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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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unten am Pool saß, umringt von planschenden Oben-ohne-Häschen. Sie rief ihn an und ließ sich von ihm in der Suite abholen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte er, als sie im Fahrstuhl nach unten fuhren.
    »Ich hab mich schon besser amüsiert«, antwortete sie. »Der Einzige, der seinen Spaß hatte, war der Japaner, und der ist mit seinem eigenen Unterhaltungsprogramm angereist.«
    Sie holten Pam in der Villa ab, fuhren in die Berge und aßen im Le Moulin des Mougins zu Mittag. Spandau konnte sich nicht erinnern, jemals auch nur annähernd so gut gespeist zu haben. Vermutlich kostete allein der Wein mehr, als er in einer ganzen Woche verdiente. Er blickte sich in dem Restaurant um. Hätte er blind eine Münze über die Schulter geworfen, wäre sie mit Sicherheit in der Suppe eines Filmstars gelandet. Nach der ersten Flasche Wein legte sich Annas Anspannung ein wenig. Spandau konnte beobachten, wie sich das Verhältnis zwischen ihr und Pam unmerklich veränderte und wie sie ganz allmählich wieder zu Schwestern wurden. Während sie miteinander lachten und scherzten, verblasste Hollywood für den Augenblick zur Schattenwelt. Er konnte sie sich fast als die zwei jungen Mädchen aus Texas vorstellen, bevor sich der Ruhm trennend zwischen sie geschoben hatte. Es musste für beide eine schwierige Situation sein.
    Das Essen dauerte bis weit in den Nachmittag, und obwohl am Ende alle drei die besten Freunde waren, machte sich Spandau darauf gefasst, dass die aufgekratzte Stimmung nur so lange anhalten würde, bis sich die Wirkung des Weins verflüchtigt hatte. Und tatsächlich, kaum saßen sie wieder im Wagen, kehrten die Spannungen zurück. Anna verfiel in Schweigsamkeit und starrte während der Rückfahrt zur Villa nur aus dem Fenster. Pam arbeitete ein paar E-Mails auf ihrem Handy ab, einem Hightech-Gerät, mit dem sich – vielleicht abgesehen von einer Kernfusion – so ziemlich jede denkbare Aufgabe meistern ließ. Nach dem Essen fühlte Spandau sich schläfrig und zufrieden. Am liebsten hätte er sich zurückgelehnt und ein bisschen Augenpflege betrieben, aber genau genommen war er nach wie vor im Dienst, auch wenn er nicht hätte sagen können, worin dieser genau bestand.
    Wieder in der Villa angekommen, begab sich Anna kommentarlos auf ihr Zimmer.
    »Ihr fehlt doch hoffentlich nichts?«, sagte Spandau zu Pam.
    »Das ist nur eine von ihren Phasen«, antwortete sie. »Man gewöhnt sich daran. Es ist nicht persönlich gemeint. Am besten ignoriert man es und hofft, dass es nicht eskaliert.«
    Diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen. Als Spandau ungefähr eine Stunde später am Pool saß, wurde er von lautem Geschrei aufgeschreckt und rannte sofort ins Haus. Doch es war nur Anna. Sie machte Pam zur Schnecke, die mit gesenktem Kopf vor ihr stand.
    »Das interessiert mich einen Scheißdreck!«, sagte Anna. »Du hast meine Anrufe nicht zu filtern, kapiert?«
    »Ich dachte, du hättest dich ein bisschen aufs Ohr gelegt. Und dass ich deine Anrufe filtere, das gehört doch zu meinem Job. Drei Viertel meiner Zeit tue ich nichts anderes.«
    Anna warf einen Blick auf Spandau. »Was wollen Sie?«
    »Ich dachte, es wäre ein Krieg ausgebrochen. So weit alles klar?«
    »Aber nicht dank Ihnen. Während Sie sich in der Sonne aalen und in Ihrem Buch schmökern, hätte ich schon ein halbes Dutzend Mal entführt werden können.«
    »Ich saß genau unter Ihrem Fenster«, gab Spandau zurück. »Solange keine Ninjas mit dem Hubschrauber kommen, um Sie zu kidnappen, kann Ihnen nichts passieren.«
    »Ach, haut doch ab und macht zur Abwechslung mal das, wofür ich euch bezahle, ihr Klugscheißer. Das wäre wirklich ganz großes Kino.«
    Sie machte kehrt und stapfte wieder nach oben. Spandau sah Pam an.
    »Tja, so kann es gehen«, sagte sie.
    Am selben Abend fand in der Michelet Villa in Cap d’Antibes ein Empfang statt. Michelet war einer der größten europäischen Medienkonzerne, dem in fünf Ländern die Hälfte aller Kinos gehörten. Da sich bei Michelet jeder lieb Kind machen wollte, gehörten die Partys des Unternehmens zu den Höhepunkten der Festspiele. Als Anna, Pam und Spandau eintrafen, war die Stimmung schon kurz vor dem Siedepunkt. Während Pam sich allein unters Szenevolk mischte, heftete sich Spandau wie ein Terrier an Annas Fersen.
    Es war ein sonderbarer Abend gewesen. Anna schmollte immer noch, aber wenigstens ging sie nicht mehr auf alles los, was sich bewegte. Sie aß auf ihrem Zimmer. Spandau und Pam betrieben im

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