Naechtliche Versuchung - Roman
Loser? Und das aus deinem Mund? Obwohl du mit einem Kerl zusammen bist, der in den letzten drei Jahren nur knapp zwei Wochen gearbeitet hat?«
»Wenigstens hat Eric eine Seele.«
»Und Kyrian hat ein Herz.«
»Oh, bildest du dir ein, das würde alles wettmachen? Für diesen Schurken willst du alles aufgeben, Mandy? Dein Leben, deine Zukunft? Was kann ein Vampir einer Buchhalterin schon bieten? Du wünschst dir doch Kinder! Willst du sie von diesem Abschaum kriegen?«
Schweren Herzens lauschte Kyrian dem erbitterten Streit. In jedem Wort, das Tabitha hervorstieß, erkannte er klar, wie Recht sie hatte.
Er starrte in die Sonnenstrahlen, die das Haus erhellten. Für ihn war das Tageslicht tödlich, für Amanda lebenswichtig. Die Menschen brauchten den Sonnenschein wie die Luft zum Atmen. Wenn Amanda sein Leben teilte, würde sie niemals Frieden finden. Alle ihr Träume müsste sie für ihn opfern.
Das würde er nicht zulassen.
Unglücklich schleppte er sich durch die Schatten zur Treppe.
»Würdet ihr endlich zu streiten aufhören?«, schrie Esmeralda.
Kyrian hörte ihren schrillen Stimmen nicht mehr zu, während er die Stufen hinaufstieg.
Nach ein paar Minuten und zahllosen üblen Beleidigungen merkte Amanda, dass Kyrian verschwunden war. »Wo ist er?«
»Oben«, antwortete Esmeralda.
Sofort eilte Amanda zur Treppe. Aber Tabitha hielt sie zurück. »Das darfst du dir nicht antun.«
»Reg dich bloß ab, Tabby! Was weißt du schon über ihn? Er ist kein Vampir, sondern ein dunkler Jäger.«
»Ja, und Julian Alexander hat gesagt, da gibt’s keinen Unterschied. Beide besitzen eine animalische Anziehungskraft. Und beide sind Killer.«
»Was? Das hat Julian behauptet? Unmöglich!«
»Ob du es glaubst oder nicht, ist mir egal. Während du diese Infos verdaust, will ich erzählen, was Julian sonst noch gesagt hat. Bevor Artemis deinen Freund freilässt, wird sie ihn töten.«
Nein, klagte Amandas Herz. Entschlossen rannte sie nach oben und fand Kyrian im Gästezimmer, wo er seine Sachen zusammenpackte. »Was machst du?«
»Ich ziehe aus.«
»Jetzt kannst du nicht hinausgehen, kurz nach Mittag …«
»Ich habe Tate angerufen«, erklärte er tonlos.
»Bitte, Kyrian …«, begann sie und streckte eine Hand nach ihm aus.
»Rühr mich nicht an!«, fauchte er und entblößte seine spitzen Zähne. »Hast du Tabitha nicht zugehört? Ich bin ein Tier. Kein Mensch.«
»Letzte Nacht habe ich nicht mit einem Tier geschlafen.«
»Wirklich nicht?«
»Nein«, bekräftigte sie und strich über seine Wange.
Nur sekundenlang schien er die Liebkosung zu genießen.
Dann erstarrte sein Gesicht, und er schob ihre Hand weg. »Weißt du, wie oft ich mich mit aller Kraft beherrschen musste, um meine Zähne nicht in deinen Hals zu graben? Wie oft ich mir gewünscht habe, dein Blut zu schmecken?«
Angstvoll schluckte sie. Aber sie ließ sich nicht beeindrucken. Er wollte sie nur erschrecken, um sie in die Flucht zu schlagen. »Kein einziges Mal hast du mich verletzt. Eher würdest du sterben.«
Schweigend ergriff er seinen Koffer und verließ das Zimmer. Amanda folgte ihm durch den Flur, zum Treppenabsatz.
»Nein, du kannst nicht gehen. Nicht so.«
»Doch, das kann ich.«
Entschlossen hielt sie seinen Arm fest. »Bitte, ich will nicht, dass du mich verlässt!«
Ihre Worte drohten sein Herz zu zerreißen. Das will ich auch nicht … Wie gern würde er Amanda über seine Schulter werfen, ins Zimmer zurücktragen und für die restliche Ewigkeit lieben! Hätte er doch das Recht, sie für sich zu beanspruchen …
Aber es sollte nicht sein, er war ein Diener der Göttin, sein Leben gehörte nicht ihm selbst.
»Geh in deine eigene Welt zurück, Amanda, da bist du sicher.«
Da nahm sie sein Gesicht in beide Hände. Ihre leuchtend blauen Augen tauchten so sehnsüchtig in seine, dass sie ihm brennende Schmerzen bereiteten. »Diese Sicherheit interessiert mich nicht mehr, Kyrian. Nur dich will ich.«
»Sag das nicht!« Verzweifelt riss er sich los und stieg die Stufen hinab.
»Warum nicht?«, fragte sie und blieb ihm auf den Fersen. »Das ist die reine Wahrheit.«
Stöhnend blieb er stehen und wandte sich zu ihr. »Aber wir können nicht zusammenbleiben, ich gehöre jemand anderem.«
»Lass mich dich lieben.«
Qualvoll zerrte ihre flehende Stimme an seiner Willenskraft. Allmächtige Götter, wie einfach wäre es, ihr sein Herz zu öffnen, sie zu umarmen und …
Während er stets derselbe blieb, würde er sie altern
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