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Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten

Titel: Naechte mit Bosch - 18 unwahrscheinlich wahre Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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bemerkt, dass die Modellautos, die ihnen früher fälschlicherweise als »Spielzeug« verkauft worden waren, in Wahrheit wertvolles Sammelgut sind, des Schweißes der edelsten Hobbyisten wert.
    Deshalb sind die kleinen Autos überall, ganz bestimmt. Es soll eben nicht jeder wissen. Im Gehen, schon in der Tür, flüstert mir ein Modellfreund zu, auch der Weizsäcker solle ja welche haben und der Prinz Charles sowieso, er habe es erst neulich gehört. Ob ich im Laden die Sonderpackung mit den drei Omnibussen gesehen hätte, einer davon gegossen aus einer alten Form, fragte mich Doktor Vau bei unserem letzten Spaziergang.
    Natürlich hatte ich sie gesehen.
    »Und? Hast du sie dir gekauft?«
    Ich nickte müde und sagte: »Ja.«
    Vau lächelte dünn und sagte leise: »Das habe ich mir gedacht.«

I MOG NIMMER INKARNIER’N
    A LS ICH ZU K ONI , dem Telefon, kam, sagte er: »Sie sind mir geschickt worden. Ich habe eine Gänsehaut deswegen. Spüren Sie es auch? Hier!« Er legte die Zeige- und Mittelfinger an seine Schläfen.
    Ich betrachtete die gebräunte, von kleinen Altersflecken bedeckte, straff über den Schädel gespannte Haut vor seinen Ohren. Nichts Besonderes da. Eine Gänsehaut hätte ich nicht, antwortete ich. Vielleicht sei ich etwas nervös.
    »Das ist etwas anderes«, sagte er kurz und hart, wandte sich ab und schloss die Wohnungstür hinter uns beiden.
    Ich hatte ihn auf einer sehr merkwürdigen Messe kennengelernt, auf der esoterische Artikel und Dienstleistungen angeboten wurden: einen 70 Jahre alten Weißhaarigen in Woll jacke und brauner Hose, die zu kurz war und früher einmal eine Bügelfalte gehabt hatte. Diese Hose gab ihm etwas Ungelenkes, und ich vermutete dürre weiße Beine in ihr. Er stand zwischen Kichererbsenbällchen, Tarot-Kartenlegerinnen, Rosenquarzen sowie dem Stand des Vereins für Fastenwandern. Neben ihm befand sich ein Tisch, auf dem sich schmale weiße Bücher stapelten, »Lehrbücher der WeißenBruderschaft«. Sie hießen: »Hildegard von Bingen spricht aus dem Jenseits zu uns«. Oder: »Der Buddha Murat: Ich bin das, was man bei Euch die Maria nennt«. Koni, das Telefon, hatte mich damals am Ärmel gezupft und gesagt:
    »Das kommt hier alles fertig bei mir an. Ich muss es nur noch aufschreiben und drucken lassen.«
    »Kommt fertig an von wo?«, fragte ich.
    »Von drüben«, sagte er. Ich begriff, dass er das Jenseits meinte, nahm ein Buch in die Hand und blätterte. Dieses Buch hieß: »Das Einmaleins der Zukunft. Anweisungen über das Telefon Koni von meinem Bruder Kurt«.
    Sein Bruder sei drüben ein ganz Großer, sagte Koni, das Telefon, er werde nächstes Jahr in Südamerika wiedergeboren. Bis dahin gebe er ihm laufend Bücher durch wie dieses. »Sie können das Satz für Satz lesen«, sagte Koni, das Telefon, »jeder steht für sich und ist eine Wahrheit.« Er griff in die Seiten, zeigte auf eine Passage und las sie schnell vor:
    »Dies ist die Lehre von der möglichen Unmöglichkeit des menschlichen Geistes, wenn er nicht in sich die Ruhe als Weg und Ziel findet und eingesetzt hat. Die Ruhe aus dem Nichts, die Beständigkeit der geistigen Substanz löst sich irgendwie auf, und der Mensch hat sein ›Ich‹, sein unsterbliches ›Ich‹ noch nicht einmal gefunden, erkannt und erdacht.«
    »Stimmt doch, oder?«, sagte Koni, das Telefon.
    Ich wusste nicht recht.
    »Oder hier«, sagte er und ließ einen seiner langen Finger auf einem anderen Satz ruhen: »Die Welt hat schon vieles erlebt, aber in so einem Engpass, so einem Loch, aus dem nichts mehr herauskommt, ist sie noch nie gewesen.«
    Das leuchtete mir ein. Das Buch kostete 15 Mark, und ich kaufte es.
    »Hier, das schenke ich Ihnen noch dazu«, sagte Koni, das Telefon. »Das hat mir der Shakespeare durchgegeben.« Er redete Bayerisch. Hot mia da Schehkspier durchgebn.
    »Der Shakespeare«, wiederholte ich langsam. Es waren elf DIN-A4-Seiten.
    Ich las das Buch von Kurt auf dem Heimweg. Kurt gab manchmal nachts um 3.09 Uhr durch, dann wieder abends um 20.36 Uhr und morgens um 6.13 Uhr. Das stand immer dabei. Zum ersten Mal hatte er sich am 13.10.1985 gemeldet und mitgeteilt: »Bin hier in gehobener Stellung, geistig schon eingeschult und in höherer Sphäre eingezogen.« Koni, dem Telefon, versprach er für künftige treue Dienste: »Als Arbeiter des Herrn hast du dann Protektion hier bei den großen Meistern, und du hast schon so viel gelernt und aufgenommen, und damit beginnt wirklich eine neue Zeit für dich. Sei bereit,

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