Nächte in Babylon
Holzfäller nicht, wer ich bin?« Und an Spandau gewandt: »Was sind Sie denn schon? Ein Nichts, eine Null. Was haben Sie hier überhaupt verloren? Ich kann Sie mit einem Fingerschnippen entfernen lassen. Wie einen Haufen Hundescheiße.«
Spandau machte Anstalten, auf ihn loszugehen, und Anna schob sich eilig dazwischen. Andrei grinste. Anna musste ihre ganze Kraft aufbieten, um Spandau von ihm abzudrängen. »David, ich bitte dich! Schluss damit!« Sie bugsierte ihn an das andere Ende des Saals.
»Was war denn das für ein Auftritt?«, sagte sie. »Das hab ich wirklich nicht nötig, dass du meine Ehre verteidigst. Wenn du dich aufführst willst wie Prinz Eisenherz persönlich, steht das in einer Stunde in allen Zeitungen. Weißt du denn nicht, wo wir hier sind? Ich dachte, ich hätte dich engagiert, um mich zu beschützen, und nicht, um meiner Karriere endgültig den Rest zu geben.«
»Es tut mir leid«, antwortete er.
»Geh und kümmere dich ein bisschen um Pam oder so, ja? Ich hab noch was zu erledigen.«
Sie schob ihn weg. Als er wieder auf der Terrasse verschwunden war, machte sie sich auf die Suche nach Andrei. Der stand bei einer jungen Schauspielerin, hielt ihr sein malträtiertes Handgelenk hin und erzählte ihr brühwarm die ganze Geschichte.
»Ich muss mit dir reden«, sagte Anna zu ihm.
»Du hast den Vogelfreund weggeschickt. Weil er ein böser Junge war?«
»Entschuldige, aber er ist manchmal etwas übereifrig, wenn es um meine Sicherheit geht. Was macht deine Hand?«
»Das war nicht das erste Mal, dass ich mir deinetwegen blaue Flecken geholt habe«, sagte er. »Weißt du noch, wie du mich auf dem Highway aus dem Auto geschubst hast und ich die Böschung runtergekugelt bin?«
»Weil du mich mit Kat betrogen hattest.«
»Nur ein kleines bisschen«, sagte Andrei. »Es hatte nichts zu bedeuten. Ganz im Gegensatz zu dem, was damals zwischen dir und mir lief.«
»Stimmt, das war was Ernsteres«, antwortete Anna.
»Tut es dir leid darum?«
»Manchmal.«
»Ich denke oft an dich«, sagte Andrei. »Der Sex war bombastisch.«
»Zumindest das hat funktioniert.«
»Bleib heute Nacht bei mir«, sagte er.
»Nein«, antwortete sie. »Ich kann nicht.«
Er zog sie hinter sich her aus dem Saal, weg von den anderen Gästen. In einem abgelegenen Korridor drückte er sie mit dem Rücken gegen die Wand und küsste sie. Als er ihr in den Ausschnitt fasste, nahm sie seine Hand weg.
»Nicht hier«, sagte sie, schob ihn mit einem aufreizenden Lächeln ein Stück von sich weg und nahm ihm das wieder nachgefüllte Wodkaglas aus der Hand. Sie trank einen Schluck, ließ das Glas sinken und sah ihn an. »Mann, was bist du scharf auf mich«, sagte sie. »Ich glaube, so was nennt man schon notgeil.« Andrei presste sich an sie. Dabei ließ sie einen Schwall Wodka aus dem Glas auf seine Hose schwappen. Erschrocken machte er einen Satz nach hinten.
»Ach du liebes bisschen«, sagte sie lachend. »Entschuldige …«
Andrei lachte ebenfalls und ging erneut auf Tuchfühlung. Während er sie küsste, schlang sie ihm einen Arm um den Hals und tastete mit der anderen Hand nach seinem Hosenschlitz. Vor lauter Erregung bekam er nicht mit, was genau sie da unten mit ihren Fingern machte, und ihm entging auch das leise, ratschende Geräusch, das dabei entstand. Als sich der Wodka auf seiner durchnässten Hose mit einer blauen Stichflamme entzündete, hatte Anna sich bereits mit einem Sprung in Sicherheit gebracht.
»Du widerwärtiger Scheißkerl«, sagte sie zu ihm, während er wie Rumpelstilzchen herumhüpfte und wimmernd nach den Flammen schlug. »Hoffentlich hab ich ihn dir richtig verkohlt. Du behandelst meine Freunde nicht wie den letzten Dreck, du russisches Ekelpaket. Noch ein Mal, und ich fackle dich ab wie einen buddhistischen Mönch. Das schwör ich dir.«
Sie drohte ihm noch ein paarmal mit dem Feuerzeug und pfefferte es ihm zuletzt als Abschiedsgruß an den Kopf. Als Anna ihn stehen ließ, um nach Spandau zu suchen, warf sich Andrei in dem verzweifelten Bemühen, sein loderndes Geschlechtsteil zu löschen, mit dem Unterleib gegen die Wand.
3
Vielleicht ist es ein Glück, dass die meisten Leute, die bei den Festspielen eine Kinovorführung besuchen, Branchenprofis sind. Das heißt: Ihnen hängen Filme schon zum Hals raus, bevor sie überhaupt in Cannes eingetroffen sind. Der Mensch kann nur eine sehr begrenzte Anzahl grobkörniger albanischer Schwarz-Weiß-Schinken über kleine Jungen und ihre Lieblingshähne
Weitere Kostenlose Bücher