Naechtliche Versuchung - Roman
dunkle Jäger nahm eine Aktentasche entgegen, legte sie auf den Schreibtisch und öffnete sie. Verblüfft starrte Amanda auf zwei kleine Handfeuerwaffen, ein vollautomatisches Gewehr, ein Halfter, ein Handy, drei Messer, die sehr gefährlich aussahen, und eine Sonnenbrille mit runden Gläsern.
»Wenn ich dich nicht hätte, Tate …«, sagte der dunkle Jäger in einem freundlichen Ton, den Amanda ihm niemals zugetraut hätte.
»Hoffentlich hat Nick nichts vergessen.«
»Nein, er hat alles mitgebracht.«
Seltsam, dachte Amanda, ein moderner amerikanischer Slang - im Mund eines Mannes, der mit einem so verführerischen Akzent spricht. Tate nickte ihnen zu und verließ das Büro. Fasziniert beobachtete sie, wie der dunkle Jäger den Gürtel mit dem Pistolenhalfter um die Hüften schlang. Dann lud er alle Waffen, sicherte sie und verstaute sie in dem Halfter, sodass sie von seinem langen Mantel verborgen wurden.
Ein Butterflymesser steckte er in die hintere Gesäßtasche, die beiden anderen verschwanden in Manteltaschen, das Handy schob er in den Gürtel.
Skeptisch musterte Amanda das Arsenal. »Ich dachte, man kann einen Vampir nur töten, wenn man einen Holzpfahl in sein Herz sticht.«
»Mit einem Holzpfahl, der ein Herz durchbohrt, kann man fast alles töten. Wenn’s nicht klappt, muss man allerdings schleunigst davonlaufen. Um mich zu wiederholen, Lady, du siehst zu viel fern. Führst du kein Leben?«
»Doch, im Gegensatz zu dir führe ich ein ganz wundervoll langweiliges Leben, in dem mich niemand zu ermorden sucht. Und weißt du was? Es gefällt mir so. In dieses Leben würde ich sehr gern zurückkehren.«
»Okay«, stimmte er belustigt zu, »dann besuchen wir deinen Freund, damit er uns voneinander befreit. Dann kannst du in dein langweiliges Leben zurückkehren und ich in mein gefährliches.« Herausfordernd fuhr er mit der Zunge über seine spitzen Zähne, dann setzte er die Sonnenbrille auf.
Wieder einmal beschleunigte sich Amandas Puls. Mit dieser Brille glich er einem seelenvollen Poeten. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen und einen Kuss verlangt.
Um die Handschellen zu verstecken, steckte er Amandas Hand zusammen mit seiner in seine Manteltasche, bevor er sie aus Tates Büro und durch den breiten Korridor der Klinik führte. Dabei fiel ihr sein geschmeidiger Gang auf, der an ein Raubtier erinnerte. Der Mann war die verkörperte Anmut und seine selbstbewusste, aufrechte Haltung riskant, denn dadurch zog er die Blicke aller Frauen auf sich.
Als sie den Parkplatz für das Klinikpersonal erreichten, entdeckte Amanda einen Lamborghini Diablo und stieß einen leisen Pfiff aus. Auf dem schwarz lackierten Dach glänzte der Widerschein des Lampenlichts wie eine Gloriole. Normalerweise interessierte sie sich kein bisschen für Autos - Lamborghinis ausgenommen.
Dieser Traumwagen musste einem Arzt gehören. Zumindest glaubte sie das, bis der dunkle Jäger darauf zuging.
»Was machst du?«, fragte sie.
»Ich steige in mein Auto.«
Entgeistert schnappte sie nach Luft. »Das gehört dir?«
»Nein«, erwiderte er sarkastisch, »ich stehle es mit dem Schlüssel in meiner Hand.«
»Heiliger Himmel, du musst ja im Geld schwimmen!«
Er zog die Sonnenbrille zu seiner Nasenspitze hinab und warf ihr einen zärtlichen Blick zu. »Ja, es ist erstaunlich, wie viel man in zweitausend Jahren sparen kann.«
Amanda blinzelte. War das möglich? »Bist du wirklich so alt?«, fragte sie ungläubig.
Gleichmütig nickte er. »Um genau zu sein - im letzten Juli wurde ich zweitausendeinhundertzweiundachtzig Jahre alt.«
Sie biss auf ihre Unterlippe und taxierte seinen faszinierenden Körper. »Für einen so alten Mann siehst du fabelhaft aus. Ich hätte dich höchstens auf dreihundert geschätzt.«
Lachend steckte er den Schlüssel ins Schloss des Wagenschlags.
Während sie wartete, bis er die Tür öffnete, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen und hänselte ihn: »Angeblich wollen Männer, die solche Autos fahren, wettmachen …«, vielsagend glitt ihr Blick zur Wölbung in seinen Jeans hinab, »… was ihnen an anderer Stelle fehlt.«
Nachdem er die Autotür geöffnet hatte, schaute er Amanda über den Brillenrand hinweg mit ausdruckslosen Augen an. Dann trat er plötzlich näher zu ihr und überwältigte sie mit seiner hypnotischen maskulinen Aura. Ehe sie auch nur ahnte, was er vorhatte, presste er ihre gefesselte Hand an die bewusste Stelle seiner Jeans.
Nein. Da musste er gar nichts
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