte, dass er von nun an sein eigenes Land besitzen würde, schlossen sich in Marschformation den drei Männern an.
    »Ich bin sicher, dass Ihr das getan habt. Ganz sicher«, bemerkte Rolfe trocken und schlug Amaury dabei herzhaft auf den Rücken. »Und natürlich habe ich das auch meiner Cousine versichert. Mehrere Male heute Nachmittag - während wir auf Euch warteten«, fügte er ein wenig provokant hinzu. Vor der Kirche hatten sich die schwarz gekleideten Diener und Burgbewohnerversammelt. Rolfe blieb stehen, als sie die Menge erreichten, wandte sich zu Amaury und sah ihn direkt an. »Behandelt sie gut oder ich werde mich gezwungen sehen, Euch zu töten.«
    Sein Ton klang so heiter, als er dies sagte, dass Amaury mit offenem Mund dastand und ihm hinterher starrte, als Rolfe durch die Menschenmenge davonging, die sich vor ihm teilte, um ihm den Weg zur Kirche frei zu machen.
    »Man könnte sagen, du bist eben gewarnt worden«, stellte Blake ironisch fest, während er beobachtete, wie Rolfe sich neben den Bischof und die Frau stellte, die an der Kirchentür warteten. Er zog die Augenbrauen hoch. »Grundgütiger, sie sieht aus, als ginge sie zu einer Beerdigung.«
    Amaury folgte Blakes Blick, seine Kinnlade fiel einmal mehr herunter, als er die Frau sah.
    »Naja, wenigstens ist sie nicht so groß ... oder spindeldürr. Genau genommen scheint sie sogar ziemlich üppig ausgestattet zu sein«, kommentierte Blake mit Blick auf die kleine, wohlproportionierte Frau. Angesichts des schwarzen Schleiers, den sie trug, schnitt er eine Grimasse. »Wie auch immer, es scheint, ich habe mich geirrt, als ich sagte, sie könne die Hochzeit kaum erwarten. Glaubst du, sie hat Fulk tatsächlich geliebt?« Er sah Amaury an. »Ich schlage vor, du schließt den Mund, mein Freund. Ich fürchte, du läufst sonst noch Gefahr, eine Fliege zu verschlucken.«
    Amaury klappte den Mund zu und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Was ist das? Ein Witz? Schwarz zu unserer Hochzeit? Warten in der Kirche? Habe ich denn den Verstand verloren, dass ich ...«
    »Mylord«, rief der Bischof ungeduldig von der Kirchentür herüber, und in seinem Blick lag deutliches Missfallen. »Nun zaudert nicht.«
    Die Frau, die bis jetzt mit dem Rücken zu ihnen gestanden hatte, wandte sich bei diesem Zuruf neugierig zu ihnen um. Ebenso rasch wandte sie sich wieder ab, sodass Amaury nur ein flüchtiger Blick auf ihren schwarzen Schleier blieb.
    »Sie muss ziemlich hässlich sein, Amaury. Vielleicht ist das der Grund für die Eile, dich zu heiraten. Auf diese Weise bekommst du erst Gelegenheit, ihr Gesicht zu sehen, wenn du mit ihr verheiratet bist.«
    Amaury schluckte grimmig und erwog, einfach aufs Pferd zu steigen und davonzureiten. Dann straffte er die Schultern. Reiß dich zusammen, Mann, befahl er sich gereizt. Denk an das Land. Seufzend ging er durch die Menschenmenge auf die Frau zu. Er fühlte sich wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen.
    Emma zwang sich dazu, sich nicht noch einmal umzudrehen. Sie hatte einige Fremde gesehen, die neben der Menschenmenge vor der Kirche standen. Sie hatten sich deutlich von ihren Leuten in den schwarzen Kleidern abgehoben. Jeder dieser Fremden konnte ihr Gemahl sein, aber nach deren Haltung und Auftreten zu urteilen, wusste sie, dass es einer von den beiden Männern war, die ganz vorne gestanden hatten. Diese Erkenntnis hatte gereicht, Emma zu beunruhigen. Keiner dieser beiden Männer war so gewesen, wie sie sich ihren Ehemann vorgestellt hatte. Beide waren Riesen. Sie selbst war ein wenig kleiner als es dem Durchschnitt entsprach. Nun ja, zugegeben, sie war klein. Es war der Fluch ihres Lebens. Ihre ganze Kindheit hindurch hatte Rolfe sie deswegen geneckt. Emma reichte ihrem Cousin kaum bis zu den Schultern, und diese beiden Fremden waren noch größer als Rolfe. Sie zweifelte, dass sie

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