Naechtliche Versuchung - Roman
die Windschutzscheibe zu zertrümmern.
»Hab ich nicht gesagt, ihr sollt den Lamborghini nicht anrühren?« Der dunkle Jäger wechselte in den Vorwärtsgang und schleuderte den Dämon in die Luft. »Angeblich könnt
ihr nicht fliegen«, seufzte er und steuerte die Straße an. »Ich glaube, Acheron muss das Handbuch überarbeiten.«
Beklommen schaute Amanda durch die Heckscheibe und entdeckte zwei Autos, die ihnen folgten. »O Gott«, flüsterte sie und legte ihre gefesselte Hand auf seine, damit sie seine Bewegungsfreiheit nicht einschränkte, wenn er schaltete. Da sich die Situation zuspitzte, wollte sie ihn nicht behindern, während sie vor den Feinden flüchteten, sondern ihn unterstützen, so gut sie es vermochte.
»Halt dich fest!«, rief er, knipste das Radio an und beschleunigte das Tempo.
Als sie die Straße erreichten, plärrte Lynyrd Skynyrds »That Smell« aus den Lautsprechern.
Obwohl Amanda nicht katholisch war, begann sie einen Rosenkranz zu beten. Wie erstarrt saß sie neben dem dunklen Jäger.
»Licht!«, schrie sie. Erst jetzt merkte sie, dass sie in totaler Finsternis dahinbrausten und die Autofenster ungewöhnlich stark getönt waren, was das gesetzlich erlaubte Limit eindeutig überschritt. »Ein bisschen Licht würde dir sicher helfen.«
»Nein, weil es in meinen Augen schmerzen und ich nichts sehen würde. Vertrau mir.«
»Dir soll ich vertrauen?« Mit ihrer freien Hand klammerte sie sich an den Beifahrersitz wie an einen Rettungsring. Oder sie stemmte sich gegen das Armaturenbrett. Würde sie diese halsbrecherische Fahrt überleben? »Leider bin ich nicht unsterblich.«
Damit brachte sie ihn zum Lachen. »Wenn wir einen ganz schlimmen Unfall bauen - ich auch nicht.«
»Also wirklich, ich hasse deinen Humor«, fauchte sie, und er lachte noch lauter.
Während sie durch den dichten Verkehr von New Orleans rasten, wechselte er immer wieder die Fahrspur. Amanda stand Höllenqualen aus. Ganz zu schweigen von der Angst, seine ruckartigen Bewegungen am Schalthebel würden ihr die Hand abreißen. Alle paar Sekunden schluckte sie und bekämpfte ihre Übelkeit.
Ein großer schwarzer Chevy tauchte neben dem Lamborghini auf und versuchte ihn gegen einen Sattelschlepper zu drängen. Die Zähne zusammengebissen, unterdrückte Amanda einen Schrei.
»Nur keine Panik«, übertönte die Stimme des dunklen Jägers die Musik. Dann riss er das Lenkrad herum, sein Auto schlitterte unter das riesige Vehikel, und er drosselte das Tempo. »So was habe ich schon oft gemacht.«
Amandas Atem stockte, als sie auf eine andere Fahrspur gerieten. Dort wartete ein roter Firebird und versuchte den Lamborghini zu rammen. Nur um Haaresbreite verfehlte der dunkle Jäger einen geparkten Wagen.
In ihrer Todesangst konnte sie nur nach Luft schnappen. Und beten. Nie zuvor hatte sie so verzweifelt gebetet.
Schließlich erreichten sie die Autobahn. In Amandas Fantasie war ihr ganzes langweiliges Leben wie ein rasanter Film abgelaufen. Und was sie gesehen hatte, missfiel ihr. Weil es zu kurz gewesen war.
So viel wollte sie noch tun, bevor sie sterben würde - zum Beispiel Tabitha verprügeln.
Plötzlich erschien der schwarze Chevy wieder neben dem Lamborghini und drängte ihn beinahe von der Straße. Der
dunkle Jäger trat auf die Bremse, sein Wagen rutschte seitwärts, und Amandas Magen drehte sich um.
»So sehr ich die Römer auch hasse«, bemerkte er, »ihre Nachfahren produzieren wirklich fabelhafte Autos.« Hastig schaltete er, beschleunigte und sauste an dem Chevy vorbei. Dann überquerte er den Mittelstreifen und die Gegenfahrbahn, steuerte in so halsbrecherischem Tempo eine Ausfahrt an, dass Amanda nur einen Lichterwirbel sah.
In ihren Ohren gellten schrille Hupen und kreischende Bremsen, gefolgt von klirrendem Metall, als der Firebird und der Chevy, beide voller Dämonen, zusammenprallten. Ohne andere Verkehrsteilnehmer zu rasieren, flogen sie über die Leitplanke.
Der dunkle Jäger stieß doch tatsächlich einen triumphierenden Schrei aus und wendete den Lamborghini, fuhr ein Stück zurück und bremste, um sich an dem Chaos zu weiden, das er hinterlassen hatte. Amanda zitterte am ganzen Körper.
Voller Genugtuung grinste er sie an und schaltete das Radio aus. »Kein einziger Kratzer an meinem Lack! Ha! Jetzt könnt ihr Stahl fressen, ihr verdammten Seelensauger!« Mit quietschenden Reifen wendete er, gab Gas und kehrte zur Stadtmitte zurück.
Ungläubig starrte sie ihn an und versuchte sich mit tiefen
Weitere Kostenlose Bücher