Naechtliche Versuchung - Roman
sich, sei nicht so dumm und selbstsüchtig. Er braucht seine Energien …
Jetzt mehr denn je.
Verwirrt schreckte sie zusammen, als Kyrian die Fesseln zerriss. Dann nahm er Amanda in die Arme und küsste sie sanft. »Danke, meine Süße.«
»War mir ein Vergnügen.«
Über diese Antwort musste er lachen. Er legte sie an seine Seite und hielt sie fest, als wollte er sie nie mehr loslassen. Bald schlief er ein.
An ihrer nackten Schulter spürte sie seinen warmen Atem und schwelgte in seiner Nähe. Hoffentlich hatte sie es in dieser
Nacht geschafft, seine bösen Erinnerungen zu verscheuchen, hoffentlich würde er die nächste Konfrontation mit Desiderius überleben.
Das Telefon läutete und weckte Amanda. Vorsichtig befreite sie sich aus Kyrians Armen und dachte errötend an die Ereignisse, die in diesem Bett stattgefunden hatten.
Nie zuvor hatte sie sich so schamlos verhalten. Und dann erkannte sie, dass sie das kein bisschen störte. Sie eilte in Esmeraldas Zimmer und meldete sich am Telefon. »Hallo?«
»Gott sei Dank, du bist noch da, Mandy«, sagte Essie. »Mein Auto ist zusammengebrochen, und ich sitze am Stra ßenrand fest. Würdest du mich abholen?«
»Natürlich.« Amanda notierte sich die Adresse, dann duschte sie hastig, zog sich an und kehrte ins Gästezimmer zurück. Zärtlich küsste sie Kyrians Wange.
Als sie sich aufrichtete, ergriff er ihre Hand. »Wohin gehst du?«
»Ich muss Essie abholen.«
»Nein, das ist zu gefährlich.«
»Am helllichten Tag wird mir nichts zustoßen.« In seinen Augen las sie immer noch tiefe Sorge. »Wie lange dauert es bis zum Sonnenuntergang?«
»Noch ein paar Sunden«, versicherte sie.
»Also gut. Aber komm sofort zurück.«
»Jawohl, Sir.«
»Sehr komisch.«
Mit einem letzten Kuss verabschiedete sie sich.
Kurz danach erwachte Kyrian, stand auf und stellte fest, dass seine Wunden fast verschwunden waren. Er entfernte die letzte blutige Bandage von seinem Unterarm und warf sie in den Abfallkorb neben der Tür.
»Amanda?«, rief er.
Keine Antwort. Angespannt lauschte er. Im ganzen Haus herrschte tiefe Stille. Also war sie noch nicht zurückgekommen.
Er griff nach seiner Kleidung und ging ins Bad. Lange brauchte er nicht, um zu duschen, sich anzuziehen und zu rasieren. Langsam kehrte er zum Gästezimmer zurück. In der Tür blieb er stehen, als er Amanda erblickte. Sie trug enge Jeans, und ein schwarzer Pullover schmiegte sich an die Kurven, die er so sehr liebte. Mit ihrem offenen langen Haar sah sie hinreißend aus.
Lautlos trat er hinter sie, während sie den Abfallkorb inspizierte. Er neigte sich hinab, um ihren Hals zu küssen, sobald seine Lippen ihre Haut berührt hatten, nahm er ihren Duft wahr.
Nicht Amanda. Sondern Tabitha.
14
KYRIAN WICH ZURüCK. Abrupt fuhr Tabitha zu ihm herum. In ihrem Gesicht zeigten sich immer noch die Spuren der brutalen Prügel, die sie von Desiderius’ Lakaien bezogen hatte, an einer Wange klebte ein Pflaster über einer genähten Wunde.
Beschämt dachte er an sein Versagen. Warum war es ihm misslungen, einen der Menschen zu schützen, die Amanda so innig liebte? Ein solches Fiasko würde er sich nie wieder erlauben.
»Wer sind Sie?«, fragte sie. »Wo ist Esmeralda?«
Er warf einen Blick in den Spiegel, der sein Bild nicht zeigte. Hastig trat er beiseite, bevor Tabitha das ebenfalls bemerken würde. »Auf dem Heimweg ist ihr Auto zusammengebrochen, Amanda holt sie ab.«
Zu spät erkannte er, dass es besser gewesen wäre, den Mund zu halten, denn sie erinnerte sich sofort an seinen eigenartigen Akzent.
»Sie!«, schrie sie. »Was haben Sie meinen Schwestern angetan?«
»Beruhigen Sie sich, beide sind in Sicherheit.«
»Zur Hölle mit Ihnen!«, fluchte sie und stürzte sich auf ihn.
Da er sie nicht verletzen wollte, machte er auf dem Absatz kehrt und rannte in den Flur.
»Elender Vampir!«, kreischte sie.
Im Erdgeschoss erklangen Geräusche. Offenbar war Tabitha nicht allein ins Haus gekommen.
»Zieht die Vorhänge da unten auseinander«, befahl sie. Gleichzeitig riss sie an der Schnur eines Vorhangs, der die Fenster im Flur des oberen Stockwerks verdeckte.
Gepeinigt stöhnte Kyrian, als Tageslicht hereinströmte. Am Treppenabsatz sprang er über das Geländer und landete in der Diele. Er lief ins Wohnzimmer, wo ihn zwei weit aufgerissene Augenpaare anstarrten. Der dunkelhaarige Mann erblasste, aber die Blondine reagierte blitzschnell, stürmte zum Fenster und zog die Jalousien hoch.
Ehe Kyrian sich
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