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Nächte in Babylon

Nächte in Babylon

Titel: Nächte in Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Depp
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klettern, nachdem ich Sie durch die Mangel gedreht habe.«
    »Und ich bin im Savate ausgebildet«, sagte Vignon.
    Während Spandau blitzschnell überlegte, was Savate noch mal bedeutete, verpasste Vignon ihm auch schon einen Tritt gegen die Innenseite des linken Oberschenkels. Sofort stellte sich von der Hüfte bis zu den Zehen ein taubes Gefühl ein.
    »Scheiße«, sagte Spandau und massierte sich das Bein.
    »Ich hatte Sie gewarnt«, sagte Vignon und tänzelte hin und her.
    Spandau knetete noch an seinem Oberschenkel herum, da holte Vignon erneut mit dem Fuß aus, um ihm mit einem Kick gegen die Brust den Rest zu geben. Darauf hatte Spandau nur gewartet. Er war bereit. Aus seiner gebückten Stellung heraus setzte er ansatzlos zu einer Rückhand an, die Vignon am Knöchel traf und seinen Tritt nach rechts ablenkte. Weil Vignon im Augenblick des Aufpralls auf einem Bein balancierte, wurde er zu einer unnatürlichen Drehung im Kniegelenk gezwungen.
    »Merde!«, sagte Vignon, der nur mit Müh und Not das Gleichgewicht halten konnte. Als er ein paar Schritte auf Abstand ging, hinkte er.
    Spandau rieb sich seinen Pferdekuss, Vignon hopste mit kleinen Schritten im Kreis herum und versuchte, sich den Schmerz aus dem Knie zu schlenkern. Spandau, der einen minimalen Vorteil witterte, humpelte auf Vignon zu, der ihm, das lädierte Bein nachziehend, entgegenhumpelte. Da keiner von beiden einen Tritt anbringen konnte, ohne umzufallen, besannen sie sich auf ihre Fäuste. Vignon zielte auf Spandaus Kinn, aber er geriet ins Straucheln, traf ihn nur an der Schulter und kippte, vom eigenen Schwung mitgerissen, nach vorne. Da Spandau im gleichen Moment Vignons Nase anvisiert hatte, ging sein Schlag daneben und landete mit voller Wucht auf dem Schädel des Franzosen. Ein lautes Krachen, zwei Schmerzenschreie.
    »Verflucht!«, rief Spandau und klemmte sich die gestauchte Rechte in die Achselhöhle.
    Vignon fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, klappte in der Mitte zusammen und pfiff durch die Zähne wie ein Wasserkessel.
    Angeschlagen umkreisten sie sich ein paar Minuten.
    Vignon war schwindelig. Da er sowieso nicht mehr in die Senkrechte hochkam, verfiel er auf die Idee, Spandau die Schulter in den Unterleib zu rammen.
    Der sah den Angriff kommen, aber seine rechte Hand war nutzlos, und seine linke hatte noch nie viel getaugt. Doch als er ihm im Stile eines Stierkämpfers mit einem schnellen Schritt zur Seite ausweichen wollte, riss ihm irgendetwas die Füße weg, und er ging zu Boden. Vignon, der bereits zum Sturmlauf angesetzt hatte, konnte nicht mehr bremsen. Er flog über Spandau hinweg und plumpste gut einen Meter von ihm entfernt auf den Hintern.
    Sie blieben erst mal eine Runde sitzen.
    »Auszeit«, sagte Spandau. Er schnupperte. »Ich glaube, ich bin in einem Hundehaufen gelandet.« Ein Blick genügte, und er wusste, dass ihn sein Geruchssinn nicht getrogen hatte.
    »Da kann ich noch einen draufsetzen.« Vignon hielt eine abgebrochene Flasche hoch. »Ich glaube, ich hab mir im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch aufgerissen.«
    Spandau rappelte sich auf, hinkte zu ihm hinüber und streckte ihm die linke Hand hin. Vignon rümpfte angewidert die Nase und zog sich lieber an einem Recyclingcontainer hoch.
    »Na, also«, sagte Spandau. »Dann waren die vielen Kletterübungen ja doch nicht für die Katz.«
    Langsam traten die beiden Männer den Rückweg durch die Gasse an. Der Clochard, der an der Hotelmauer lehnte, hatte das ganze Schauspiel beobachtet.
    »Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen«, sagte er, als sie an ihm vorbeiwankten. »Vielleicht hättet ihr es doch lieber mit Bumsen probieren sollen.«
    Sie kamen an die Straße. Vignons Wagen parkte um die Ecke.
    »Kannst du mal einen Blick auf meinen Arsch werfen?«, fragte er Spandau.
    Spandau sah ihn sich an.
    »Er blutet«, sagte er. »Könnte schlimmer sein.«
    »Jetzt ist die Hose auch noch hin.«
    »Können wir die Sache damit als beendet ansehen?«
    »Müssen wir wohl«, antwortete Vignon. »Es sei denn, du willst sie im Rollstuhl zu Ende bringen.«
    »Wie zwei Ritter auf Rädern«, sagte Spandau.
    »Wir klemmen uns die Krücken wie Lanzen unter den Arm und rasen volle Kanne aufeinander los. Wobei ich auch noch auf einem Hämorrhoidenkissen throne. Fehlt nur noch die schimmernde Rüstung. Und was wollen wir der holden Maid sagen?«
    »Die Wahrheit. Sie lacht sich bestimmt tot. Außerdem wird sie erleichtert sein, dass die Geschichte vom Tisch ist.«
    »Stimmt das

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