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Naechte der Leidenschaft

Titel: Naechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linsay Sands
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marschierte Amaury geradewegs wieder zum Turm hinaus, griff sich einen Eimer, der irgendwo herumstand, ging damit zu den Ställen und füllte ihn mit Wasser aus der Pferdetränke. Dann kehrte er damit in die Große Halle zurück.
    Während sein erstes Brüllen kaum Beachtung gefunden hatte, errang sein zweites, das von einem Schwall Wasser aus dem Eimer begleitet wurde, das Amaury in hohem Bogen über die Bodenbesetzer goss, ganz entschieden mehr Aufmerksamkeit.
    Die Frauen wachten erschreckt und Protest kreischend auf, die Männer stießen derbe Flüche aus und griffen nach ihren Schwertern. Amaury wartete, bis in der Halle wieder Stille herrschte, nachdem auch der Letzte begriffen hatte, wer ihn so unsanft geweckt hatte. Dann fragte er mit trügerisch ruhiger Stimme: »Und jetzt, falls ihr alle bereit seid, mir zuzuhören, will ich von euch wissen: Wohin ist meine Frau gegangen?!«
    Das Schweigen, das seinen Worten folgte, wurde durch das verwunderte Blinzeln der Gefragten noch lastender. Und es machte Amaury deutlich, was er angesichts des berauschten Zustandes der Leute eigentlich hätte wissen müssen: Keiner von ihnen wusste, wohin seine Frau gegangen war.
    Seufzend runzelte er die Stirn. »Also schön, weiß einer von euch, was sie sonst um diese Zeit tut oder wohin sie morgens geht?«
    »Zur Messe.«
    Es war die plattgesichtige Maude, die diese zwei Worte hervorbrachte, und Amaury wandte sich ihr dankbar zu, als ihm einfiel, dass sie die Zofe seiner Frau war. Er wollte gerade den Mund öffnen, um darauf etwas zu erwidern, als ein Mann von der Seite her sagte: »Richtig, aber Father Gumpter ist gar nicht hier. Und deshalb gibt es auch keine Messe.«
    Maude zuckte die Achseln. »Der Bischof könnte eine lesen.«
    »Nein.« Amaury schüttelte den Kopf, ehe die beiden die Konversation weitertreiben konnten. »In der Kirche habe ich nachgesehen; dort ist sie nicht. Und der Bischof auch nicht«, fügte er hinzu und ließ den Blick jetzt suchend über das Meer von Gesichtem gleiten, um das des guten Mannes darunter zu entdecken. Er war nicht dabei, natürlich nicht. Es schien, dass niemand von denen, die er suchte, geneigt war, heute Morgen anwesend zu sein. Blake zum Beispiel fehlte auch. Amaury hatte dies bemerkt, während er nach seiner Frau gesucht hatte. Ihm war dabei mehr als bewusst, dass sein Freund außerordentlich anziehend auf Frauen wirkte. Bis jetzt hatte Amaury sich geweigert, sich seinen Argwohn einzugestehen, den dieses Wissen in ihm geweckt hatte.
    Und er war dankbar, dass er diesen Argwohn nicht ausgesprochen hatte, auch nicht im Stillen, als Blake plötzlich unter dem langen Tisch hervorgekrochen kam, an dem sie in der Nacht zuvor alle gesessen hatten, eine dralle Blondine an seinen Fersen.
    Wieder auf den Füßen stehend, richtete Blake mit großer Würde seine Kleidung und half dann noch seiner Begleiterin auf die Beine, ehe er sich zu Amaury umwandte. »Ah, mein Freund, du bist schon wach, wie ich sehe«, rief er ihm fröhlich entgegen, kam durch die Halle auf ihn zu, als sei alles in bester Ordnung, als sei es üblich, dass Lord Amaury jeden Morgen brüllend durch die Zimmer lief und Wassereimer über seinen Leuten ausschüttete.
    »Meine Frau ist verschwunden.«
    Blake kniff bei diesen Worten die Augen zusammen und schaute sich in der Halle um, als erwarte er von dort irgendeine Antwort, ehe er meinte: »Vielleicht ist sie in der ...«
    »Sie ist nicht in der Kirche. Dort habe ich schon nachgesehen.«
    »Ja ... dann ...« Blake dachte kurz nach. »Wo ist ihr Cousin?«
    Amaurys sah den Freund groß an, weil er nicht selbst daran gedacht hatte, nach Lord Rolfe zu suchen. Rasch ließ er den Blick über die Anwesenden gleiten. »Wo ist Rolfe?«
    Er sah die Versammelten so drohend an, dass es einen Au-genblick dauerte, bis ein junges hübsches Dienstmädchen den Mut fand, vorzutreten und eine Antwort zu murmeln.
    »Ich kann dich nicht verstehen!«, brüllte Amaury ärgerlich, und das Mädchen wich verängstigt vor ihm zurück.
    Erneut allen Mut zusammennehmend, machte sie einen zögerlichen Schritt nach vorn und räusperte sich, ehe sie etwas lauter sagte: »Er hat heute Nacht neben mir geschlafen, Eure Lordschaft, aber jetzt ist er nicht mehr da.«
    Ihre geröteten Wangen veranlassten Amaury zu der Vermutung, dass der Cousin seiner Frau mehr mit dem Mädchen getan hatte, als nur neben ihm zu schlafen. Wahrscheinlich sogar eine Menge mehr, als er in der Hektik des Abends mit seiner jungen Frau

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