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Naechte der Leidenschaft

Titel: Naechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linsay Sands
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nach oben. Ein Nicken Amaurys genügte, und Little George lief die Treppe hinauf, um das Mädchen zu suchen.
    »Darf isch fragen, was ist geschehn, Mylord?«
    Emma war überrascht, dass der Schneider die Nerven gefunden hatte, aus der Deckung der Frauen gerade lange genug hervorzutreten, um diese Frage zu stellen. Amaury schien lediglich verärgert. Er starrte den Mann an und ließ dann noch einmal den Blick langsam über die Gesichter der vor ihm Stehenden gleiten, während er auf die Rückkehr seines Komman-danten wartete. Amaury wollte sehen, ob sich einer von ihnen durch seine Miene als der Schuldige verriet. Alle diese Leute waren Fremde in der Burg und deshalb konnte nur einer von ihnen der Missetäter sein.
    Emma seufzte fast vor Erleichterung, als Little George die Treppe endlich wieder hinuntergeeilt kam. Die Spannung in der Großen Halle war unerträglich geworden. Doch Emmas Erleichterung wandelte sich in Besorgnis, als er ihrem Mann etwas ins Ohr flüsterte, das Amaury veranlasste, seine Frau am Arm zu nehmen und die Treppe hinaufzuführen.
    »Was ist denn, Gemahl?«
    »Little George hat die Frauensperson gefunden.« Amaury blieb oben an der Treppe stehen und wandte sich Emma zu. Grimmig setzte er hinzu: »Sie ist tot. Wie es scheint, ist sie durch Gift gestorben. Ich möchte wissen, ob es dasselbe Gift war, das auch die Hunde getötet hat.«
    Emma nickte. Amaury wünschte, dass sie sich die Tote ansah und nach denselben Anzeichen suchte, die sie bei den Hunden gefunden hatte.
    »Danke«, murmelte Amaury und führte sie den Gang hinunter zu der Kammer, die de Lascey als Lagerraum für seine Stoffe ausgewählt hatte. In der Mitte der Kammer stand ein großes Bett mit Vorhängen, davor hatte man auf dem Boden aus Strohmatten zwei provisorische Schlafstellen errichtet. Ansonsten waren in jedem freien Winkel des Zimmers wahllos Stoffballen aufgestapelt worden.
    Das Mädchen lag mit dem Rücken auf dem großen Bett, seine Beine hingen über die Bettkante; mit einer Hand hielt es eine Phiole fest umklammert. Das Mädchen lag da, als habe es sich niedergelegt, um sich auszuruhen. Sie war nicht mehr aufgestanden. In ihrem ewigen Schlaf schien Sylvie noch jünger auszusehen als im Leben.
    Über die Vergeudung eines so jungen Lebens wallte Traurigkeit in Emma auf, als sie auf das Bett zuging und sich behutsam neben den schmalen Körper setzte. Sie beugte sich über die Tote, um ihre Augen und ihren Mund prüfend zu betrachten. Dann hob Emma die Hand hoch, die die Phiole hielt, und betrachtete die Fingernägel, ehe sie die kleine Glasflasche nahm und daran roch.
    »Ist es das gleiche Gift?«
    »Ja.«
    Amaury stieß einen unwilligen Laut aus. »Bringt mir de Lascey und seine Frauen her.«
    Emma saß da und schaute auf das tote Mädchen. Was konnte Sylvie dazu gebracht haben, diesen Entschluss zu fassen?, fragte sie sich. Sie sah zur Tür, als das Rascheln von Kleidern und einige leise erschreckte Rufe die Ankunft von de Lascey und seinen Näherinnen verkündeten. Emma erhob sich, straffte die Schultern und stellte sich neben ihren Mann.
    »Was bedeutet das?« De Lascey starrte entsetzt auf das Mädchen.
    »Sie ist tot«, erklärte Amaury grimmig. Bevor de Lascey das ganz begriffen hatte, fragte Amaury: »Wie lange war sie in Euren Diensten?«
    »Ich habe sie eingestellt, bevor wir hierher kamen.« Die Ereignisse schienen ihn wirklich betroffen zu machen ... wie sein fehlender Akzent deutlich machte.
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    De Lascey schüttelte den Kopf. »Eine meiner Näherinnen ist an dem Tag, an dem wir abreisen wollten, nicht erschienen. Gerade, als wir aufbrechen wollten, stand Sylvie vor der Tür. Sie hat gesagt, sie könne nähen. Es schien eine glückliche Fügung zu sein.«
    Amaury verzog das Gesicht über diese Wortwahl. De Las-ceys glückliche Fügung wäre um ein Haar sein Begräbnis geworden. »Wo sind ihre Sachen?«
    Der Schneider wusste es nicht und sah die Näherinnen fragend an. Eine von ihnen lief zu einem der behelfsmäßigen Betten und zog einen kleinen Stoffsack unter der Strohmatte hervor. »Der gehörte ihr, Mylord.«
    Amaury nahm das Säckchen, öffnete es und schüttete den Inhalt auf das Bett. Traurig schauten er und Emma auf die wenigen Habseligkeiten des Mädchens. Ein hölzerner Kamm, dem viele Zinken fehlten, ein schlichtes braunes Kleid mit zahlreichen Löchern, ein kleiner Beutel und noch eine Phiole. Amaury griff nach dem Fläschchen und roch daran, nachdem er es geöffnet

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