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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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kann das nicht machen.«
    »Okay«, sagte Walter. »Würdest du mir dann vielleicht verraten, was du machen kannst? Wie wäre das?«
    »Du bist mir keine große Hilfe.«
    »So ein Pech aber auch. Ich hab hier nämlich eine Detektei zu schmeißen. Du kannst arbeiten, oder du kannst nicht arbeiten. Deine Entscheidung. Du hast einen Auftrag. Wenn du ihn nicht machen willst, bitte sehr, dann schicke ich eben jemand anderen rüber, falls sich der Klient darauf einlässt. Aber deine Existenzangst kann ich dir nicht nehmen.«
    »Ich hatte fast vergessen, was für ein Arsch du sein kannst.«
    »Das Leben ist kein Zuckerschlecken, Kumpel. Wer nicht in die Gänge kommt, muss rechts ranfahren und den anderen den Vortritt lassen. Das ist nun mal der Lauf der Welt. Wenn du kündigen willst, dann kündige. Aber meinst du, das bringt dich weiter? Wenn du nicht nach Frankreich willst, auch gut. Dann bleibst du eben hier. Aber wenn du hierbleibst und uns dieser Auftrag durch die Lappen geht, während du zu Hause sitzt, an deinem Jack Daniel’s nuckelst und auf Disney-Cartoons schießt, bis du tatsächlich noch jemanden umgenietet hast – dann ist der Arsch ab.«
    Spandau blickte zu Boden. »Ich überleg’s mir.«
    »In Ordnung. Bis heute Abend will ich eine Entscheidung. Jetzt geh erst mal was essen. Und trinken. Kaffee. Du brauchst eimerweise Kaffee.«
    Nachdem Spandau gegangen war, steckte Pookie den Kopf zur Tür herein.
    »Du hast gelauscht«, sagte Walter.
    »Ich hab gelauscht.«
    »Ich bin Geschäftsmann«, sagte Walter. »Ich hab nicht die Zeit, mich mit so einem Kokolores abzugeben.«
    Pookie ging zu ihm, schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Womit hab ich denn das verdient?«
    »Pam Mayhew hat gerade angerufen. Was den Flug und die Unterkunft angeht, ist alles geregelt. Sie nehmen ihn in einem Privatjet mit und bringen ihn in der Villa unter, die sie gemietet haben. Sie wollte sich bedanken, dass du alles so gut gedeichselt hast. Du weißt, dass er mit rüberfliegt, du Seele von einem Mistkerl. Auch wenn du ihn zu seinem Glück zwingen musstest.«
    »Hast du nichts zu arbeiten?«, raunzte Walter. »Sind wir denn hier in der Bibelstunde?«
    Pookie lächelte, warf ihm noch eine Kusshand zu und ging hinaus. Sie war jung und wahnsinnig sexy, und manchmal bildete Walter sich ein, ein bisschen in sie verliebt zu sein. Das Problem war bloß, er mochte sie viel zu gern. Er wusste, dass er zu den Leuten gehörte, die nur deshalb geschäftlich erfolgreich sind, weil es in ihrem Privatleben drunter und drüber geht. Das hielt man nur aus, wenn man im Beruf einigermaßen durchblickte, was bei ihm meistens der Fall war.
    Jedes Mal, wenn ihn eine Frau verließ – und sie verließen ihn alle –, stürzte Walter sich tagsüber in die Arbeit und nachts auf den Alkohol. Da er für das eine mit dem anderen bezahlte, war die Bilanz immer ausgeglichen. Dass er Selbstmord auf Raten beging, kümmerte ihn nicht weiter. Hauptsache, er brachte irgendwie die Stunden und Tage herum. Dann würden die Jahre – wenn ihm denn noch welche beschieden waren – schon von alleine vergehen.
    Pookie war schwer in Ordnung, ein nettes Mädchen, der Walter nur schaden konnte. Für Spandau war er auch kein guter Umgang. Früher vielleicht und vielleicht auch wieder später, aber nicht jetzt. Spandau würde ihm folgen, immer tiefer hinunter in seine Privathölle von einem Kaninchenloch. Manchmal musste man eben andere vor dem Menschen schützen, der man war.
    Spandau würde wieder auf die Beine kommen. Er würde nach Frankreich fliegen und diesen Job erledigen, auch wenn er es sich selbst nicht zutraute. So war er nun mal. Er würde gut essen, ein bisschen an die Sonne kommen, die Finger vom Alkohol lassen und – wenn Walter überhaupt Ahnung von Frauen hatte – von Anna Mayhew durchgeorgelt werden, bis ihm Hören und Sehen verging. Und das Allerbeste: Er wäre weit weg von Dee. Wenn er im Land blieb, würde er nie über sie hinwegkommen.
    Bei dem Gedanken an Anna Mayhew holte er sein Adressbuch raus und rief eine üppige, blonde Zahntechnikerin in Oxnard an. So, damit wäre der Abend unter Dach und Fach. Aber bis dahin waren erst noch irgendwie die Sekunden, Minuten und Stunden rumzubringen. Er nahm sich die Liste mit den Anrufen potenzieller Klienten vor, die Pookie ihm auf den Schreibtisch gelegt hatte, und griff zum Telefon. Und schon flog die Zeit nur noch so dahin.

12
    Der Happy Hair Beauty Salon lag in

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